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Cranach der Ältere, Lukas

Adam und Eva

Entstehungsjahr um 1513/1515
Technik Öl auf Holz
Maße 72,6 x 61,5 cm
Münchener-Nr. 5718
Linz-Nr. Keine
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Lucas Cranach d.Ä. (1472-1553) ist der Hauptmeister der „sächsischen-mitteldeutschen Schule“. Er ist der Begründer eines außerordentlich erfolgreichen Stils und Werkstattbetriebs sowie einer Künstlerdynastie, deren Dauer und Wirksamkeit über mehrere Generationen in der Epoche ohne Parallele ist.1 Nach mutmaßlicher Wanderschaft arbeitete Cranach ca. 1495-1498 in der Werkstatt seines Vaters. Im Jahre 1504 wurde er als Nachfolger von Jacopo de’Barbari zum Hofmaler des kursächsischen Herzogs, Friedrich III. des Weisen, berufen. Im darauf folgenden Jahr eröffnete er eine Werkstatt in Wittenberg. Neben religiösen Themen traten ab 1509 auch profane hinzu. Weitreichende künstlerische und persönliche Folgen hatte für Cranach die Reformation ab 1517. Er wurde nicht nur zum Porträtisten Luthers, dem er auch persönlich verbunden war, sondern auch als Bildschöpfer zu einem Protagonisten der protestantischen Bewegung und zum Begründer der protestantischen Ikonographie.

Das Motiv „Adam und Eva“ wurde vom Kabinettformat bis zur Lebensgröße häufig wiederholt. Es ist in mehr als 30 Fassungen nachweisbar.

Provenienz

Zeittafel
1937 Cranach-Ausstellung Berlin (Kat.Nr. 153a) 
Seit mind. 1937 Im Besitz von Hermann Göring 
1940 Von Heinrich Hoffmann, München (aus Österreich) an W.A. Hofer, Berlin (Göring-Report, S. 123, Nr. 1)

In Bundesbesitz befinden sich 17 Gemälde, die von Lukas Cranach d.Ä. oder seiner Werkstatt gefertigt wurden.

Die Ermittlungen der TVK München ergaben, dass sich das fragliche Gemälde von Lukas Cranach d.Ä. „Adam und Eva“ im Jahre 1937 in einer Cranach-Ausstellung des Deutschen Museums in Berlin befand.2 Ein auf der Rückseite des Gemäldes befestigter Zettel gibt Auskunft darüber, dass das Gemälde von „Ministerpräsident Göring bei einem Frl. Fritsch“ abgeholt wurde.3 Die TVK versah diese Angabe auf der Property Card mit einem Fragezeichen.4 Aus der „Vorkriegsdatei Göring“ ist zu erfahren, dass das Gemälde mit RM 25.000 versichert war.5 Laut Auskunft des Göring Reports berichtete Heinrich Hoffmann aus München Walter Andreas Hofer, er habe die Tafel in Österreich erworben.

Durch die erneuten Recherchen konnten die Ergebnisse der TVK ergänzt und zum Teil widerlegt werden. Im Ausstellungskatalog zur Cranach-Ausstellung ist das betreffende Werk als Nachtrag unter Nr. 153a aufgenommen und wird als Leihgabe von Ministerpräsident Generaloberst Hermann Göring geführt.6 Darüber hinaus befindet sich in den Akten im Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin eine Liste aus der hervorgeht, dass das Gemälde als Fotografie im „Cranach-Foto-Album“ aufgeführt ist.7 Ebenso wie im Katalog wird Göring auch dort als Besitzer genannt. Damit wird deutlich, dass sich die Tafel bereits vor Ausstellungsbeginn in der Göring-Sammlung befunden hatte. Wie das Gemälde in dessen Besitz gelangte, kann den Archivunterlagen jedoch nicht entnommen werden. Da die Provenienz zweifach für die Sammlung Göring belegt ist, muss sich die Angabe von Hoffmann im Göring Report auf eine andere Darstellung von „Adam und Eva“ von Cranach beziehen, da dieser das Jahr 1940 als Erwerbungszeitraum angab. In der Inventarliste von Görings Wohnsitz Carinhall, die im August 1945 erstellt wurde, ist das Gemälde auch enthalten.8

Da mindestens 30 ähnliche Tafeln mit „Adam und Eva“ existieren, ist nicht nachvollziehbar, aus welchem Besitz Göring das Werk erhalten hat. Ein NS-verfolgungsbedingter Erwerb durch Göring ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht nachzuweisen; auszuschließen ist er jedoch nicht.

Stand: 2003

1 Für das Folgende vgl. Saur 1999, Bd. 22, S. 169f.
2 Angaben befinden sich auf einem Zettel auf der Rückseite des Gemäldes.
3 Ebd.
4 BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 5717.
5 Vorkriegsdatei Göring, Cranach, Lukas d.Ä., RM 110. Vgl. BArch, B323/57.
6 Lukas Cranach 1937, Kat.Nr. 153a.
7 Freundliche Auskunft vom Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin, dass in der Akte zur Ausstellung das betreffende Foto in einer Liste der im „Cranach-Foto-Album“ enthaltenen Fotografien aufgeführt ist. Das Fotoalbum ist jedoch nicht im Zentralarchiv vorhanden. Vgl. SMB-PK, ZA, I/GG 267, Bl. 138.
8 Haase 2000, S. 276.

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