Navigation und Service

Stuck, Franz von

Der Frühling (Mädchen mit Veilchenkranz im Haar)

Entstehungsjahr um 1912
Technik Öl auf Holz
Maße 63 x 60,5 cm
Münchener-Nr. 8980
Linz-Nr. 2355
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Eine junge Frau im Halbprofil schaut den Betrachter über die Schulter hinweg mit einem unschuldig-verführerischen Blick an. In ihr langes in Strähnen über den Körper fallendes Haar ist ein Veilchenkranz eingeflochten. An ihren Körper drückt sie ein Veilchenbukett–Veilchen als Vorboten des Frühlings.
Das um 1912 entstandene Bild geht auf eine Version von 1902 zurück, in der Franz von Stuck bereits das Motiv des „Kind-Weibes“ gebrauchte.1 Ein motivisch eng verwandtes Gemälde ist das „Aschenbrödel“ von 1899.2 Für die beiden Werke von 1899 und 1902 sowie für die vier Personifikationen des Frühlings von 1912 soll die Tochter des Malers Friedrich August von Kaulbach Modell gestanden haben.3 Dass es sich hier jedoch nicht um ein Porträt handelt, wird durch das Beigeben der Veilchen als Attribut des Frühlings deutlich. Hinzu kommt, dass die Mädchengestalt durch eine Monumentalisierung über das Porträthafte hinaus in eine allegorische Bedeutungsebene erhoben wird. Stuck erreichte dies durch die Darstellung der kleinen Bäume im Hintergrund, die vermuten lassen, dass der Horizont weit unterhalb des Bildrandes liegt, vor dem die Gestalt monumental hervorragt.

Provenienz

Zeittafel
12./13.5.1942 Auktion H.W. Lange, Berlin, Kat. Nr. 292, Einbringer G.H., Berlin4
Dort von der Reichskanzlei für RM 8.500 erworben, Reichskanzlei-Nr. 2925  
1942 Vorgesehen für den „Sonderauftrag Linz“  

Der Property Card kann entnommen werden, dass das Gemälde in der Versteigerung am 12./13. Mai 1942 im Berliner Auktionshaus H.W. Lange mit der Nr. 292 angeboten wurde.6 Im Verzeichnis der Einlieferer wird im Katalog die Abkürzung „G.H., Berlin“ genannt. Der Einlieferer hinter dieser Abkürzung gab nur dieses Gemälde zur Auktion. Der Preis betrug RM 8.500 RM, bei einem Taxwert von RM 5.000.7 Über den Verkäufer G.H. konnten im Landesarchiv Berlin keine Hinweise gefunden werden, denn dort sind nur die Anmeldeformulare und Auktionsprotokolle des Auktionshauses H.W. Lange für das Jahr 1937 überliefert. Auch im Bundesarchiv Koblenz konnten keine Akten ermittelt werden. Damit ist die Möglichkeit zur Identifizierung der Person erschöpft, so dass keine weiteren personenbezogenen Recherchen durchgeführt werden können.

Die kunsthistorischen Recherchen ergaben, dass ein Gemälde mit dem Titel „Frühling“ nur ein einziges Mal in Berliner und Münchener Ausstellungskatalogen der Jahre 1912 bis 1945 verzeichnet war. Ob es sich bei dem Ölgemälde „Frühling“ in der Münchener Kunstausstellung im Glaspalast des Jahres 1929 dabei tatsächlich um das hier in Rede stehende Werk handelt, kann nicht mit Sicherheit festgestellt werden, da Jahres- und Maßangaben zur näheren Identifizierung fehlen.8 Als Besitzer wurde dort ein Geheimrat Dr. Philip Rosenthal aus Selb genannt, der das Gemälde zum Verkauf anbot. Da mindestens drei Gemälde mit dem Titel „Frühling“ bekannt sind, wobei es noch zwei weitere Gemälde gibt, die den drei Werken sehr ähneln, im Werkverzeichnis aber mit „Rautendelein“ und „Mädchenbildnis“ betitelt sind, konnte trotz eingehender Recherchen nicht geklärt werden, aus welchem Besitz das Gemälde in den Bestand des „Sonderauftrag Linz“ gelangte. Zudem kommt hinzu, dass nur ein vergleichsweise geringer Teil des Nachlasses des Künstlers in der Villa Stuck vorhanden ist.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle bekannten Quellen ausgeschöpft sind. Ein NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust kann nicht ausgeschlossen werden.

Stand: 2003

1 Abb. bei Voss 1973, Kat.Nr. 249/105.
2 Ebd., Kat.Nr. 193/476.
3 Die vier Versionen sind bei Voss genannt. Vgl. Voss 1973, Kat.Nr. 388/103; 389/104; 390/106 und 391/107, wobei die Titel variieren. Im Folgenden Malerei 1800 bis um 1900, S. 100.
4 Auk.kat. Verschiedener deutscher Kunstbesitz. Gemälde alter und neuer Meister, Möbel, Silber, Tapisserien, durch H.W. Lange, Berlin, am 12./13.5.1942, Kat. Nr. 292. Wenn nicht anders vermerkt vgl. im Folgenden auch BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 8980. Weitere auf der Property Card vermerkte Inventarnummern sind Aussee 4200, die Nr. 6957 mit Blaustift vermerkt und ein kleines Etikett mit der Nr. 292.
5 Lange-Katalog, Kat. Nr. 292.
6 BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 8980.
7 Die Schätzpreisliste liegt dem Auktionskatalog, der sich in der Kunstbibliothek befindet, bei. Der erzielte Preis wurde handschriftlich in den Katalog nachgetragen.
8 Kunstausstellung München 1929, Nr. 2689: Frühling (Öl).

Kontakt

Bei Fragen und Anregungen nutzen Sie bitte unser Kontaktformular

Zum Kontaktformular