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Lenbach, Franz Seraph von

Damenbildnis in gemaltem Rund

Entstehungsjahr 1897
Technik Öl auf Pappe
Maße 86,5 x 72,5 cm
Münchener-Nr. 8745
Linz-Nr. 1539/885
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Franz von Lenbach (1836-1904), der zusammen mit Franz von Stuck und Friedrich August von Kaulbach zu den Münchener Malerfürsten des 19. Jahrhunderts zählte1 , fertigte dieses Damenbildnis einer unbekannten Frau im gemalten Tondo im Jahre 1897.

Provenienz

Zeittafel
Bis 1904 Im Besitz des Künstlers Franz von Lenbach 
Seit 1904 Im Besitz der Nachlassverwalterin und Witwe Lolo von Lenbach 
Februar 1941 Von dort an die Galerie Maria Almas-Dietrich, München 
Unbekannt Weiterverkauf an „Sonderauftrag Linz“  

Auf der Property Card ist verzeichnet, dass das Gemälde „Damenbildnis in gemaltem Rund“ von Franz von Lenbach im März 1941 von der Münchener Galerie Almas für die Sammlung „Sonderauftrag Linz“ erworben wurde.2 Die Galeristin Maria Almas-Dietrich gab am 16. August 1951 darüber hinaus zu Protokoll, dass sie das Gemälde zuvor aus dem „Besitz Frau von Lenbach“ erworben hatte.3

Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes:4 In Bundesbesitz befinden sich nachweislich insgesamt fünf Gemälde Franz von Lenbachs, die nach Angaben der Property Card aus dem ehemaligen Besitz der Frau von Lenbach stammen.5 Darunter unter anderem das Gemälde „Brustbild einer Dame mit Federschmuck im Haar“ (mü 11179) von 1890, welches ebenfalls „aus dem Nachlass des Künstlers von Frau von Lenbach an die Kunsthändlerin Almas-Dietrich verkauft“6 wurde und im Februar 1941 vom „Sonderauftrag Linz“ erworben wurde.

Mit der Angabe „Besitz Frau von Lenbach“ wird die zweite Frau des Künstlers, Lolo von Lenbach, geborene von Hornstein (1861-1941) gemeint sein, die Lenbach am 5. Oktober 1896 in München geheiratet hat.7 Nachdem der Künstler im Mai 1904 verstorben war, verwaltete Lolo von Lenbach den künstlerischen Nachlass ihres Mannes. Vor ihrem eigenen Tod am 27. Mai 1941 in München verkaufte sie demnach mehrere Kunstwerke aus dem Nachlass ihres Mannes an die Münchener Galeristin Maria Almas-Dietrich. Wann genau Lolo von Lenbach das Gemälde „Damenbildnis in gemaltem Rund“ an die Münchener Galerie Almas verkauft hat und zu welchen Bedingungen ist nicht bekannt. Aus diesem Grund wurde eine Anfrage an die Nachlassverwalter von Franz von Lenbach gestellt, die allerdings unbeantwortet blieb.8

Die Recherchen zur Münchener Galerie Maria Almas-Dietrich verliefen ergebnislos, da keine Akten in Münchener Archiven überliefert sind.9 Dem 1991 erschienenden „Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates“ konnte darüber hinaus entnommen werden, dass keine Unterlagen der Landesleitung der Reichskammer der bildenden Künste für München überliefert sind.10 Hier mussten alle Kunsthändler während der NS-Zeit ihr Gewerbe und ihre Ausstellungen anmelden. Da diese Akten fehlen, ist derzeit nicht rekonstruierbar, wann Maria Almas-Dietrich das Gemälde erwarb, oder ob es sich zunächst in einer Ausstellung beziehungsweise Auktion einer anderen Münchener Kunsthandlung befand.

Der kunsthistorischen Literatur zum Werk Franz von Lenbachs konnten keine weiterführenden Hinweise zur Provenienz des Gemäldes entnommen werden.11 Und auch im Werkverzeichnis des Künstlers ist das auf der Property Card als „Damenbildnis in gemaltem Rund“ aus dem Jahre 1897 nicht verzeichnet.12 In den Münchener Ausstellungskatalogen der Jahre von 1897 bis 1945 konnte das Gemälde nicht nachgewiesen werden.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleiben die genauen Erwerbungsumstände sowie der Zeitpunkt des Gemäldeverkaufes durch Lolo von Lenbach an die Münchener Galeristin Maria Almas-Dietrich zunächst ungeklärt. Weitere Anhaltspunkte zur Herkunft des Werkes könnten eventuell die den Nachlass Franz von Lenbachs’ verwaltenden Erben liefern.

Stand: 2010

1 Vgl. Thieme/Becker 1999, Bd. 23, S. 43ff.
2 BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 8745. Aus dem Besitz der Frau von Lenbach erwarb Maria Almas-Dietrich noch weitere Gemälde, die später von ihr an die Sammlung „Sonderauftrag Linz“ weiterverkauft wurden. Darunter Linz-Nr. 1451, 1545. Vgl. Aussage Maria Almas-Dietrich vom 16.8.1951, BArch, B 323/331, Kunsthändler A-J, Almas-Dietrich. Sowie: Bundesarchiv Koblenz, LF (Linz Film) XVIa/51a / 170. Mit der „Linzer-Nummer“ 2813 wurde das Gemälde Franz von Lenbachs in das von Hans Reger seit 1938 erstellte Inventar betitelt als „Liste der für das Museum Linz vorgesehenen Gemälde“ aufgenommen. Zur Inventarisierung vgl. die Aussage von Hans Reger am 21.7.1951, in: Bundesarchiv Koblenz (BArch), B 323/332, Reger. Diese Liste wurde im Mai 1945 von der US Army in Altaussee, Österreich gefunden. Vgl. das Faksimilie dieser Liste bei: Günther Haase, Die Kunstsammlung Adolf Hitler. Eine Dokumentation, Berlin 2002, S. 251.
3 Aussage Maria Almas-Dietrich vom 16.08.1951. Vgl. BArch, B 323/331, Kunsthändler A-J, Almas-Dietrich.
4 Die Recherchen wurden im Auftrag des BADV von Frau Dr. Vanessa Voigt, München, durchgeführt.
5 Mitteilung vom BADV, Berlin vom 22.08.2008.
6 BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 11179.
7 Meldekarte Franz von Lenbach, Stadtarchiv München.
8 Anfrage der Autorin vom 13.05.2008 und vom 19.09.2008.
9 Folgende in Frage kommenden Münchener Archive besitzen keine Unterlagen zur Galerie Maria Almas-Dietrich: Staatsarchiv München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Wirtschaftarchiv München. Lediglich das Stadtarchiv verfügt über eine Gewerbekarte der Galerie Almas. Mitteilung des Stadtarchiv München vom 8.05.2008.
10 Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates 1991, bearb. von Heinz Boberach, München, London, New York, Paris 1991.
11 Isabel Fechter, Treffender als das Leben selbst: ein Ensemble von Portraitstudien Franz von Lenbachs, in: Weltkunst, 77., München 2007, S. 44-46; Franz von Lenbach: Sonnenbilder und Portraits, Ausst.-Kat. Bayerische Staatsgemäldesammlungen, hrsg. von Reinhold Baumstark, München 2004; Die ganze moderne Kunst über den Haufen werfen: Franz von Lenbach und die Kunst heute, Ausst.-Kat. Museum Morsbroich, Leverkusen 2003; Carola Muysers, Das bürgerliche Portrait im Wandel: Bildnisfunktionen und Auffassungen in der deutschen Moderne 1860-1900, Hildesheim 2001; Sonja von Baranow, Franz von Lenbach: Leben und Werk, Köln 1986; Winfried Ranke, Franz von Lenbach: der Münchner Malerfürst, Köln 1986; Franz von Lenbach: 1836-1904, Ausst.-Kat. Städtische Galerie im Lenbachhaus, hrsg. von Rosel Gollek und Winfried Ranke, München 1986; Franz von Lenbach: 1836-1986, Ausst.-Kat. Waaghaus Schrobenhausen, Schrobenhausen 1986; Sonja Mehl, Franz von Lenbach in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München 1980; Horst Ludwig, Franz von Lenbach: Malerfürst des Deutschen Kaiserreichs, in: Weltkunst, 49., München 1979, S. 2096-2098; Siegfried Wichmann, Franz von Lenbach 1836-1904: die Gruppe als Gruppenfolge in der Bildnismalerei des Franz von Lenbach und seiner Zeitgenossen, Starnberg 1975; Siegfried Wichmann, Franz von Lenbach und seine Zeit, Köln 1973; Sonja Mehl, Franz von Lenbach (1836-1904): Leben und Werk, Hochschulschrift: München, Univ., Diss., 1972; Hermann Behr, Der Malerfürst: Franz von Lenbach und seine Zeit, München 1960; Franz Naager, Franz von Lenbach, in: Die Kunst, 75., 1937, S. 97-106; Hugo Kehrer, Franz von Lenbach: Hundert Jahre Wesen und Welt, München 1937; Franz von Lenbach, Ausst.-Kat. der IX. veranstalteten Internationalen Kunstausstellung zu München, München 1905; Franz Wolter, Franz von Lenbach, in: Die Kunst, 7., 1903, S. 1-10.
12 Sonja von Baranow, Franz von Lenbach. Leben und Werk, Köln 1986; Sonja Mehl, Franz von Lenbach (1836-1904). Leben und Werk, Hochschulschrift: München, Univ., Diss., 1972.

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