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Kunstwerke aus dem zentralstaatlichen Bereich der Deutschen Demokratischen Republik

Zur Sammlung des Bundes gehören rund 2.800 Kunstobjekte aus dem früheren Eigentum der Deutschen Demokratischen Republik (DDR).

Grundlage dafür sind die Regelungen im Einigungsvertrag von 1990, wonach der seinerzeit “volkseigene” Kunstbestand der DDR je nach bis dahin erfolgter Nutzung zwischen Bund, Ländern und Kommunen aufgeteilt wurde. Dem Bund wurden dabei solche Kunstobjekte zugeordnet, die zuvor von zentralstaatlichen Einrichtungen wie Ministerien oder Gästehäusern der Regierung genutzt wurden.

Womacka
Walter Womacka, Am Strand (1962), Öl auf Leinwand, 94 x 113 cm

Innerhalb dieses Konvoluts sind die Kunstgegenstände aus dem Palast der Republik (PdR) der DDR besonders erwähnenswert, denn für die Ausstattung des Palastes wurden Kunstwerke der bedeutendsten Kunstschaffenden der DDR angekauft beziehungsweise eigens beauftragt. Viele der DDR-Kunstwerke sind an Museen und Bundesbehörden verliehen.

Sammlung “Palast der Republik”

Die insgesamt 245 Kunstgegenstände umfassende Sammlung aus dem Palast der Republik gibt Auskunft über einen wesentlichen inhaltlichen und zeitlichen Ausschnitt des künstlerischen Schaffens sowie über Kunstvorstellungen, Kunstpolitik und Auswahlprinzipien in der DDR.

Die Sammlung besteht aus drei Teilen:

  1. der Galerie im Palast der Republik, diese umfasst 16 großformatige Tafelbilder für das Hauptfoyer; hinzu kommt die Glasplastik “Gläserne Blume”
  2. 30 mittelformatige Gemälde mit landschaftstypischen Darstellungen aus den Bezirken der DDR
  3. ca. 190 Kunstgegenstände, überwiegend Grafiken, Aquarelle, Gemälde, Plastiken und Skulpturen verschiedener Formate mit Themen aus der Geschichte Deutschlands und der DDR.

Darüber hinaus wurden für die dekorative Ausgestaltung von Teilen des PdR kunstgewerbliche Gegenstände und Repliken von Kulturgut verwendet.

zu 1. Die Galerie im Palast der Republik hatte ihren Standort im zweigeschossigen Foyer als dem öffentlichsten, und zugleich unumgänglichen Durchgangsraum des Hauses.

Ziel der Galerie war es, die Besucher und Besucherinnen gleich beim Betreten des Hauses mit Fragen der gesellschaftlichen Entwicklung zu konfrontieren und (aus der Sicht der Künstler) mögliche Antworten zu geben. Sie sollte die Leistungsbreite und die Vielfalt der Malerei in der DDR, allerdings im Rahmen des Sozialistischen Realismus, widerspiegeln. Orientieren sollten sich die Beiträge der Künstler an der Frage “Dürfen Kommunisten träumen?”. Man entschied sich für eine Auftragsvergabe an 16 namhafte Künstler der DDR, wohl in Anlehnung an die politisch-territoriale Gliederung der DDR mit 15 Bezirken und der Hauptstadt Berlin.

Eine Antwort aus ihrer individuellen Anschauung, ihren Lebenserfahrungen und ihren Wünschen gaben die Maler mit Ihren 16 Werken. Gelegentlich werden auch 22 Werke genannt, da Werner Tübke fünf (statt ein) Gemälde innerhalb des vorgegebenen Gesamtmaßes von 280 x 560 cm schuf und Kurt Robbel ein Triptychon gestaltete.

Die Gemälde handeln gemäß der thematischen Vorgabe:

  • von der widerspruchsvollen Geschichte der Menschheit und dem historischen Sinn des gegenwärtigen Handelns (W. Tübke, W. Womacka),
  • vom ständigen Entdeckerdrang des Menschen (B. Heisig),
  • von den Kämpfen der Partei (W. Sitte),
  • von der Internationalen Solidarität (R. Paris, L. Zitzmann),
  • von der Umgestaltung der Welt durch Arbeit (W. Neubert, M. Wegehaupt, A. Mohr),
  • von der Entwicklung auf dem Lande (W. Schubert),
  • von der Völkerfreundschaft (E. Großmann),
  • von den menschlichen Beziehungen untereinander und zur Umwelt (H. Vent, W. Mattheuer, K. Robbel),
  • von der Bewahrung des Friedens (R. Graetz /A. Mohr) und
  • vom Dank an die Erbauer neuer Städte (G. Brendel).

Die großformatigen mehrteiligen Tafeln konnten nach einer aufwändigen Restaurierung erstmals im Jahr 2018 in einer Sonderausstellung im Museum Barberini in Potsdam wieder der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Zu 2. Die 30 Gemälde mit landschaftstypischen Darstellungen aus den Bezirken der DDR von je etwa 100 x 130 cm waren zur Raumausstattung der um den Volkskammersaal gruppierten, variablen, maximal acht Fraktionsräume bestimmt.

Dargestellt sind typische Landschaftsausschnitte aus den 15 Bezirken der DDR, einschließlich deren tektonischer Form, Flora und Vegetation von der mecklenburgischen Ebene bis über das Erzgebirge, den Harz und das Thüringische Mittelgebirge.

Roehricht
Karl Hermann Roehricht, Schwedter Landschaft mit begradigter Welse (1974), Mischtechnik auf Hartfaser, 68 x 78 cm

Neben der realistischen Landschaftsform klingen bei einzelnen Kunstschaffenden gelegentlich kritische Zwischentöne an, indem durch naturferne Gegenstände und Verfremdung in Form und Farbe auf Umweltschäden und -zerstörung hingewiesen wird.

Zu 3. Die weiteren Kunstgegenstände waren für einzelne Räumlichkeiten des Öffentlichkeitsbereiches des PdR bestimmt. Mit den ausschließlich realistischen bildlichen oder figuralen Darstellungen wurden Bezüge zur Regional- oder Landesgeschichte hergestellt (Schinkelterrakotten, Bronzeguss des Paris, Großer Kurfürst), Lebensäußerungen wiedergegeben (Gobelins in den Palastrestaurants), historische Persönlichkeiten gewürdigt (Künstlerklause) oder übergreifende historische und gesellschaftliche Zusammenhänge hergestellt (Bronzereliefwand in der Eingangshalle zur Volkskammer und Gläserne Blume im Hauptfoyer).

Die grafischen und kunstgewerblichen Arbeiten aus den übrigen Foyerbereichen, Arbeits-, Probe- und Aufenthaltsräumen und Schauvitrinen ordnen sich in ähnlicher Weise ein.

Die Kunstgegenstände des PdR werden wegen des geschlossenen Konzepts, der vorgedachten Entstehung bzw. des gezielten Ankaufs als einheitliche Sammlung verwaltet. Heute befinden sich bspw. die Gemälde der Galerie im Palast und die Bronzereliefwand als Dauerleihgaben im DHM, weitere Gemälde, Grafiken, Gobelins, Skulpturen und kunstgewerbliche Gegenstände wurden Museen zur öffentlichen Präsentation übergeben bzw. befinden sich in Bundesbehörden und -einrichtungen oder auch in deutschen Botschaften im Ausland.

Sonstige DDR-Bestände

Kunstgegenstände aus dem Bereich Kommerzielle Koordinierung (“KoKo”)

Umfang: 311 Kunstgegenstände

Der Bestand wurde im Jahre 1994 bei der Liquidation des Bereiches Kommerzielle Koordinierung des Ministeriums für Außenhandel der DDR von der Effect Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH übernommen und gemäß Artikel 21 Absatz 1 des Einigungsvertrages Vermögen des Bundes.

Die Provenienz der Einzelstücke wurde vor Übernahme durch die Berliner Kriminalpolizei Bereich Wirtschaftskriminalität geprüft. Die Übernahme erfolgte in zwei voneinander unabhängigen Teilen, weshalb die Bezeichnungen KoKo 1 und KoKo 2 für die Teilbestände gewählt wurden.

Der Gesamtbestand KoKo stellt ein Konvolut verschiedener Kunstgegenstände (Gemälde, Grafiken, Ikonen, Skulpturen und Plastiken) dar. Eine künstlerische, kunsthistorische oder konzeptionelle Struktur ist nicht erkennbar. Das Konvolut enthält sowohl künstlerisch oder kunsthistorisch wertvolle Einzelstücke namhafter und unbekannter Kunstschaffender fast aller Epochen und Stile, als auch industriell hergestellte Gegenstände, die gegebenenfalls noch einen dekorativen Wert haben.

Der Bestand beinhaltet u. a. 27 Kopien alter Meister und 30 Werke Hinterglasmalerei von Kunstschaffenden der Balkanregion. Bemerkenswert ist, dass diese Kunstgegenstände, neben hochwertigen Einzelstücken, in den 1970er und 80er Jahren überwiegend im westlichen Ausland erworben wurden. Vermutet wird, dass wesentliche Teile dieses Bestandes als Geschenke für Partei- und Staatsfunktionäre der DDR oder hochrangige ausländische Gäste der DDR-Führung vorgesehen waren. Insofern ist dieser Teil des Bestandes nicht nur von künstlerischem, sondern auch von zeithistorischem Interesse.

Kunstgegenstände aus weiteren Liegenschaften der DDR-Regierung

Umfang: 304 Kunstgegenstände

Die Mehrzahl der Kunstgegenstände wurde in den zurückliegenden Jahrzehnten von den Vorbesitzern und Vorbesitzerinnen der verwalteten oder genutzten Liegenschaften (als Gästehäuser der ehemaligen DDR-Regierung in Berlin) für Ausstattungszwecke erworben. Mit Übernahme der Liegenschaften durch den Bund gemäß Artikel 21 Absatz 1 des Einigungsvertrages sind die Kunstgegenstände in das Vermögen des Bundes eingegangen.

Hesse
Alfred Hesse, Abend an der Ostsee (o. J.), Aquarellmalerei auf Karton, 49 x 65 cm

Die Kunstgegenstände aus den ehemaligen Hotelbetrieben des Bundes umfassen Gemälde, Grafiken und Plastiken. Zwischen den Kunstgegenständen dieses Bestandes gibt es außer der gemeinsamen Zweckbestimmung, der dekorativen Ausstattung der Hotelbetriebe, keinen Zusammenhang. Es handelt sich um ein Konvolut von Bildern mit überwiegend einheitlicher Rahmung als standardisierte Ausstattung der jeweils einzelnen Häuser der ehemaligen Hotelbetriebe.

Ein Teil der Kunstgegenstände wurde an Museen zur Ausstellung oder Bundesbehörden zur Dienststellenausstattung verliehen.

Sonstige DDR-Bestände

Umfang: ca. 1.560 Kunstgegenstände

Dieser, vom künstlerischen Wert her durchaus heterogene Bestand umfasst Kunstgegenstände aus den neuen Bundesländern und Berlin (Ost) bestehend unter anderem aus Gemälden, Grafiken und Plastiken, Porzellanen und Gobelins.

Die Mehrzahl der Kunstgegenstände wurde in den zurückliegenden Jahrzehnten für Ausstattungszwecke erworben und beim Erwerb/Übernahme der Liegenschaften durch den Bund mit übernommen.

Zwischen den Kunstgegenständen dieses Bestandes gibt es außer der gemeinsamen Zweckbestimmung, der dekorativen Dienststellenausstattung, keinen historischen oder kunsthistorischen Zusammenhang. Einzelne Kunstschaffende haben regionale Bedeutung.