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Stuck, Franz von

Rodelnde Kinder

Entstehungsjahr um 1922
Technik Öl auf Leinwand
Maße 40,5 x 50 cm
Münchener-Nr. 13658
Linz-Nr. 2481/1071
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Signatur rechts unten "FRANZ/VON/STUCK"

Das Gemälde „Rodelnde Kinder“ von Franz von Stuck wurde um 1922 gemalt.1
Während dieser Zeit fertigte Stuck mindestens drei weitere Varianten dieses Sujets an.2
Im Oeuvre des Künstlers stellt dieses Motiv ein außergewöhnliches dar, weil es frei von jeglicher Stilisierung ist.

Zum Zeitpunkt der Entstehung hatte der Malerfürst längst den Zenit seines Ruhmes überschritten. Zwar wurden ihm auch in den 1920er Jahren noch Ehrungen zuteil, doch beschränkten sich diese fast ausschließlich auf seinen Münchener Wirkungskreis; außerhalb von München geriet er bereits in Vergessenheit.3

Provenienz

Zeittafel
März 1928 Ausgestellt in der Galerie Gerstenberger, Chemnitz4  
24.9.1942 Verkauft von Johann Wolfgang Seidl, München, zusammen mit zwei weiteren Stuck-Arbeiten (Linzer Nr. 2482 und 2483) an die Galerie Maria Almas-Dietrich, München5  
Oktober 1942 Verkauft von der Galerie Almas-Dietrich zusammen mit den beiden o.g. Gemälden an den „Sonderauftrag Linz“ für insgesamt RM 6.5006  

Die Angaben auf der Property Card konnten durch Recherchen im Bundesarchiv Koblenz bestätigt und durch weitere Archivrecherchen teilweise ergänzt werden.7 Demnach wurde das Gemälde am 24. September 1942 zusammen mit zwei weiteren Stuck-Werken von Johann Wolfgang Seidl, einem Münchener, an die Galerie Maria Almas-Dietrich für insgesamt RM 4.200 verkauft.8 Die Galeristin veräußerte die drei Gemälde im Oktober 1942 für RM 6.500 an den „Sonderauftrag Linz“. Die beiden anderen Arbeiten konnten identifiziert werden. Bei dem Bild mit der Linz-Nr. 2482 handelte es sich um die Ölskizze „Helios mit den Sonnenrossen“, welches sich ebenfalls in Bundesbesitz befindet.9 Die Linz-Nr. 2483 bezeichnete das Gemälde „Liebesfrühling (männlicher und weiblicher Akt unter Bäumen)“.10

Verkäufer der drei Gemälde war der Ingenieur Johann Wolfgang Seidl, der 1893 in Wien geboren wurde und in München wohnhaft war.11 Laut Münchener Meldekarte verstarb er im Jahr 1945. Im selben Haus wohnte ein weiterer Mann namens Johann Seidl, der vermutlich der Sohn des Erstgenannten war. Bei beiden Personen war als Religion katholisch eingetragen. Aus den vorliegenden Meldekarten im Stadtarchiv München gehen keine Hinweise auf Verfolgungsmaßnahmen gegen die Genannten hervor. Vom Stadt- und Landesarchiv Wien wurde mitgeteilt, dass der einzige gemeldete Ingenieur Seidl ein abweichendes Geburtsdatum aufweist.12 Auch diese Person war römisch-katholisch.

Entsprechend den Angaben von Heinrich Voss zum Werkverzeichnis von Stuck wurde das Gemälde im März 1928 in der Galerie Gerstenberger in Chemnitz ausgestellt.13 Zur Galerie sind keine Unterlagen überliefert, da diese 1945 ausgebombt wurde.14 Auch Recherchen in Archiven und Bibliotheken in Chemnitz konnten den gesuchten Ausstellungskatalog nicht nachweisen.

In Berliner sowie Münchener Ausstellungskatalogen der 1920er und 1930er Jahre konnte das Gemälde ebenfalls nicht gefunden werden. Dieser Umstand muss nicht verwundern, da die Ausstellungstätigkeit des Künstlers seit der Mitte der 1910er Jahre merklich abgenommen hatte.

Die Villa Stuck, die das künstlerische Erbe von Franz von Stuck bewahrt und wissenschaftlich bearbeitet, besitzt ebenfalls keine Akten aus dem Nachlass des Künstlers.15

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Anhaltspunkte für weitere Recherchen liegen derzeit nicht vor.

Stand: 2003

1 Voss 1973, Kat.Nr. 553/10.
2 Vgl. die Werke bei Voss 1973, Kat.Nr. 552/9, 554/11 und 555/12.
3 Voss 1973, S. 68.
4 Kat.Nr. 13: Rodelnde Kinder, in: Gerstenberger, AK, Chemnitz, März 1928. Katalog nicht eingesehen; zitiert nach Voss 1973, S. 309.
5 BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 13658. Weitere auf der Inventarkarte vermerkte Inventarnummern lauten 15202 (mit Blaustift) und Aussee 8477.
6 Karteikarte über Ein- und Verkauf der Galerie Almas-Dietrich. Vgl. BArch, B323/99, Kleine Kartei.
7 BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 13658.
8 Karteikarte über Einkauf und Verkauf von drei Gemälden von Franz von Stuck durch die Galerie Almas-Dietrich. Vgl. BArch, B323/99, Kleine Kartei.
9 BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 9913. Das Gemälde ist nicht in der Liste mit den Werken aufgeführt, die für den „Sonderauftrag Linz“ vorgesehen waren. Die Linz-Nr. ist zwar vermerkt, jedoch ohne einen Eintrag. Vgl. das Faksimile der Liste bei Haase 2002, S. 286-288.
10 Diese Angabe ist der Liste mit Stuck-Werken für den „Sonderauftrag Linz“ entnommen, die bei Haase 2002, S. 287, abgedruckt ist.
11 Schreiben des Stadtarchivs München an die OFD Berlin, München, 8.3.2002.
12 Schreiben vom Wiener Stadt- und Landesarchiv an die OFD Berlin, Wien, 15.10.2003.
13 Kunsthandlung Gerstenberger, AK, Chemnitz, März 1928, Nr. 13.
14 Schreiben Kunstsammlungen Chemnitz an die OFD, Chemnitz, 4.3.2002.
15 Schreiben der Villa Stuck an die OFD Berlin, München, 8.9.2003.

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