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Meißen, Staatliche Porzellan-Manufaktur

Chinesischer Fo-Hund (Bellender Hund)

Entstehungsjahr 18. Jh.
Technik Porzellan
Maße Höhe: 42 cm
Münchener-Nr. 2376/5
Linz-Nr. 1969-271
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Die weiße Porzellanfigur stellt einen bellenden Hund dar und wurde in der Meißener Manufaktur hergestellt. .

Provenienz

Zeittafel
1943aus dem Nachlass von Dr. Hans Posse für den „Sonderauftrag Linz“ vom Deutschen Reich erworben

vgl. Mü-Nr. 1751

Laut einem Vermerk auf der property card der Treuhandverwaltung Kulturgut wurde die Figur im Jahre 1943 aus dem Nachlass von Dr. Hans Posse für den „Sonderauftrag Linz“ vom Deutschen Reich erworben. Aus dem Nachlass des früheren Direktors der Staatlichen Gemäldegalerie in Dresden, Dr. Hans Posse, wurden diverse Kunstwerke und kunstgewerbliche Objekte für das von Hitler geplante neue Museum in Linz angekauft. Diese gelangten nach Kriegsende zusammen mit anderen von der US-Besatzungsmacht aufgefundenen Kunstwerken aus dem Besitz des Deutschen Reiches in Sammelstellen (Collecting Points). Seit 1945 wurden aus den Collecting Points im Rahmen der inneren und der äußeren Restitution auf Antrag Kunstwerke an die Geschädigten restituiert.

Hans Posse wurde im Jahre 1879 als Sohn des Leiters des Sächsischen Hauptstaatsarchivs in Dresden geboren. Als Kunsthistoriker war er auf italienische und niederländische Renaissance- und Barockkunst spezialisiert. Er war seit 1913 Direktor der Dresdener Gemäldegalerie und wurde von Hitler im Jahre 1939 mit dem Aufbau einer Kunstsammlung für das geplante Museum in Linz (Sonderauftrag Linz) beauftragt. In der Zeit von 1939 bis 1942 wurden von Dr. Posse für den „Sonderauftrag Linz“ ca. 1000 Kunstwerke erworben. Einige davon waren allerdings auch für andere Museen und zur Ausstattung Dienststellen vorgesehen. Die für das Museum in Linz ausgewählten Stücke wurden fotografiert und in die Linz-Alben aufgenommen. Im Vorwort zu ihrer Arbeit „Hitlers Museum“1 schreibt die Kunsthistorikerin Birgit Schwarz zur Person des „Sonderbeauftragten“ für Linz, sie ginge davon aus, „dass der erste von Hitler zum Aufbau der Linzer Sammlung eingesetzte Sonderbeauftragte Hans Posse, einer der renommiertesten Sammlungsexperten seiner Zeit, Facharbeit geleistet hat. Damit stehe ich nicht allein: auf die Fachkompetenz der Mitarbeiter am NS-Kunstraub ist in den letzten Jahren verschiedentlich verwiesen worden, so vor allem höchst nachdrücklich von Jonathan Petropoulos. Während Petropoulos der Frage nachging, wie ein international anerkannter Wissenschaftler zum Vollstrecker Hitlers werden konnte, möchte ich versuchen, Posse ’s Handeln und Produkt – die Museumssammlung - gerade von seinen Kompetenzen her zu verstehen. Posse wurde zum Täter, nicht obwohl, sondern weil er ein begeisterter Museumsmann war.“ Dr. Posse ist zum Ende des Jahres 1942 verstorben. Im Archiv des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg werden die von ihm geführten Tagebücher aus den Jahren 1936 bis 1942 verwahrt. Die Tagebücher enthalten zwar diverse Notizen bezüglich des Ankaufs von Kunstwerken, jedoch wurden dort keine Vermerke von Posse über den Ankauf von Kunstwerken für seine private Kunstsammlung gefunden. In seinen kleinen Reisenotizbüchern hielt Posse seine Aufenthaltsorte, Treffen mit diversen Kunsthändlern und Sammlern fest. Nebenher führte Posse noch ein Tagebuch in dem er auch seine Treffen mit Verantwortlichen des NS-Staates beschrieben hat. Er bewahrte darin vereinzelt auch Fotografien und Zeitungsausschnitte auf. Ferner notierte er dort Namen von Sammlern und Kunstwerke, die er gern für den „Sonderauftrag Linz“ erwerben wollte. Die Aufzeichnungen sind eher dokumentarischer Natur und enthalten nur wenig Privates. Hinweise zur Provenienz einzelner Objekte lassen sich den Aufzeichnungen nicht entnehmen.
Der „Sonderbeauftragte für Linz“ erhielt 1942 ein Staatsbegräbnis, seine Ehefrau war selbst Mitglied der NSDAP.2 Fraglich ist, ob Dr. Posse seine privaten Sammlerstücke erst in der Zeit nach 1933 erworben hat und sich darunter Objekte befinden, die Gegenstand eines verfolgungsbedingten Vermögensverlustes waren. In Bezug auf die für den Sonderauftrag erworbenen Kunstwerke kann immerhin davon ausgegangen werden, dass der Direktor der Dresdener Gemäldegalerie über die Herkunft und die Umstände der Erwerbungen für das Deutsche Reich vollständig im Bilde war.

Da kunstgewerbliche Objekte wie ein Wandteller, Schalen, Krüge, Vasen und Porzellanfiguren regelmäßig keine Unikate sind, bleibt die frühere Provenienz des in Rede stehenden Objektes ungeklärt.

Stand: 2007

1 Birgit Schwarz „Hitlers Museum, die Fotoalben, Gemäldegalerie Linz“, Böhlau Verlag Wien , Köln 2004
2 Anja Heuss, Kunst und Kulturraub, Heidelberg 2000

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