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Engelbrechtsz, Cornelis

Triptychon-Hl. Gregor den Drachen tötend, Hl. Gregor zu Pferd und Hl. Margareta

Entstehungsjahr um 1510
Technik Öl auf Holz
Maße Gesamt: 49 x 59 cm, Flügel je: 49 x 13 cm
Münchener-Nr. 5854
Linz-Nr. Keine
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Engelbrechtsz, Cornelis, ein niederländischer Maler, lebte von 1497 bis zu seinem Tod in Leiden. (ca. 1460/65 bis ca. 1527 Leiden)1 Er malte in Leiden als erster in Öl, was ihm neben der Bedeutung als Lehrer des Lucas von Leyden häufig als Hauptverdienst angerechnet wird. In seiner umfangreichen Werkstatt entstehen Altar–Gemälde und Andachtsbilder, viele davon für das Augustinerkonvent Mariënpoel bei Leiden. Seine Entwicklung fällt in drei Hauptphasen, vor 1500, 1500 bis ca. 1510, bis 1527. Für die zweite Phase ist die Leidener Beweinung beispielhaft. Die zentrierte Kombination steht in der Tradition von Robert Campin und Rogier van der Wyden und zeigt eine besondere Nähe zu Colijn de Coter. Um 1510 verändern sich die archaischen Tendenzen merklich unter dem Einfluss der Antwerpener Manieristen. Am deutlichsten zeigt sich der Antwerpener Einfluss in den lebhaften Figuren, der dramatischen Handlung und den opulenten Farben der Innentafeln der vermutlich um zwischen 1517 und 1522 entstandenen Leidener Kreuzigung.
Später entwickelte er seinen dekorativen Stil weiter. Andere spätere Gemälde sind Kaiser Konstantin und die Heilige Helena (München). Engelbrechtsz Assistenten sind an verschiedenen späten Bildern beteiligt, treten daneben auch mit eigenen Werken hervor.

Der Sohn Engelbrechtsz malte vermutlich nach einem Entwurf des Vaters den vorliegenden Dreiflügelaltar der Beweinung Christi und vollendet das späte Tryptichon mit der Taufe des syrischen Hauptmanns Naaman, (Wiener Altar), in dem Engelbrechtsz selbst nur die Landschaft ausführte.

Provenienz

Zeittafel
8. 1. 1940 Carl Krüger Berlin (Auktionshaus Lepke) Kunsthändler Walter Andreas Hofer, Berlin für RM 10.000

Die TVK München ermittelte, dass C. Brenninkmeyer am 12.1.1940 den vorliegenden Dreiflügelaltar über die Kunsthändler Andreas Hofer und Karl Krüger an Hermann Göring schenkte.2

Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes: In den Unterlagen zur Kunstsammlung Göring konnte die Angaben des TVK bestätigt werden. Im „Amerikanischen Inventar“ dem sogenannten Göring Report von 1945, vermutlich von Walter Andreas Hofer erstellt, ist der vorliegende Altar als Geschenk von C. Brenninkmeyer über Karl Krüger, Berlin angegeben.3 Nancy Yeide konnte im NARA den Dreiflügelaltar auf der Geschenkliste des Jahres 1940 an Hermann Göring nachweisen.4 In der Liste der Einrichtungen von Carinhall von 1940 ist der Altar nicht angegeben.5 In dieser Liste sind alle Objekte erfasst, die Göring bis Anfang 1940 erwarb.6 Vermutlich wurde der Altar später nach Carinhall transportiert. Im sogenannten Berchtesgardener Inventar vom 4. August 1945 und den Geschäftsbüchern Hofers ist der Altar verzeichnet.7

Der Berliner Kunsthändler Walter Andreas Hofer (1893 - 1971) betreute von 1939 bis 1944 die Kunstsammlung Hermann Görings als freier Mitarbeiter. Seine Zuständigkeit erstreckte sich auf alle Bereiche der Sammlung, einschließlich des Transports, der Aufbewahrung und Katalogisierung. Seine Kunsthandlung befand sich in Berlin, Augsburger Straße 68.8

Carl Krüger war seit 1935 alleiniger Inhaber der Kunsthandlung Lepke, Potsdamer Straße 122 a-b. Rudolf Lepke (1844 – 1904) gründete 1869 das jüdische Auktionshaus R. Lepke. Das Auktionshaus wurde von den Brüdern Dr. Adolf und Gustav Wolffenberger weitergeführt und Hans Carl Krüger 1900 als Teilhaber eingesetzt. Die Brüder Wolffenberger mussten am 31.12. 1935 aus ihrem Geschäft ausscheiden. Hans Carl Krüger „arisierte“ das Auktionshaus und führt bis zum November 1938 unter dem Namen Rudolph Lepke die Firma weiter.9

Er war als Spezialsachverständiger des Reichspropagandaministeriums für Kunstgut in der Devisenstellen Berlin tätig.10 Im Landesarchiv Berlin befinden sich Akten zu den Auktionen der Kunsthandlung R. Lepke für den Zeitraum 1935 bis 1937, die jedoch keine weiteren Informationen zum vorliegenden Altar geben können.

Clemens Brenninkmeyers11 Sohn von August Brenninkmeier, Gründer des Unternehmens C & A, gründete 1911 in Berlin in der Königstraße 33 die erste Filiale von C & A in Deutschland. Brenninkmeyers wollten in Leipzig expandieren und kauften 1937 von einem jüdischen Berliner Fabrikanten ein Gebäude in Leipzig auf. Die NSDAP-Kreisleitung in Leipzig war dagegen. Daraufhin wandte sich die Familie Brenninkmeyer an Hermann Göring als Beaufragten des Vierjahresplanes. Göring unterstütze die Eröffnung. Er starb 1938. Vermutlich schenkte ein weiteres Mitglied der Familie Göring den vorliegenden Altar. Die Familie Brenninkmeyer schenkte Göring ebenfalls ein Gemälde von Barent van Orley.12

Die kunsthistorischen Recherchen ergaben keine neuen Angaben zum Besitzer des vorliegenden Altars bis 1940.13

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Anhaltspunkte für weitere Recherchen liegen derzeit nicht vor.

Stand: 2010

1 Für Folgendes vgl. Saur, Bd. 9, 1994, S. 569f.
2 Für das Folgende vgl. BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 5854. Eine weitere auf der Karteikarte vermerkte Inventarnummer lautet B’gaden 806.
3 Göring Report, S. 123: unter Krüger, Karl, Berlin, 1949, Nr. 1. Cornelis Engelbrechtson, Altarpiece, Tryptich St. Georg, Present from C. BRENINKMEYER, im Internet unter: http://www.claremontmckenna.edu/hist/jpetropoulos/goering/goeringtable.htmlim abrufbar, vgl. Yeide 2009, S. 410 auch: Nara / Microfilm Publication M 1782, : Art Looting Investigation Unit(ALIU) Reports, CIR#2 The Goering Collection, S.123;
4 vgl. Yeide 2009, S. 410: NARA, RG260, box438, Folder XV: List of 1940 birthday gifts.
5 Inventarverzeichnis Carinhall vom 1.2.1940. Vgl. BArch, B 323/317. Abgedruckt bei Haase 2000, S. 217-267 (Das Gemälde ist nicht verzeichnet); Yeide 2009, S. 419: NARA, RG260, Ardelia Hall, Records of the Munich Central Collection Point/ Restitution, Research/Box436/Folder5: Carinhall Inventary 1.4.1940
6 Yeide 2009, S. 22.
7 Yeide 2009, S. 410: NARA, Box 169, Berchtesgarden Inventar 1945, S. 44; NARA / Microfilm Publication M 1782, : Art Looting Investigation Unit (ALIU) Reports, DIR#9Walter Andreas Hofer. Reihe 1, S. 1.
8 Zur Mühlen 2004, S. 33; Haase 2000, S. 24f.
9 LAB Bestand A Rep. Nr. 243 – 04, Nr. 3; Enderlein 2006, S. 318.
10 Verzeichnis der Devisenstellen und Sachverständigen vgl. StadtAL, Kap.33A, Amt für Kultur und Kunstpflege, Nr. 7, Bd.2, Bl. 312f; Heuss 2002, S. 436f.
11 Weiguny 2007, S. 70ff.
12 Haase 2000, S. 100.
13 Gibson 1977, S. 265, Nr. 83, Friedländer 1963, S. 28: Kürzlich ist ein Trytichon mit der Georgs–Legende aufgetaucht und in deutschen Privatbesitz übergegangen, das dem Wiener Altar (Taufe des syrischen Hauptmanns Naaman) stilistisch verwandt, etwa in derselben Zeit entstanden sein dürfte.

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