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Ranftl, Johann Matthias

Rastende Jägergruppe mit Jagdbeute (Rastende Jäger mit erlegtem Wild, Hunden und einem Pferd)

Entstehungsjahr 1849
Technik Öl auf Holz
Maße 89,0 x 111,0 cm
Münchener-Nr. 11082
Linz-Nr. 772
Lost Art-ID 218923
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Johann Matthias Ranftl (1804–1854) war ein österreichischer Genre- und Historienmaler.[1] Ranftl erhielt seine Ausbildung an der Akademie der Künste in Wien. Aufenthalte in der Schweiz und Deutschland weckten sein Interesse für die Landschaftsmalerei. Es folgten Reisen nach Moskau, St. Petersburg, London und Paris. Besonders bekannt ist der Künstler für seine Hundedarstellungen, weshalb er den Spitznamen „Hunde-Raffael“ erhalten hatte. Er befasste sich aber auch mit Szenen des vorstädtischen und bäuerlichen Lebens. Zu dieser Gattung zählt das vorliegende Gemälde.

Das Werk zeigt eine rastende Jägergruppe im Freien. Im Bildvordergrund sind Jagdhunde vor dem erlegten Wild dargestellt. Dahinter sitzen auf einem Felsblock drei Jäger, rechts von ihnen steht ein Pferd. Im Bildhintergrund befinden sich zwei weitere sitzende Figuren mit Hut, den Rücken zum Betrachter gewandt. Vor ihnen erhebt sich das Hochgebirge, darüber der bewölkte Himmel. Als Werktitel ist sowohl „Rastende Jägergruppe mit Jagdbeute“[2] als auch „Rastende Jäger mit erlegtem Wild, Hunden und einem Pferd“[3] überliefert.

Das Gemälde ist signiert und datiert „Ranftl 1849“.

Folgende Hinweise können der Rückseite entnommen werden: in blauer Fettkreide „11082“ (Mü-Nr.); „772“ (Linz-Nr.); in Schwarz „K 308“ (Kremsmünster).[4]

[1] Für das Folgende vgl. Österreichisches Biographisches Lexikon, 1815–1950, Bd. 8, Wien 2004, S. 413f. URL: www.biographien.ac.at/oebl/oebl_R/Ranftl_Matthias-Johann_1804_1854.xml [Abruf: 16.11.2018].

[2] Vgl. Datenbank „Sammlung des Sonderauftrages Linz“, Linz-Nr. 772. URL: www.dhm.de/datenbank/linzdb/ [Abruf: 19.11.2018].

[3] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Mü-Nr. 11082.

[4] Laut ebd.

Provenienz

Zeittafel
(…) 
Spätestens seit 1938–Mai 1939Felix Stransky (1871–1945), Wien
Mai–Juli 1939Galerie Almas, München
Seit Juli 1939Reichsvermögen („Sonderauftrag Linz“)
Ab Sommer 1943Eingang in das Bergwerk Alt-Aussee
20.10.1945Eingang in den Central Collecting Point München
1949–2006Bundesvermögen
2006Restitution

Das Gemälde „Rastende Jägergruppe mit Jagdbeute“ war einst Teil der Sammlung von Felix Stransky (1871–1945).[1] Stransky war als Bankdirektor in Wien tätig und verheiratet mit Rosa Stransky, geborene Hochmann. Das Ehepaar hatte zwei Kinder. Als Jude zählte Stransky zum Personenkreis der rassisch Verfolgten des NS-Regimes. Er war vom 25. Mai 1943 bis zum 8. Juli 1945 im Konzentrationslager Theresienstadt interniert[2] und verstarb im Jahre 1950 in Wien.

Wann und auf welchem Wege das Gemälde in sein Eigentum gelangte ist nicht bekannt. Zwar war Stransky im Zuge der „Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden“ vom 26. April 1938 gezwungen, sein gesamtes Vermögen den Behörden zu melden, darunter auch Kunstgegenstände. Allerdings erscheint das Werk in seinem Vermögensverzeichnis vom Juli 1938 nicht namentlich.[3] Als Eigentumsnachweis dient jedoch die „Reichsliste national wertvollen Kulturguts“ aus dem Jahre 1938. Hier ist das Gemälde als Eigentum Stranskys gelistet.[4]

Im Mai 1939 verkaufte Stransky das Werk zusammen mit zwei weiteren Gemälden aus seiner Sammlung an die Münchner Kunsthändlerin Maria Almas-Dietrich für insgesamt RM 10.000,-.[5] Weitere Wertgegenstände aus dem Eigentum Stranskys wurden zwischen Juni und August 1939 durch das staatliche Auktionshaus Dorotheum Wien erworben.[6]

Maria Almas-Dietrich (1892–1971), geborene Dietrich, betrieb nach eigenen Angaben seit 1918 eine Kunsthandlung in München.[7] Im Jahre 1921 heiratete sie den türkischen Staatsbürger Ali Almàs-Diamant und trat zum Judentum über. Seit 1926 lebten sie jedoch in Trennung, 1937 erfolgte die Scheidung. Der Name „Almas“ blieb jedoch für die Galerie erhalten. Nach eigenen Angaben lernte Almas-Dietrich im Jahre 1936 Heinrich Hoffmann (1885–1957), den Fotografen Adolf Hitlers, kennen und erhielt über diesen erste Aufträge, Kunst für Hitler zu erwerben. Fortan entwickelte sie sich zu den aktivsten Vermittlern von Kunst an die Nationalsozialisten. Zwischen 1936 und 1944 verkaufte Almas-Dietrich über eintausend Kunstwerke an Hitler und zählt damit zu den Kunsthändlern mit der größten Anzahl an Hitler verkauften Kunstwerken. Am 15. Januar 1940 wurde sie aufgrund einer eidesstattlichen Erklärung, dass sie keine Jüdin sei, im Deutschen Reich eingebürgert. Nach der Zerstörung ihrer Galerie bei einem Luftangriff am 20. April 1944 wurde der Betrieb in die eigene Villa an der Gustav-Freytag-Str. 5 im Herzogpark verlagert. Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm Maria Almas-Dietrich nach 1945 mehrfach zu ihren Geschäften. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA&A ausgewertet.[8]

Die Nummer K308 auf der Property Card sowie auf der Bildrückseite weist auf die Lagerung des Gemäldes im Depot Kremsmünster hin.[9] Das beschlagnahmte Stift Kremsmünster in Österreich war das erste Auslagerungsdepot des „Sonderauftrag Linz“. Ab Mai 1941 wurden hier Kunst- und Kulturgüter untergebracht, die für das „Führermuseum“ erworben wurden.[10] Aus Sorge vor Luftangriffen, wurde das Depot bereits 1943 aufgelöst und dort gelagerte Objekte zunächst in Depots in Hohenfurt sowie Thürntal umgelagert.[11]

Um das Werk vor Kriegseinwirkungen zu schützen, erfolgte ab 1943 die Einlagerung in das Salzbergwerk Alt-Aussee in der Steiermark. Nach Sicherstellung durch US-Soldaten wurde es am 20. Oktober 1945 in den Central Collecting Point in München verbracht.[12] Am 1. Dezember 1948 übergab die amerikanische Militärregierung das Kunstwerk mit allen ebenfalls bis dahin nicht bereits restituierten Kunstgegenständen in die Treuhänderschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten, Hans Ehard (1887–1980). Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde das Werk 1949 gemäß Artikel 134 Grundgesetz Bundesvermögen.

Die Provenienz ist geklärt. Ein früherer NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust wurde ermittelt. Die Rückgabe erfolgte zum 30. April 2006. 

Bearbeitungsstand: 2018

[1] Für das Folgende vgl. Österreichisches Biographisches Lexikon, 1815–1950, Bd. 13, Wien 2004, S. 357f. URL: www.biographien.ac.at/oebl/oebl_S/Stransky_Felix_1871_1950.xml [Abruf: 19.11.2018] und Auskunft der Erben nach Felix Stransky vom 23.12.2002.

[2] Vgl. Ö. V. P. Kameradschaft der politisch Verfolgten Wien, Mitgliedskarte Nr. 964, Felix Stransky, 30.11.1949

[3] Vgl. Verzeichnis über das Vermögen von Juden, Felix Stransky, Juli 1938 als Kopie im Archiv der Kunstverwaltung des Bundes.

[4] Vgl. Auskunft der Österreichischen Kommission für Provenienzforschung, Wien vom 07.08.2002. Die Auskunft bezieht sich auf Unterlagen im Archiv des Bundesdenkmalamtes Wien zu Felix Stransky.

[5] Vgl. Schreiben von Felix Stransky, Wien an die Abteilung Vermögensanmeldung der Vermögensverkehrsstelle, Wien vom 27.05.1939 als Kopie im BVA-Archiv.

[6] Vgl. Dokumente zum Ankauf ablieferungspflichtiger Wertgegenstände von Felix Stransky durch das Dorotheum Wien, Öffentliche Ankaufsstelle nach § 14 der Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens vom 26.06.1939 und 30.08.1939 als Kopie im Archiv der Kunstverwaltung des Bundes..

[7] Vgl. BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.

[8] Vgl. NARA, RG 260, 519, Box 445.

[9] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 11082.

[10] Vgl. Kathrin Iselt, „Sonderbeauftragter des Führers“. Der Kunsthistoriker und Museumsmann Hermann Voss (1884–1969), Köln 2010, S. 217.

[11] Vgl. Hanns Christian Löhr, Das Braune Haus der Kunst. Hitler und der „Sonderauftrag Linz“. Kunstbeschaffung im Nationalsozialismus, Berlin 2016, S. 54.

[12] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, zugehörige Property Card des CCP München.

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