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Seiler, Carl Wilhelm Anton

Jagdgesellschaft (Vive le rois et ses chasseurs)

Entstehungsjahr 1914
Technik Öl auf Leinwand
Maße 37 x 53 cm
Münchener-Nr. 10071
Linz-Nr. 245
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Das hier interessierende Gemälde zeigt eine Tafelrunde im Jagdzimmer des Königs mit einigen seiner Offiziere. Ein Toast wird ausgebracht. Rechts und links sind gestiefelte Herren dargestellt.

Das in Rede stehende Gemälde ist mit "C. Seiler 1914" bezeichnet und datiert.

Provenienz

Zeittafel
vor Sommer 1938 Nach Aussage Maria Almas-Dietrichs, München, stammte das Gemälde aus „deutschem Besitz“ (Aussage am 16. März 1949 gegenüber Edgar Breitenbach, MFA Officer) 
vor Juli 1938 vom „Sonderauftrag Linz“ erworben  

Das hier interessierende Gemälde konnte in der Literatur nicht verifiziert werden. Es ist auch nicht im Boetticher1 aufgeführt, da es erst 1914 gemalt wurde.

Carl Seiler starb 1921.2  Vom 15. bis 16. November 1921 wurde sein Nachlass bei Hugo Helbing versteigert.3 Das hier interessierende Gemälde befand sich jedoch nicht in dieser Versteigerung.

Die TVK München ermittelte, dass das Gemälde aus deutschem Besitz von der Galerie Almas-Dietrich erworben worden ist.4

Die erneuten Recherchen konnten lediglich die bereits bekannten Angaben von Almas-Dietrich bestätigten.5 In einer ihrer Aussagen am 16. März 1949 gegenüber Edgar Breitenbach, MFA Officer, in der Maria Almas-Dietrich Hunderte von Bildern mit ihrer ungefähren Herkunft auflistete, ist auch das in Rede stehende Gemälde verzeichnet. Als Herkunft gab die Kunsthändlerin an, dass sie es zu einem nicht genannten Zeitpunkt aus „deutschem Besitz“ erworben habe.6 Aufgrund der niedrigen Linz-Nummer ist anzunehmen, dass es vor Sommer 1938 durch Adolf Hitler oder die Reichskanzlei angekauft wurde.7 Der Ankauf ist nicht dokumentiert.

Maria Almas, geborene Dietrich, geboren am 28. Juni 1892 in München, betrieb nach eigenen Angaben seit 1918 eine Kunsthandlung in München.8 1910 bekam sie eine Tochter, die außerehelich geboren wurde. Deren Vater war amerikanischer Staatsbürger und verstarb 1938. 1921 heiratete Maria Almas-Dietrich einen türkischen Staatsbürger mosaischen Glaubens und trat selbst zum Judentum über. Ab 1926 lebte sie bereits wieder von ihm getrennt.
Nach eigenen Angaben lernte sie 1936 Heinrich Hoffmann, den Fotografen Adolf Hitlers kennen und erhielt über diesen die ersten Aufträge, Kunst für Hitler zu erwerben. Nach der Scheidung von ihrem Ehemann im Jahre 1938 führte Maria Almas-Dietrich die Kunsthandlung unter der Bezeichnung Maria Diamant (Almas) weiter.9

Almas-Dietrich gehörte zu den aktivsten Personen im Kunsthandel, die für die Nationalsozialisten tätig waren. Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm sie nach 1945 mehrfach zu ihrem Geschäft. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA ausgewertet.10 Diese Unterlagen scheinen in der Zwischenzeit verloren gegangen zu sein.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt. Alle hier bekannten Quellen sind ausgeschöpft.

Stand: 2008

1 Friedrich von Boetticher: "Boetticher Malerwerke des Neunzehnten Jahrhunderts", Fr. v. Boetticher´s Verlag, Dresden 1981 - 1901, 4 Bände
2 Stadtarchiv München, Steuerliste und Einwohnermeldekartei zu Carl Seiler
3 Katalog der Auktion bei Hugo Helbing, München 15.-16.11.1921
4 Für das Folgende vgl. BADV Berlin, Property Card, mü 10071. Weitere auf der Karteikarte vermerkte Inventarnummern sind Aussee 5287 und Linz 245.
5 Die Recherchen wurden im Auftrag des BADV von Facts & Files, Berlin, durchgeführt.
6 NARA, RG 260, 519, Box 445.
7 Zur Inventarisierung vgl. die Aussage von Hans Reger im CCP München am 21.7.1951, in: BArch, B 323/332, Reger.
8 BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt, Fall 33. Laut schriftlicher Aussage Almas-Dietrich, 30.10.1945, an die Militärregierung Section Fine Art, München Captain Rai, betrieb sie den selbstständigen Kunsthandel seit 1921.
9 BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt, Fall 33. Änderte den Namen später in „Almas“ Galerie Maria Dietrich, ebd.
10 NARA, RG 260, 519, Box 445.

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