Navigation und Service

Drei Skulpturen der “Entarteten Kunst” im Museum Schloß Burgk in Schleiz

Datum 09.05.2022

Der Bund beteiligt sich mit drei Leihgaben an der Ausstellung „Dein Ritter Hultenreich", die vom 14. Mai bis 31. Oktober 2022 im Museum Schloß Burgk in Schleiz gezeigt wird.

Fast 70 Jahre hat die kleine Skulptur des "Sitzenden Mädchens" verschüttet in der Erde zugebracht. Zusammen mit weiteren 15 Werken der Moderne wurde sie 2010 bei Ausgrabungen im Bereich des Roten Rathauses in Berlin geborgen. Der sogenannte "Berliner Skulpturenfund" stellte eine Sensation dar, denn schnell war klar, dass es sich um Werke handelte, die 1937 in unterschiedlichen deutschen Museen als "entartete Kunst" beschlagnahmt und Ende 1941 als Restbestände der "Verfallskunst" in der ehemaligen Königstraße 50 (heute Rathausstraße) in Berlin eingelagert wurden. Das Haus wurde im Krieg zerstört, ebenso ein Teil der dort aufbewahrten Kunstwerke. Immerhin 16 Werke konnten 2010 gerettet werden.

Die lange unterirdische Verweildauer hat an den Kunstwerken deutliche Spuren hinterlassen. Trotzdem war es möglich, das fragmentierte "Sitzende Mädchen" als eine Plastik aus Steinzeug des Hagener Künstlers Will Lammert (1892-1957) zu identifizieren. Sie ist 1913, während Lammerts Studium an der Staatlichen Kunstgewerbeschule in Hamburg entstanden. Dort hatte er die Möglichkeit, sich in der Keramikwerkstatt auszuprobieren. Das war der Anfang einer intensiven Auseinandersetzung mit diesem Material. Später (1924-1927) leitete Lammert die Keramikwerkstatt der Kunstgewerbeschule in Essen.

Nach dem Beginn der Herrschaft des NS-Regimes 1933 verließen der Künstler und seine jüdische Ehefrau Deutschland, fanden zunächst Zuflucht in Paris und emigrierten 1934 nach der Ausweisung aus Frankreich in die Sowjetunion.

Die 16 Werke aus dem Skulpturenfund überließ die Bundesrepublik Deutschland dem Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte als Dauerleihgabe. Sie waren zunächst im Griechischen Hof des Neuen Museums in Berlin zu sehen, bevor sie sich ab 2012 auf eine große Austellungstournee an zehn Orte in Deutschland und Luxemburg begaben.

Drei der Skulpturen sind nun im Museum Schloß Burgk in Schleiz zu sehen. Neben dem "Sitzenden Mädchen" von Will Lammert werden der Terrakotta-Kopf von Otto Freundlich und "Somnambule" aus Kunststein von Fritz Maskos gezeigt. Sie sind eingebettet in die umfangreiche Ausstellung "Dein Ritter Hultenreich" mit den Ergebnissen eines lebhaften Zwiegesprächs zwischen dem Maler Harald-Alexander Klimek (*1959) und dem Schriftsteller Jürgen K. Hultenreich (*1948). Werke der langjährigen Weggefährten Hans-Hendrik Grimmling, Nikolai Makarov, Hans Scheib und Strawalde erweitern diesen Dialog. Die für die Ausstellung bereitgestellten Leihgaben des Berliner Museums für Vor- und Frühgeschichte, das für die Bundesrepublik Deutschland die Objekte aus dem Berliner Skukpturenfund bewahrt, spannen den großen Bogen der künstlerischen Auseinandersetzung zwischen den zeitgenössischen und historischen Positionen.

Die Ausstellung "Dein Ritter Hultenreich" ist vom 14. Mai bis 31. Oktober 2022 im Museum Schloß Burgk in Schleiz zu sehen.

Vernissage: 14. Mai 2022, 16.00 Uhr

Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite des Museums: Museum-Schloss-Burgk

Will Lammert, Sitzendes Mädchen I (Bild hat eine Langbeschreibung) Will Lammert, Sitzendes Mädchen I, 1913
Will Lammert, Sitzendes Mädchen I, 1913, Steinzeug, ursprüngliche Höhe: 28 cm, Bundesrepublik Deutschland, 2012 zugeordnet aus dem Berliner Skulpturenfund Quelle: Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Vor- und Frühgeschichte, Foto: Achim Kleuker