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Waldmüller, Ferdinand Georg

Stilleben mit Hummern und Früchten

Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Öl auf Holz
Maße 42 x 55 cm
Münchener-Nr. 9232
Linz-Nr. 769/618
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Das Gemälde zeigt Folgendes: Vorn Teller mit Obstscheiben, Weintrauben links und in der Mitte, links Steingutkrug. Oben auf einer Schale der Hummer. Kirschen unten rechts. Weitere Früchte.

Im Boetticher ist das Gemälde nicht nachweisbar.1

Zum Werk Ferdinand Waldmüllers gibt es zahlreiche Veröffentlichungen und drei Verzeichnisse. Hier wurde das Werkverzeichnis von Rupert Feuchtmüller von 1996 als Grundlage der Recherchen genommen.2
Das Stillleben ist darin jedoch nicht aufgeführt, weil es wahrscheinlich nicht von Waldmüller stammt.

Provenienz

Zeittafel
unbekannt
8. bis 10. Dezember 1938Versteigerung Weinmüller, Wien Kat. Nr. 119b als Schule Waldmüller
Maria Gillhausen, München
Maria Almas-Dietrich
Vor 1939Reichskanzlei

Die TVK München ermittelte, dass das Gemälde auf der Auktion bei Weinmüller, Wien, vom 8. bis 10. Dezember 1938 angeboten wurde (Kat. Nr. 119b als Schule Waldmüller). Über Frau Gillhausen, München, wurde das Gemälde von der Galerie Almas, München, erworben und an die Reichskanzlei weiterverkauft (Aussage Almas vom 14.8.1951).

Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes:

Am 8. bis 10. Dezember 1938 fand eine Auktion in Wien bei Weinmüller statt, auf der das hier zu untersuchende Gemälde als Schule Waldmüller mit einem weiteren Stillleben (Siehe Mü-Nummer 9609) für insgesamt RM 400 angeboten wurde.3

Die Recherchen im Österreichischen Bundesdenkmalamt nach dem Einlieferer blieben erfolglos.
Nach Aussage von Maria Almas erwarb sie das Gemälde, gemeinsam mit dem anderen Stillleben, von Frau Maria Gillhausen in München.4
Maria Gillhausen betrieb in München eine Kunsthandlung, die bis 1950 bestand.5
Seit 1931 handelte sie mit Kunst und Antiquitäten, mitunter auch gemeinsam mit der Münchner Kunsthandlung Paul Gasparri, die 1938 „arisiert“ wurde. Weitere Informationen dazu sind nicht bekannt.
Maria Almas, geborene Dietrich, geboren am 28. Juni 1892 in München, betrieb nach ihren Angaben seit 1918 eine Kunsthandlung in München.6
Nach ihren Angaben lernte sie 1936 Heinrich Hoffmann, den Fotografen Adolf Hitlers, kennen und erhielt über diesen die ersten Aufträge, Kunst für Hitler zu erwerben. Nach der Scheidung von ihrem Ehemann im Jahre 1937 führte Maria Almas-Dietrich die Kunsthandlung unter der Bezeichnung Maria Diamant (Almas) weiter.7

Almas-Dietrich gehörte zu den aktivsten Personen im Kunsthandel, die für die Nationalsozialisten tätig waren. Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm sie nach 1945 mehrfach zu ihren Geschäften. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA ausgewertet.8 Diese Unterlagen scheinen in der Zwischenzeit verloren zu sein.

Offenbar ersteigerte Maria Gillhausen das Stillleben auf der Weinmüller-Auktion, verkaufte es dann an Maria Almas weiter, die es wiederum der Reichskanzlei anbot, welche es dann vor 1939 erwarb. Möglich wäre auch, dass es auf der Auktion nicht versteigert wurde, Weinmüller das Gemälde mit nach München nahm und es dann an Maria Gillhausen veräußerte. Durch die niedrige Linznummer ist der Erwerb durch die Reichskanzlei vor 1939 indiziert.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Ein verfolgungsbedingter Vermögensverlust lässt sich bei diesem Gemälde daher nicht ausschließen. Anhaltspunkte für weitere Recherchen liegen derzeit nicht vor.

Stand: 2010

1 Friedrich von Boetticher, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte, 2. Band von 4 Bänden, Dresden, 1891-1901, S. 967-970.
2 Rupert Feuchtmüller: Ferdinand Georg Waldmüller, Wien München, 1996.
3 Auktion Weinmüller, 8.-10.12.1938, Nr. 119b, S. 18.
4 BArch Koblenz B 323, Nr. 331.
5 Vanessa-Maria Voigt: Kunsthändler und Sammler der Moderne im Nationalsozialismus: die Sammlung Sprengel 1934 bis 1945. Materialien zur Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts / Sprengel Museum Hannover, 2007, S. 183.
6 BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.
7 BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.
8 NARA, RG 260, 519, Box 445.

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