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Menzel, Adolph von

Der Marktplatz in Berchtesgarden (Brunnen in einer Stadt in Tirol; Straße in einer Tiroler Stadt mit löwenbekrönten Brunnen)

Entstehungsjahr um 1880
Technik Bleistiftzeichnung
Maße 20 x 12,5 cm
Münchener-Nr. 10544
Linz-Nr. 3047
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Die Bleistiftzeichnung zeigt Folgendes: Im Vordergrund sieht man einen Marktplatz auf dem sich Menschen aufhalten. Am unteren Bildrand befindet sich ein achteckiger Brunnen, welcher von Löwen bekrönt wird. Dahinter ist ein Haus mit einem Balkon zu sehen. Auf der linken Seite führt eine Straße hin den Hintergrund. Die Zeichnung ist mit "A.M." bezeichnet.

Die Zeichnung ließ sich in der Literatur zu Menzel nicht nachweisen.1

Provenienz

Zeittafel
5.-6.10.1943 Versteigerung H.W. Lange, Wien, Kat. Nr. 242 für RM 2.000,- angeboten (angeboten von Einlieferer Berlin Nr. 106)
Dort erworben vonGalerie Almas, München
fürSammlung „Sonderauftrag Linz“

Die TVK München ermittelte, dass das Gemälde auf der Auktion von H.W. Lange, Berlin vom 5. bis 6. Oktober 1943 (Kat.Nr. 242) versteigert und über die Galerie Almas, München für RM 4.830,- für den „Sonderauftrag Linz“ erworben wurde.

Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes:

Die Zeichnung wurde auf der Wiener Auktion des Berliner Auktionshauses H.W. Lange am 5. bis 6. Oktober 1943 unter Nr. 242 für RM 2.000,- angeboten.2  Der Einlieferer (Nr. 106) blieb anonym, war aber in Berlin ansässig und lieferte noch weitere Nummern ein.3 Viele der anderen von Nr. 106 eingelieferten Kunstwerke hatten sich 1937 auf der Auktion der Sammlung von Theodor Stroefer, Nürnberg, bei Julius Böhler in München befunden Nicht jedoch die in Rede stehende Menzel-Zeichnung.4
Nach den Unterlagen des „Sonderauftrag Linz“ erwarb Maria Almas-Dietrich die Zeichnung in dessen Auftrag auf der Auktion 1943 für RM 4.830,-.5
Maria Almas, geborene Dietrich, geboren am 28. Juni 1892 in München, betrieb seit 1918 eine Kunsthandlung in München.6 Nach ihren Angaben lernte sie 1936 Heinrich Hoffmann, den Fotografen Adolf Hitlers kennen und erhielt über diesen die ersten Aufträge, Kunstwerke für Hitler zu erwerben. Almas-Dietrich gehörte zu den aktivsten Personen im Kunsthandel, die für die Nationalsozialisten tätig waren. Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm sie nach 1945 mehrfach zu ihren Geschäften. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA ausgewertet.7 Diese Unterlagen scheinen in der Zwischenzeit verloren zu sein.

Inzwischen wurde bekannt, wer der Einlieferer der Nr. 242 zur Auktion bei H.W. Lange war und dass der Verkäufer für seine eingelieferten Kunstwerke einen angemessenen Kaufpreis zu seiner freien Verfügung erhalten hat. Seinen Antrag auf Entschädigung eines vermeintlichen Verschleuderungsschadens nach dem Bundesentschädigungsgesetz war vom Entschädigungsamt Berlin im Jahre 1963 abgelehnt worden, weil die Entscheidung zum Verkauf seiner Sammlung nicht auf Zwangsmaßnahmen zurückgeführt werden kann.

Die Provenienz ist geklärt. Ein früherer NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust an diesem Kunstwerk kann ausgeschlossen werden.

Stand: 2015

1 Durchgesehene Auktionskataloge und Literatur: Auktion Sammlung Ginsberg, Berlin: Das fast vollständige graphische Werk von Adolf von Menzel, darunter zahlreiche Probedrucke und Seltenheiten, Originalzeichnungen und Aquarelle, Autographen, illustrierte Bücher aus dem Besitz des Herrn Ginsberg, Berlin: Versteigerung in Berlin am 5. Dezember 1930 durch C. G. Boerner, Paul Graupe. - Leipzig : Boerner [u.a.], 1930; Werner Schmidt: Adolph Menzel. Zeichnungen; Berlin 1955; Auktionskatalog: Gemälde neuerer Meister: Adolph von Menzel - Gouachen, Aquarelle, Zeichnungen der Sammlung L. Breslau, Aquarelle und Handzeichnungen, Berlin 1932 Lepke 23.02. (2051); Staatliche Museen Berlin: Adolph Menzel. Zeichnungen, Druckgraphik und illustrierte Bücher; Ein Bestandskatalog der Nationalgalerie, des Kupferstichkabinetts und der Kunstbibliothek SMPK Berlin, Berlin 1984; Bernhard Maaz: Adolph Menzel. Radikal real, München 2008; Hermann Knackfuß: A. von Menzel, Bielefeld, Leipzig 1906; Julius Meier-Graefe: Der junge Menzel. Ein Problem der Kunstökonomie Deutschlands, Leipzig 1906; Claude Keisch, Marie Ursula Riemann-Reyher: Adolph Menzel 1815-1905. Das Labyrinth der Wirklichkeit; Ausstellung in Paris, Musée d'Orsay 15.4.-28.7.1996; Washington, National Gallery of Art 15.9.1996-5.1.1997; Berlin, Nationalgalerie im Alten Museum 7.2.-11.5.1997, Köln 1996; Hans Wolff: Zeichnungen von Adolph Menzel, Dresden 1929; Hugo von Tschudi: Aus Menzels jungen Jahren. Bemerkungen zu seinen frühen Arbeiten und Briefe von ihm an einen Jugendfreund, Berlin 1906.
2 5.-6.10.1943 Versteigerung H.W. Lange, Wien, Kat. Nr. 242.
3 Lot Nr. 6, 10, 33, 45, 54, 74, 75, 81, 113, 117, 168, 174, 196, 206, 207, 268-270, 304.
4 Sammlung Theodor Stroefer, Nürnberg : [freiwillige Versteigerung der alten Gemälde und Plasti-ken der Sammlung Theodor Stroefer, Nürnberg durch Julius Böhler ... 28. Oktober 1937] / Julius Böhler München: Böhler, [1937].
5 BArch Koblenz B 323, Nr. 132.
6 BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.
7 NARA, RG 260, 519, Box 445.

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