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Tiepolo, Giovanni Battista

Cinninnatus wird 458 beim Pflügen zum Diktator berufen

Entstehungsjahr um 1726/29
Technik Öl auf Leinwand
Maße 58,5 x 38,5 cm
Münchener-Nr. 8421
Linz-Nr. 3302
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Das Gemälde zeigt Folgendes: rechts Cincinnatus, Kopf nach halblinks, neben ihm Kühe; links römische Krieger.

Provenienz

Zeittafel
seit dem Jahre 1912Sammlung Dr. Wassermann, München
im Oktober 1935von der Dresdener Bank an die Staatlichen Museen zu Berlin verkauft
am 01./02.06.1937bei der Kunsthandlung Julius Böhler in München versteigert
am 12.01.1944von dem Berliner Kunsthändler C.F. Ernst Schmidt an den „Sonderauftrag Linz“ zu einem Kaufpreis i.H.v. 180.000, - RM veräußert

Laut einer im Bundesarchiv Koblenz archivierten Rechnung vom 12.01.1944 wurde die in Rede stehende Gemäldeskizze von G.B. Tiepolo von dem Berliner Kunsthändler C.F. Ernst Schmidt an den „Sonderauftrag Linz“ zu einem Kaufpreis i.H.v. 180.000, - RM veräußert.
In dem Schreiben von C.F.E. Schmidt wurde auf ein Gutachten von Wilhelm von Bode zu dieser Gemäldeskizze und ein weiteres Gutachten von Eduard Sack auf dem Keilrahmen des Gemäldes verwiesen.
Ferner wurde erwähnt, dass sich das Gemälde seit dem Jahre 1912 in der Sammlung Dr. Wassermann, München, befunden hatte.

Das Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin konnte zwar im Nachlass des Kunsthistorikers und Museumsdirektors Wilhelm von Bode keine Hinweise auf die in Rede stehende Ölskizze ermitteln, es konnte aber ermittelt werden, dass diese Skizze im Oktober 1935 von der Dresdener Bank an die Staatlichen Museen zu Berlin verkauft worden war. Das Bild wurde von der Bank aus der Zweigniederlassung in München bereits am 26.08.1935 an das Kaiser–Friedrich–Museum (heute Bode-Museum) in Berlin übergeben. Die Dresdener Bank, Direktion, Industriebüro, Berlin, übergab mit Schreiben vom 05.10.1935 weiterhin eine Originalexpertise von W. von Bode, datiert vom 27.09.1927, zu der Gemäldeskizze von Tiepolo an die Direktion des Museums. W. von Bode hatte Folgendes vermerkt: „ Echte, tüchtige Skizze von Giov. Batt. Tiepolo aus seiner frühen Zeit“.

In einem Vermerk auf dem Keilrahmen zu der Ölskizze hatte der Kunsthistoriker Eduard Sack, der ein Werkverzeichnis über Giambattista und Domenico Tiepolo herausgegeben hatte, notiert: „Skizze zu einem Gemälde für den Palazzo Dolfin in Venedig“.1

Vom Kaiser-Friedrich-Museum wurde die Skizze dann zusammen mit anderen Kunstwerken auf einer Auktion der Staatlichen Museen am 01./02.06.1937 bei der Kunsthandlung Julius Böhler in München versteigert. Laut Auktionskatalog sind als frühere Eigentümer der Skizze die Kunsthandlung A.S. Drey in München und Herr Dr. Wassermann, München, genannt. Dieser hatte die Skizze von der Kunsthandlung Drey erworben, welches einem dem Museum ebenfalls von der Bank übergebenen Schreiben entnommen werden kann. Der am 11.03.1937 geschätzte Versteigerungserlös für das Bild betrug 5.000,- RM.

Es konnte nicht mehr festgestellt werden, ob die Ölskizze aus der Sammlung Dr. Wassermann direkt in den Besitz der Dresdener Bank gelangte. Laut dem Schreiben der Dresdener Bank vom 25.02.2005 sind Unterlagen der „Altbank“ nur noch lückenhaft vorhanden, so dass die Herkunft des Bildes nicht mehr ermittelt werden konnte.

In der Zeit zwischen dem 11.03.1937 und dem Verkauf an den „Sonderauftrag Linz“ dürfte die Ölskizze im Kunsthandel gewesen sein.

Hinweise darauf, dass sich das Gemälde früher einmal in der Kunsthandlung Caspari in München befunden hätte, ließen sich nicht bestätigen. Frau Anna Caspari wurde aus rassischen Gründen durch das NS-Regime verfolgt. Nach dem 09.11.1938 wurden Kunstwerke und Bücher aus dem Besitz der Frau Caspari beschlagnahmt und in die Bayerische Landesgemäldesammlung und die Bayerische Landesbibliothek verbracht. Einige der Kunstwerke wurden auch bei Kunsthändlern untergestellt, die diese nach 1945 im Rahmen von Rückerstattungsverfahren an die Erben der Frau Caspari zurückgegeben haben.
Die von ihren Söhnen Ernst und Paul Caspari betriebenen Rückerstattungsverfahren führten darüber hinaus zur Rückgabe einer Reihe von Kunstwerken, die in den Central Collecting Point in München gelangt waren. Das hier in Rede stehende Gemälde wurde von den Berechtigten jedoch nicht als früheres Eigentum der Kunsthandlung Caspari identifiziert und daher keine Rückgabe beantragt.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle bekannten Quellen ausgeschöpft sind. Ein NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust kann nicht ausgeschlossen werden.

Stand: 2005

1 Vgl. Ed. Sack, Hamburg, 1910, S. 151

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