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Cranach der Ältere, Lukas

 Bildnis des Phillipp Melanchton

Entstehungsjahr 1535
Technik Öl auf Holz
Maße 19,6 cm x 14,2 cm
Münchener-Nr. 50062
Linz-Nr. 3719
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Provenienz

Zeittafel
(…)Ungeklärt
O. J.Kunsthandlung Paul Cassirer, Berlin, Erwerbsweg ungeklärt
(…)Ungeklärt
O. J.Gildemeister, Hamburg, Erwerbsweg ungeklärt
(…)Ungeklärt
Ab 17.04.1944Deutsches Reich („Sonderauftrag Linz“), Ankauf auf Auktion bei Hans W. Lange, Berlin
Ab 10.08.1951Amerikanische Militärregierung, Central Collecting Point München, Sicherstellung
Seit 1949Bundesrepublik Deutschland, Übergang gemäß Artikel 134 Grundgesetz

In der Dokumentation von Günther Haase „Die Kunstsammlung des Reichsmarschalls Hermann Göring“ ist im Inventarverzeichnis von Görings Kunstsammlung ein Porträt Melanchtons mit den Maßen 20 x 15 cm von L. Cranach verzeichnet, das über den Schweizerischen Kunsthändler Theodor Fischer erworben wurde. Laut Thomas Buombergers Buch „Raubkunst – Kunstraub“ stand dieses Bild früher im Eigentum des Bankiers Ernst Magnus, der aus Gründen der rassischen NS-Verfolgung 1936 aus Hannover in die Schweiz emigrierte. Laut den Feststellungen im Revisionsbericht der Schweizerischen Verrechnungsstelle vom 19.04.1954 soll Th. Fischer das Gemälde für mindestens 5.000, - Fr. von Herrn Magnus erworben haben. Es kann sich bei diesem Gemälde in der Sammlung Görings jedoch nicht um das derzeit im Bundesbesitz befindliche Gemälde handeln, weil es sich dort bis zum Kriegsende befunden hat und mithin nicht zur Sammlung Linz zählte.

Laut property card der früheren Treuhandverwaltung Kulturgut in München befindet sich an der Rückseite des Gemäldes in Bundesbesitz ein Ausschnitt aus einem Katalog der Berliner Kunsthandlung Paul Cassierer. Paul Cassierer war ein jüdisch-deutscher Kunsthändler, der allerdings schon im Jahre 1926 verstorben ist. Seine Kunsthandlung wurde dann von Dr. Grete Ring und Walter Feilchenfeldt (Senior) fortgeführt. Beide sind Anfang der dreißiger Jahre aus Deutschland emigriert.

Laut den Unterlagen des Bundesarchivs Koblenz ist das o.g. Gemälde am 17.04.1944 vom Kunstauktionshaus H.W. Lange an das Deutsche Reich „Sonderauftrag Linz“ für 35.000,- RM veräußert. Die mit dem Rechtsgeschäft verbundene Korrespondenz liegt in Ablichtung vor. Daraus ist ersichtlich, dass das Bild vor dem Verkauf durch H. W. Lange in der Werkstatt des Restaurators Windschmitt gesäubert worden ist. Das Bild ist datiert und signiert und befand sich laut Rechnung des Kunsthändlers Lange an den „Sonderauftrag Linz“ vom 17.04.1944 früher in der Sammlung Gildemeister in Hamburg.

Der Leiter der Hamburger Kunsthalle Ulrich Luckhardt teilte auf Anfrage mit, dass er in den von ihm eingesehenen Unterlagen zur Sammlung Gildemeister nur ein Cranach - Gemälde „Friedrich der Weise“ gefunden hat. Vollständige Verzeichnisse der Sammlung Gildemeister liegen ihm allerdings nicht vor. Es kann mithin nicht mehr festgestellt werden wann das o.g. Gemälde Bestandteil dieser Sammlung war. Soweit Herrn Dr. Luckhardt bekannt ist, war Herr Gildemeister aus wirtschaftlichen Gründen nach Südamerika ausgewandert, ohne jedoch durch das NS – Regime verfolgt worden zu sein.

Das Staatsarchiv Hamburg konnte noch ermitteln, dass der 1878 in Bremen geborene Sigmund Gildemeister im Jahre 1919 aus Luzern nach Hamburg übersiedelte und dann später nach Brasilien verzog, wo er sich vermutlich zwischen 1939 und 1944 aufhielt. Seine Ehefrau blieb bis zu ihrem Tode im Jahre 1947 ununterbrochen in Hamburg gemeldet.

Anhaltspunkte für einen auf nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen beruhenden Vermögensverlust des Gemäldes sind bisher nicht ermittelt worden.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt nach dem bisherigen Kenntnisstand die Provenienz ungeklärt.

Bearbeitungsstand: 2003

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