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Syrlin der Jüngere, Jörg

Heilige Barbara

Entstehungsjahr um 1600
Technik Holzplastik
Maße 120 x 39 x 21,5 cm
Münchener-Nr. 5625
Linz-Nr. Keine
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Provenienz

Die Bildschnitzerarbeit wird dem Ulmer Zunftmeister Jörg Syrlin d. J. zugeschrieben und dürfte daher im frühen 16. Jahrhundert entstanden sein. Der schwäbische Künstler entstammte einer Schreinerfamilie, die über drei Generationen nachweisbar ist. Jörg Syrlin d. J. wurde um 1455 geboren und starb nach 1523. Seine Holzarbeiten hatte er durch Inschriften gekennzeichnet. Da die hier in Rede stehende Plastik keine Inschrift trägt, dürfte es sich nur um eine Werkstattarbeit handeln.1 Diese Figur und eine weitere ebenfalls Syrlin d. J. zugeschriebene Figur (Maria mit dem Kind) waren früher Teil der Sammlung Sigmaringen.2  Im Katalog zu dieser Sammlung aus dem Jahre 1925 wurden beide Figuren beschrieben und abgebildet. Die Figuren sollen um 1500 im alemannischen Raum (Schwaben) entstanden sein. Als frühere Provenienz ist dort das Kloster in Salem angegeben.
Die frühere Treuhandverwaltung Kulturgut in München hatte ermittelt, dass beide Figuren am 12.01.1940 von der „Galerie für Alte Kunst GmbH“ des Münchener Kunsthändler Walter Bornheim3 für 24.000, - RM an den damaligen Gauleiter Terboven verkauft wurden. Dieser machte die Kunstwerke H. Göring zum Geschenk. Sie befanden sich bis zum Ende des Krieges in der Sammlung von H. Göring.4 Im Inventarverzeichnis der Kunstwerke in Görings Wohnsitz Carinhall vom 01.02.1940 ist die Plastik „Heilige Barbara“, schwäbisch um 1500, mit aufgelistet.5 Die frühere Münchener Kunsthandlung A. S. Drey wurde auf Grund der NS-Verfolgung ihrer jüdischen Eigentümer wegen einer fingierten Steuerschuld gezwungen ihren gesamten
Warenbestand zu verkaufen. Der Verkauf fand am 17. und 18. Juni 1936 im Auktionshaus Paul Graupe in Berlin statt. Im Auktionskatalog ist die o.g. Plastik nicht jedoch verzeichnet. Mithin liegt kein Anhaltspunkt dafür vor, dass diese Figur aus der „arisierten“ Kunsthandlung A. S. Drey stammt.6

Andere Anhaltspunkte für einen NS- verfolgungsbedingten Vermögensverlust an der in Rede stehenden Plastik liegen bislang keine vor.

Stand: 2009

1 Vgl. Künstlerlexikon von Thieme und Becker Bd. 32, Nachdruck der Originalausgabe von 1938, Seemann Verlag Leipzig
2 vgl. Katalogband der fürstlichen Hohenzollern – Sigmaringischen Sammlungen 
3 Walter Bornheim hatte 1936 die Kunsthandlung A. S. Drey "arisiert"
4 confidantial interrogation report, Seite 141
5 Günther Haase, Die Kunstsammlung des Reichsmarschalls H.G., Anhang 1, Berlin 2000
6 vgl. AZ: B1-VV6200-968/00 Restitution einer Plastik aus Bundesbesitz an die Erben nach den Eigentümern der Kunsthandlung A. S.Drey im Jahre 2002

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