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Defregger, Franz von

Der Pflegling

Entstehungsjahr 1874
Technik Öl auf Leinwand
Maße 61 x 48,5 cm
Münchener-Nr. 10047
Linz-Nr. 3038
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Franz Defregger wurde 1835 als Bauernsohn in Österreich (Tirol) geboren. Er war ein erfolgreicher Genre- und Historienmaler, der vor allem das Leben seiner Landsleute und Szenen aus dem Tiroler Volksaufstand von 1809 darstellte. Er malte im Stil der Münchener Schule, wobei sein persönlicher Stil durch die Lebendigkeit des Ausdrucks und eine warme, tonige Farbgebung geprägt ist.1 Nach dem Besuch einer Malschule und einem Auslandsaufenthalt studierte er bei dem Maler Karl von Piloty in München. Defregger gelangte mit seinen Gemälden zu großem Erfolg. Im Jahre 1878 erhielt er selbst eine Professur an der Münchener Kunstakademie. 1883 wurde er in den Adelsstand erhoben. Defregger starb am 02.01.1921 in München. Er hinterließ ca. 1400 Gemälde, darunter 450 Porträts von Mädchen und Frauen und 250 Männerporträts. Wegen der großen Nachfrage nach seinen Gemälden hat Defregger einige Kompositionen wiederholt dargestellt.

Auf dem Gemälde sind vier einfach gekleidete Bauernkinder unterschiedlichen Alters vor der Wand eines maroden Hauses abgebildet. Die Kinder stehen einander zugewandt und betrachten einen kleinen Vogel, den der links stehende größte Junge festhält. Am rechten Bildrand steht ein weiteres Kind und blickt aus dem Hauseingang heraus.

Provenienz

Die von der früheren Treuhandverwaltung von Kulturgut München ermittelten Angaben zur Provenienz konnten noch einmal bestätigt werden. Das in Rede stehende Gemälde wurde auf der Auktion bei H.W. Lange vom 05./07.10.1943 in Wien versteigert. Im entsprechenden Auktionskatalog ist es unter der lfd. Nr. 103 verzeichnet und auf Tafel 18 abgebildet. Der damalige Einlieferer des Kunstwerkes ließ sich nicht mehr ermitteln, da die Geschäftsunterlagen des Kunsthändlers bei den Bombenangriffen auf Berlin verbrannt sind. Sowohl die Geschäftsräume als auch die Wohnung H. W. Langes wurden vernichtet.
Der überlieferte Schriftverkehr des Sonderbeauftragten für das geplante Museum Linz, der im Bundesarchiv Koblenz archiviert ist, gibt Auskunft darüber, dass Herr Dr. Reimer die Münchener Kunsthändlerin Maria Almas–Dietrich schriftlich um den Ankauf verschiedener Kunstwerke auf der Kunstauktion am 05./07.10.1943 gebeten hatte. In seinem Schreiben vom 27.09.1943 teilte der Referent für den Sonderauftrag Linz Frau Almas-Dietrich mit, dass „eine Anzahl von im Katalog verzeichneten Kunstgegenständen, die der Oberfinanzpräsident Berlin-Brandenburg bereits der Kunsthandlung Lange zur Verwertung übergeben hatte, auf Grund des Führervorbehaltes eingezogene bzw. dem Deutschen Reich verfallene Kunstwerke von der Auktion herausgezogen und zum behördlichen Schätzpreis von uns übernommen“ wurden. Das hier in Rede stehende Gemälde wurde zusammen mit anderen Gemälden als unbedingt anzukaufendes Gemälde notiert. „Der Pflegling“ wurde von Frau Almas-Dietrich für 80.500,- RM für den Sonderauftrag Linz erworben.
Dem leihnehmenden Museum liegen laut einem Schreiben vom 28.11.2000 keine weiteren Angaben zur Provenienz vor. Ein dem Ankauf durch das Deutsche Reich vorangegangener NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust an dem Kunstwerk kann nicht ausgeschlossen werden.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt. Alle hier bekannten Quellen sind ausgeschöpft.

Stand: 2007

1 Städtische Galerie Rosenheim 1983, Franz Defregger – ein Bauernsohn aus Tirol

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