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Simm, Franz Xaver

Malstunde

Entstehungsjahr O. J.
Technik Öl auf Holz
Maße 39,0 x 50,0 cm
Münchener-Nr. 11269
Linz-Nr. 888
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Franz Xaver Simm (1853–1918) war ein österreichischer Maler und Illustrator.[1] Er war der Sohn des Historienmalers Joseph Simm (1811–1868) und studierte an der Wiener Akademie der Bildenden Künste sowie an der Spezialschule für Historienmalerei unter Anselm Feuerbach (1829–1880). Nach Beendigung seines Studiums im Jahre 1876 erhielt Simm ein zweijähriges Reisestipendium. Bis 1881 war der Künstler in Rom tätig. Anschließend nahm er eine Professur an der Münchener Kunstakademie an, wo er bis zu seinem Tode lebte.

Das Gemälde zeigt fünf Personen während der Malstunde. Im linken Bildteil sitzt erhöht auf einem Podest das Modell. In der Bildmitte sitzt eine Dame mit Malbrett, dahinter der Lehrer, der erklärend auf das Modell zeigt. Rechts hinter dem Stuhl der Schülerin steht eine Frau mit Stift in der rechten und einer Leinwand in der linken Hand. Im Hintergrund ist in der rechten Bildhälfte eine Dame an einer Staffelei sichtbar.

Das Gemälde ist signiert „F.Simm, München“, jedoch nicht datiert.

Folgende Hinweise können der Rückseite entnommen werden: in blauer Fettkreide „11269“ (Mü-Nr.); „Linz 888“ (Linz-Nr.); „8102“ (Inventar-Nr. Bayerische Staatsgemäldesammlungen), „K 525“ (Kremsmünster).

[1] Für das Folgende vgl. Ulrich Thieme/Felix Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Bd. 31/32, Leipzig 1999, S. 46-47 und Österreichisches Biographisches Lexikon, 1815–1950, Bd. 12, Wien 2004, S. 279. URL: www.biographien.ac.at/oebl/oebl_S/Simm_Franz-Xav_1853_1918.xml?frames=yes [Abruf: 19.10.2018].

Provenienz

Zeittafel
(…) 
1899–23.03.1940Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
März 1942Reichsvermögen („Sonderauftrag Linz“)
Ab Sommer 1943Eingang in das Bergwerk Alt-Aussee
Ab Mai 1941 bis 1943Eingang in das Depot Kremsmünster
22.10.1945Eingang in den Central Collecting Point München
Seit 1949Bundesvermögen

Das Gemälde „Malstunde“ gelangte 1899 in das Eigentum der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und wurde dort unter der Nummer 8102 inventarisiert.[1] Im Jahre 1940 bot die Bayerische Gemäldegalerie dem Reichsleiter der NSDAP Martin Bormann (1900–1945) eine Anzahl von Bildern aus ihrem Altbestand zum Verkauf an, darunter auch das Gemälde von Simm.[2] Aus den Mitteln des „Sondervermögens Entartete Kunst“ erwarb die Reichskanzlei das Werk am 23. März 1940 für RM 7.000,- für den „Sonderauftrag Linz“, wo es die Linz-Nr. 888 erhielt.[3]

Die Nummer K 242 auf der Property Card sowie auf der Bildrückseite weist auf die Lagerung des Gemäldes im Depot Kremsmünster hin.[4] Das beschlagnahmte Stift Kremsmünster in Österreich war das erste Auslagerungsdepot des „Sonderauftrag Linz“. Ab Mai 1941 wurden hier Kunst- und Kulturgüter untergebracht, die für das „Führermuseum“ erworben wurden.[5] Aus Sorge vor Luftangriffen, wurde das Depot bereits 1943 aufgelöst und dort gelagerte Objekte zunächst in Depots in Hohenfurt sowie Thürntal umgelagert.[6]

Um das Werk vor Kriegseinwirkungen zu schützen, erfolgte ab 1943 die Einlagerung in das Salzbergwerk Alt-Aussee in der Steiermark. Nach Sicherstellung durch US-Soldaten wurde es am 18. Oktober 1945 in den Central Collecting Point in München verbracht.[7] Am 1. Dezember 1948 übergab die amerikanische Militärregierung das Kunstwerk mit allen ebenfalls bis dahin nicht bereits restituierten Kunstgegenständen in die Treuhänderschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten, Hans Ehard (1887–1980). Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde das Werk 1949 gemäß Artikel 134 Grundgesetz Bundesvermögen.

Die Provenienz ist geklärt. Ein früherer NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust an diesem Kunstwerk kann ausgeschlossen werden.[8]

 

Bearbeitungsstand: 2018

 

[1] Für das Folgende vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP_München, Mü-Nr. 11269 und Neue Pinakothek München (Hg.), Katalog der Königlichen Neuen Pinakothek zu München, München 1920, Kat. Nr. 8102.

[2] Vgl. BArch B323, LF XXXIV, Nr. 116.

[3] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Akte V 48-VV6200-781/00, S. 21.

[4] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 11269.

[5] Vgl. Kathrin Iselt, „Sonderbeauftragter des Führers“. Der Kunsthistoriker und Museumsmann Hermann Voss (1884–1969), Köln 2010, S. 217.

[6] Vgl. Hanns Christian Löhr, Das Braune Haus der Kunst. Hitler und der „Sonderauftrag Linz“. Kunstbeschaffung im Nationalsozialismus, Berlin 2016, S. 54.

[7] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, zugehörige Property Card.

[8] Überprüft wurden folgende Verlustdatenbanken und digitalisierte Archivunterlagen zum verfolgungsbedingten Entzug von Kulturgütern im Nationalsozialismus sowie historische Auktionskataloge: (1) LostArt Datenbank, Deutschland (www.lostart.de) (2) The Central Registry of Information on Looted Cultural Property 1933–1945, Object Database, Großbritannien (www.lootedart.com) (3) Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, Database of Art Objects at the Jeu de Paume (www.errproject.org) (4) Répértoire des biens spoliés, Frankreich (www.culture.gouv.fr/documentation/mnr/MnR-rbs.htm) (5) The Getty Research Institute, German Sales Catalogs, 1930–1945, USA (http://piprod.getty.edu/starweb/pi/servlet.starweb?path=pi/pi.web) (6) Universität Heidelberg, Auktionskataloge – digital, Deutschland (http://artsales.uni-hd.de) (7) Galerie Heinemann online, Deutschland (http://heinemann.gnm.de/de/recherche.html) (8) Lootedart, Polen (http://lootedart.gov.pl/en) (9) NARA, Holocaust-Era Assets, USA (www.fold3.com) [Abruf: 2017].

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