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Spitzweg, Carl

Die Heilige Nacht (Anbetung der Hirten)

Entstehungsjahr 1857
Technik Öl auf Holz
Maße 27,5 x 48 cm
Münchener-Nr. 8882
Linz-Nr. 656
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Das Gemälde entstand ab 1857 in mehreren Phasen und ist nach einem Original von Coreggio (1489-1534) gemalt. Das Gemälde ist für Spitzweg typisch mit dem "S" im Rhombus signiert. Die Untersuchung der Rückseite des Gemäldes erbrachte keine Erkenntnisse bezüglich früherer Eigentümer.

Provenienz

Zeittafel
bis 1936in der Kunsthandlung Hugo Helbing in München als Kommissionsware aus süddeutschem Privatbesitz
vermutlich im Frühjahr 1939 vom Deutschen Reich erworben

Im Spitzweg-Werkverzeichnis von Siegfried Wichmann1 ist das Gemälde unter der lfd. Nr. 966 abgebildet und beschrieben. Den Ermittlungen des Autoren zu folge gelangte es durch Erbteilung in die Sammlung Richard Spitzwegs, der bis 1950 als Rechtsanwalt in München lebte.
Das Gemälde wurde bereits am 20.03.1912 in der Kunsthandlung Hugo Helbing versteigert. Dort wurde es erneut im Jahre 1927 ausgestellt.
Die auf der Property Card dokumentierten Ermittlungsergebnisse des Münchener Central Collecting Points verweisen auf eine Auskunft des Kunsthistorikers Prof. Uhde-Bernays vom 11.05.1948. Dieser teilte dem CCP mit, dass sich das in Rede stehende Spitzweg–Gemälde bis zum Jahre 1936 in der Kunsthandlung Hugo Helbing in München als Kommissionsware aus süddeutschem Privatbesitz befunden hätte.

Hugo Helbing, sein Bruder Fritz Helbing, sowie die beiden Mitgesellschafter der Kunsthandlung zählten zum Personenkreis der aus rassistischen Gründen NS-Verfolgten. Deshalb wurde Ihnen im Jahre 1934 auf Grund eines neuen Versteigerungsgesetzes die Versteigerungskonzession nicht mehr erteilt.
Fritz Helbing schied am 31.12.1935 aus der Kunsthandlung aus. Die beiden Mitgesellschafter schieden im Jahre 1936 aus. Im Zuge der staatlichen Maßnahmen vom 09.11.1938 wurde Hugo Helbing durch die Einsetzung eines staatlichen Treuhänders faktisch enteignet und verstarb am 30.11.1938 in München. Die Arisierung der Firma Helbing wurde dann durch Jakob Scheidwimmer vorgenommen, der die Galerie fortführte.

Ein Verfahren nach dem Rückerstattungsgesetz der Erben nach Hugo Helbing wegen der Entziehung der Firma Hugo Helbing, Kunsthandlung und Kunstantiquariat, gegen das Deutsche Reich wurde mit einem Vergleich vom 28.07.1970 vor dem Landesgericht München I (AZ: I WKN 16/89 und I/N 8956) beendet. Auf der Grundlage des Bundesentschädigungsgesetzes wurde Schadenersatz geleistet. Die Kunstwerke aus dem privaten Vermögen des Kunsthändlers wurden im Vergleich berücksichtigt. Unter Punkt II des Vergleichs heißt es: „Soweit den Berechtigten noch Naturalrestitutionsansprüche, gleich gegen wen, zustehen, treten sie diese an die Bundesrepublik Deutschland ab."

Das hier in Rede stehende Gemälde dürfte entsprechend der Inventarnummer -Linz 656- im Frühjahr 1939 vom Deutschen Reich erworben worden sein.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle bekannten Quellen ausgeschöpft sind. Ein NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust kann nicht ausgeschlossen werden.

Stand: 2007

1 Siegfried Wichmann, Carl Spitzweg-Verzeichnis der Werke, Stuttgart 2002

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