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Cranach der Ältere, Lukas

Bildnis des Kanzlers Gregor Brück (Bildnis eines vornehmen sächsischen Herren)

Entstehungsjahr 1533
Technik Öl auf Holz
Maße 42 x 38,5 cm
Münchener-Nr. 5739
Linz-Nr. Keine
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Lucas Cranach d.Ä. (1472-1553) ist der Hauptmeister der „sächsischen-mitteldeutschen Schule“. Er ist der Begründer eines außerordentlich erfolgreichen Stils und Werkstattbetriebs sowie einer Künstlerdynastie, deren Dauer und Wirksamkeit über mehrere Generationen in der Epoche ohne Parallele ist.1 Nach mutmaßlicher Wanderschaft arbeitete Cranach ca. 1495-1498 in der Werkstatt seines Vaters. Im Jahre 1504 wurde er als Nachfolger von Jacopo de’Barbari zum Hofmaler des kursächsischen Herzogs, Friedrich III. des Weisen, berufen. Im darauf folgenden Jahr eröffnete er eine Werkstatt in Wittenberg. Neben religiösen Themen traten ab 1509 auch profane hinzu. Weitreichende künstlerische und persönliche Folgen hatte für Cranach die Reformation ab 1517. Er wurde nicht nur zum Porträtisten Luthers, dem er auch persönlich verbunden war, sondern auch als Bildschöpfer zu einem Protagonisten der protestantischen Bewegung und zum Begründer der protestantischen Ikonographie.

Lukas Cranach d.Ä. fertigte das „Bildnis eines vornehmen sächsischen Herrn“ im Jahre 1533 als Brustbild. Der Dargestellte wird mit einem reich verzierten Hemd, einem Wams und einem darüber gelegten schwarzen, schweren Mantel gezeigt. Er trägt an einer goldenen Halskette eine Medaille, auf der ein Bildnis von Johann Friedrich, dem Kurfürst von Sachsen, genannt "der Großmütige" zu sehen ist. Das Porträt ist mit dem Wappen der Cranach-Werkstatt, einer Flügelschlange und der Jahreszahl 1533 bezeichnet und datiert.

Provenienz

Zeittafel
1897 Hofrat Gröbbels, Sigmaringen 
 1928Verkauf der Sammlung Hohenzollern-Sigmaringen 
 1932Wallraf-Richartz-Museum, Köln 
12.1.1943 Von dort über die Kunsthandlung Bornheim, München, als Geschenk der Stadt Köln an Hermann Göring (Göring Report, S. 126; MFA&A 239/219; Göring-Dok. 366)

In Bundesbesitz befinden sich 17 Gemälde, die von Lukas Cranach d.Ä. oder seiner Werkstatt gefertigt wurden.

Die Provenienz des Gemäldes ist in der kunsthistorischen Literatur gut dokumentiert. Bereits im Cranach Werkverzeichnis von 1932 ist das Porträt als Eigentum des Wallraf-Richartz-Museums in Köln vermerkt.2 Im Jahre 1937 befand sich das Gemälde auf der Cranach-Ausstellung im Deutschen Museum in Berlin.3 Dort befindet sich zusätzlich der Hinweis auf eine Ausstellung der Sigmaringer Sammlung im Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt a.M. im Jahre 1928, in der das Werk gezeigt wurde. In der Publikation „Lucas Cranach d.Ä.“ von Hans Posse aus dem Jahre 1942 ist ebenfalls das Wallraf-Richartz-Museum als Eigentümer genannt.4 Ferner ist dort auch zu erfahren, dass das Porträt aus der früheren Fürstlichen Sammlung Hohenzollern-Sigmaringen stammt. Nunmehr wurde bekannt, dass das Adelshaus die gesamte Sammlung im Jahre 1928 an ein Konsortium übertrug, zu dem auch Herr Ottmar Strauss gehörte. Dieser hatte einige Kunstwerke, darunter das hier in Rede stehende Gemälde erworben und dann offenbar an das Wallraf-Richartz-Museum veräußert. Der Rest der Sigmaringer Sammlung wurde dann im Jahre 1933 im Auktionshaus Hugo Helbing versteigert.5

Über diese aus der Literatur bekannten Provenienzangaben hinaus ermittelte die TVK München, dass das Bildnis am 12. Januar 1943 von der Münchener Kunsthandlung Bornheim als Geschenk der Stadt Köln an Hermann Göring geschenkt worden sei.Von den damaligen Kunstschutzoffizieren wurde es „irrtümlich“ als „Bildnis des Dr. Gregor Heintz, gen. Brück“ bezeichnet.6 Eine Verwechslung mit anderen Porträts von Würdenträgern von Cranach im Besitz Görings scheint aber nicht vorzuliegen, da das besagte Gemälde im Inventarverzeichnis der Sammlung Göring als „Portrait of a Saxon Gentlemen“ mit den Maßen 36x40 cm und dem Entstehungsjahr 1535 verzeichnet ist.7 Die abweichenden Maße und das Jahr beruhen vermutlich nur auf eine Ungenauigkeit beim Erstellen des Verzeichnisses, denn dieser Titel taucht dort nur einmal auf. Der Leihnehmer hat das Werk hingegen auch als „Bildnis des kursächsischen Kanzlers Gregor Brück“ ausgestellt.8 Brück war der Schwiegersohn des Künstlers.

Die neueren Recherchen zu Walter Bornheim ergaben, dass er der Inhaber der Galerie für alte Kunst in München war.9 Als der bekannte Münchener Kunsthändler Franz Drey von der Kunsthandlung A.S. Drey 1936 Deutschland aufgrund seiner jüdischen Abstammung verlassen musste, trat dessen Anwalt Dr. Alexander Spengler an Bornheim mit dem Vorschlag heran, die Firma A.S. Drey zu übernehmen. Bornheim, der nie der NSDAP angehörte, übernahm zusammen mit seiner Frau die Firma und das Lager mit Kunstgegenständen im Wert von RM 300.000.

Zum Erwerb des „Bildnis eines vornehmen sächsischen Herrn“ von Cranach kam es durch Tausch.10 Bornheim bot dem Walraff-Richartz-Museum die Statue einer „Madonna mit Kind“ aus dem 12. Jahrhundert an. Da das Museum die Kaufsumme nicht aufbringen konnte, bot es Bornheim 16 Gemälde aus seinem Bestand und RM 300.000 als Gegenleistung an. Nachdem Hermann Göring diesem Vorgang zugestimmte hatte, wurde das Geschäft durchgeführt. Göring übernahm gegen Bezahlung vier Gemälde aus Museumsbestand, darunter auch das „Porträt eines sächsischen Prinzen“ von Cranach, wobei es sich um das hier interessierende Gemälde handelt. Es scheint sich hier um einen regulären Tauschvorgang gehandelt zu haben.

Die Provenienz ist geklärt. Ein früherer NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust an diesem Kunstwerk kann ausgeschlossen werden.

Stand: 2017

1 Für das Folgende vgl. Saur 1999, Bd. 22, S. 169f.
2 Friedländer/Rosenberg 1932, Kat.Nr. 275.
3 Lukas Cranach 1937, Kat.Nr. 97, Abb. Tf. 76.
4 Posse 1942, Kat.Nr. 104.
5 Anja Heuß: Die Auflösung der Fürstlichen Sammlung Hohenzollern-Sigmaringen, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 50, München 2013/14, S. 59-66.
6 Vgl. Göring Report, S. 126 und Property Card, Mü-Nr. 5739, BADV, Berlin.
7 Vgl. das Inventarverzeichnis der Sammlung Göring vom 4.8.1945 als Faksimile bei Haase 2000, S. 291.
8 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Gregor_Br%C3%BCck.jpg [3.2.2006].
9 Für das Folgende vgl. Haase 2000, S. 31.
10 Für das Folgende vgl. Ebd., S. 33f.

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