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Giaquinto-Werkstatt, Corrado

Die Marter der Heiligen Marius, Martha, Audifax und Abacus (Enthauptung einer Märtyrerin)

Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Öl auf Leinwand
Maße 142 x 191 cm
Münchener-Nr. 7576
Linz-Nr. 3645
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Das Gemälde zeigt Folgendes: links unter einem Baum die Frau, die ein Henker an den Haaren packt, in der Rechten das Schwert; vorn links sitzende Männer, rechts trauerndes Paar und weinender Mann; hinten Kriegsvolk und in den Wolken zwei Engel.

Das hier zu untersuchende Gemälde von Corrado Giaquinto ist höchstwahrscheinlich ein Entwurf (bozetto) oder eine Werkstattreplik to Giaquintos Lateralbilder im Chor von S. Giovanni Calabita, Rom. Das Gemälde ist ein Gegenstück zum Gemälde „Triumph von drei Heiligen; Der Heilige Hippolyt, Taurinus und Herculanus, die Märtyrer von Portu“ (Linznummer 3645, Mü-Nummer 7522).
Zu diesen beiden Lateralbildern gibt es weitere Entwürfe oder Repliken.
Auf dem Sichtrahmen beider BADV-Gemälde ist als Künstler Gerard de Lairesse angegeben, diese Zuschreibung ist jedoch falsch. Vielmehr erkennen die meisten Forscher gerade in den BADV-Gemälden einzigartige, letzte Entwürfe von der Hand Giaquintos, die den Schaffensprozess des Künstlers dokumentieren.1

Allerdings sind die bozetti, die das Museum of Fine Arts 1981 bei Sotheby’s erworben hatte und die kleinere als die BADV-Gemälde, aber figürlich identische, Darstellungen sind, 1985 durch eine Mitteilung von Irene Coffi an das MFA als Kopien des Giaquinto-Schülers Antonio Gonzales Velasquez identifiziert worden. Diesem Künstler werden beide Gemälde nun immer noch zugeschrieben.2  

In der gesichteten Literatur zu de Lairesse und Giaquinto werden keine Angaben zur Provenienz gemacht. Die Werkverzeichnisse zu Giaquinto von Pietro Amato aus den Jahren 1985 und 2002 führen das zu untersuchende Gemälde nicht auf, sondern nur die anderen Entwürfe oder Repliken.3

Provenienz

Zeittafel
In Belgien
Anonymer Auftraggeber
21.10.1943Kunstversteigerungshaus „Union“, Berlin
21.10.1943für RM 6.900,- zusammen mit Linz 3646 erworben für die Sammlung „Sonderauftrag Linz“

Die TVK München ermittelte, dass das Gemälde aus Belgien in den Besitz des Kunstversteigerungshauses „Union“, Berlin gelangt war und von dort am 21. Oktober 1943 zusammen mit Linz 3646 für RM 6.900,- für den „Sonderauftrag Linz“ erworben wurde (LF: XXIa/224/1124, 1127).

Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes:

Am 21. Oktober 1943 wurde das Gemälde durch den „Sonderauftrag Linz“ vom Kunstversteigerungshaus „Union“, Berlin für RM 6.900,- zusammen mit Linz 3645 unter dem Titel „Religiöse Darstellungen, Gegenstücke“ erworben.4 Das Kunstversteigerungshaus „Union“ gab an, dass der nicht genannte Auftraggeber beide Gemälde in Belgien erworben habe. Diese Information konnte nicht näher verifiziert werden.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Ein verfolgungsbedingter Vermögensverlust lässt sich bei diesem Gemälde daher nicht ausschließen.

Stand: 2010

1 Edith Gabrielli: Vita e opere di Corrado Giaquinto, In: Giaquinto. Capolavori dalle Corti in Europa, Ausst.-Kat. (Castello Svevo, Bari), Mailand-Florenz 1993, S. 44 nun als bozzetto für die Lateralbilder; Pietro Amato (Hrsg.): Corrado Giaquinto (1703-1766). Atti del II Convegno Internazionale di Studi (Molfetta 1981), Molfetta 1985, S. 78 Anm. 7.
2 Mitteilung des MFA vom 26. April 2010: „John Walsh bought them under the assumption that these unpublished pictures were by Giaquinto, and preparatory to his paintings in the church of San Giovanni di Dio (San Giovanni Calibita), on the Isola Tiberina, Rome. According to Grove, Giaquinto still gets credit for these pictures, but Irene Cioffi (in one of the only things in the “correspondence” section of the file), who wrote her IFA dissertation on Giaquinto, says in a 1985 letter to Larry Kanter that the paintings are definitely “close copies after Giaquinto’s large canvases” by his “most faithful Spanish pupil” Antonio Gonzalez Velazquez. Kanter or Sutton seems to have changed the attribution sometime after the 1985 Summary Catalogue, but before the acquisition of 1992.163 (the Adoration of the Magi, with the Federico Gentili di Giuseppe provenance). The acquisition of the latter painting refers to the pair of Gonzalez Velazquez paintings already in the MFA’s collection.“
3 Pietro Amato, Corrado Giaquinto, 2002.
4 BArch Koblenz B 323, Nr.142.

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