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Bürkel, Heinrich

Szene am Brunnen in einem Gebirgsdorf mit Wäscherin und Gespannen (Rast; Szene auf der Alm)

Entstehungsjahr 1848
Technik Öl auf Leinwand
Maße 53,5 x 77 cm
Münchener-Nr. 8739
Linz-Nr. 2910
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Das Gemälde zeigt Folgendes: links Bauernhäuser, in der Mitte Brunnen mit Madonnenfigur, an dem gewaschen wird; rechts Fuhrwerk, dessen Pferde am Brunnen saufen; dahinter Zweigespann mit Reiter, vorn weitere Figuren und Tierstaffage; im Hintergrund Hochgebirge.

Es ist mit "H BÜRKEL 48" bezeichnet und datiert.

Das Gemälde ist möglicherweise im Boetticher unter Nr. 93 mit dem Titel „Am Brunnen“ aufgeführt.1 Angegeben wird, dass das Gemälde in der Münchner Jubiläumsausstellung 1888 als Nr. 121 ausgestellt war. Es ist im Katalog als unverkäuflich deklariert.2  

Zum Werk Bürkels gibt es ein Verzeichnis von Luigi von Bürkel, einem Enkel Heinrich von Bürkels, aus dem Jahr 1940 und ein Aktuelleres von Hans-Peter Bühler und Albrecht Krückl.

Im Werkverzeichnis von Bühler/Krückl ist das zu untersuchende Gemälde unter Nr. 216 aufgeführt, aber ohne weitere Provenienz und datiert auf 1848.3 Die Datierung 1848 scheint die richtige zu sein, denn der aktuelle Leihnehmer gibt diese auch an.

Provenienz

Zeittafel
1888 (?)
Münchner Jubiläumsausstellung 1888, Nr. 121
-1886„Cousin Barischnikoff“, identisch mit dem russischem Oberst von Barischnikoff/Serge von Baryshnikoff?
2.-3.6.1943Auktion Lempertz, Köln, Kat.Nr. 463, Einlieferer bleibt im Katalog ungenannt
von dort über Galerie Almas, München für RM 60 000,- erworben
1943Sammlung „Sonderauftrag Linz“

Die TVK München ermittelte, dass das Gemälde vom 2. bis 3. Juni 1943 auf der Auktion von Lempertz, Köln, angeboten wurde (Kat.Nr. 463). Von dort wurde es über die Galerie Almas, München, für RM 60.000,- für den „Sonderauftrag Linz“ erworben.

Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes: Luigi von Bürkel listet das Gemälde unter dem Titel „Brunnen“ für das Jahr 1848.4 Das Gemälde soll für das Album des Cousin Barischnikoff angefertigt worden sein. Dieses Gemälde ist mit dieser Provenienz nicht bei Bühler/Krückl nachgewiesen. Außerdem verzeichnet von Bürkel unter Nr. 132 eine „Dorfpartie aus dem bairischen Hochland“ als Variante des Brunnenmotivs, datierend aus dem Jahr 1834, im Besitz von Maria Almas.5 Möglicherweise ist diese Angabe der Grund für die Verwechslung.

Das Thema hat Bürkel mehrfach variiert, so dass es zahlreiche Gemälde mit diesem Sujet gibt.

Barischnikoff könnte ein russischer Oberst gewesen sein, der Münchner Künstler unterstützte und im Zusammenhang mit Johann Baptist Berdellé und Carl Rottmann erwähnt wird.6 Außerdem wird 1865 ein S. A. von Baryschnikoff in der Zeitschrift der „Der Zoologische Garten“ als Spender von Tieren für den Frankfurter Zoo aufgeführt.7 Dieser wohnte 1868 als Serge von Baryschnikoff, Rentier am Frankfurter Guiolettplatz 35. Recherchen beim Institut für Stadtgeschichte in Frankfurt ergaben, dass dieser 1868 zwei voreheliche Kinder legitimierte8 Weitere Hinweise ließen sich nicht ermitteln.

Im Juni 1943 wurde das Gemälde bei Lempertz in Köln als Nr. 463 – datiert auf 1845 - versteigert, der Einlieferer blieb ungenannt.9 Auf dieser Auktion erwarb Maria Almas das Gemälde für RM 60.000 für den „Sonderauftrag Linz“.10

Maria Almas, geborene Dietrich, geboren am 28. Juni 1892 in München, betrieb nach ihren Angaben seit 1918 eine Kunsthandlung in München.11 Nach ihren Angaben lernte sie 1936 Heinrich Hoffmann, den Fotografen Adolf Hitlers kennen und erhielt über diesen die ersten Aufträge, Kunst für Hitler zu erwerben. Almas-Dietrich gehörte zu den aktivsten Personen im Kunsthandel, die für die Nationalsozialisten tätig waren. Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm sie nach 1945 mehrfach zu ihren Geschäften. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA ausgewertet.12 Diese Unterlagen scheinen in der Zwischenzeit verloren zu sein. In ihrer Aussage am 9. März 1949 gegenüber dem CCP gab Maria Dietrich an, dass sie das Gemälde Zügels aus „deutschem Besitz“ erworben habe.13

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Ein verfolgungsbedingter Vermögensverlust lässt sich bei diesem Gemälde daher nicht ausschließen.

Stand: 2010

1 Friedrich von Boetticher, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte, erster Band von 4 Bänden, Dresden, 1891-1901, S. 157.
2 Münchner Jubiläumsausstellung 1888, Nr. 121.
3 Hans-Peter Bühler/Albrecht Krückl: Heinrich Bürkel, München 1989, Nr. 458.
4 Luigi von Bürkel: Heinrich Bürkel, München 1940, Nr. 412.
5 Luigi von Bürkel: Heinrich Bürkel, München 1940, Nr. 132.
6 Hyac. Holland., „Berdellé, Johann Baptist“, in: Allgemeine Deutsche Biographie 46 (1902), S. 369-370 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/artikelADB_pnd117586579.html
7 Der Zoologische Garten, Zeitschrift 1865, zu Baryschnikoff.
8 Adress- und Geschäfts-Handbuch von Frankfurt am Main 1868/69, Baryschnikoff; Institut für Stadtgeschichte Frankfurt/Main, Nachlassakte des Amtsgerichts (NA 1868/10) zu einem Sergei Baryschnikoff.
9 Lempertz Auktion, 2.-3.6.1943, Kat. Nr. 463, S. 28.
10 BArch Koblenz B 323, Nr. 138 XIXa/44/256; BArch Koblenz B 323, Nr. 132,XVIa/32/153.
11 BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.
12 NARA, RG 260, 519, Box 445.
13 NARA RG 260, entry 519, box 445.

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