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Schirmer, Johann Wilhelm

Waldlandschaft mit Bach

Entstehungsjahr 1847
Technik Öl auf Leinwand
Maße 66 x 81cm
Münchener-Nr. 10660
Linz-Nr. 598/511
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Das in Rede stehende Landschaftsgemälde zeigt im Vordergrund einen strömenden Waldbach. Seine Ufer sind steinig, zu beiden Seiten befindet sich üppige Vegetation. Links oben geben die Baumkronen den Blick auf einen leicht bewölkten Himmel frei.

Es ist mit "WS 1847" monogrammiert und datiert.

Das Gemälde ist nicht im Boetticher aufgeführt.1

Zum Werk J.W. Schirmers gibt es eine Dissertation von Rudi Theilmann.2  
Darin geht es vor allem um die Karlsruher Schule, die Arbeit enthält kein Werkverzeichnis.
Kurt Zimmermanns Dissertation von 1920 weist alle bekannten Werke Schirmers nach. Darin ist das Gemälde nicht verzeichnet.3

Provenienz

Zeittafel
Bis 24.09.1937Kunsthandlung J.P. Schneider Jr., Frankfurt (?)
24.09.1937Galerie Heinemann, München (?)
Bis zum 17. März oder 5. Mai 1938Galerie Maria Almas, München
ab 17. März oder 5. Mai 1938Reichskanzlei

Die Treuhandverwaltung von Kulturgut (TVK) in München ermittelte, dass die Galerie Almas, München, das Gemälde aus dem deutschen Kunsthandel erworben und an die Reichskanzlei weiterverkauft hatte (Aussage Almas vom 14.8.1951).

Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes:

In den Unterlagen der Münchner Galerie Heinemann ist ein Gemälde Schirmers verzeichnet, das möglicherweise mit dem hier zu untersuchenden identisch ist. Unter dem Titel „Bach im Wald“ kaufte die Galerie Heinemann am 24. September 1937 von J. P. Schneider jr. aus Frankfurt am Main ein Gemälde an.4
Bedauerlicherweise gibt es dazu keine Maßangaben. Dieser Ankauf ist nur durch das Einkaufsbuch der Galerie nachgewiesen und kommt in Quellen nicht mehr vor. Das Gemälde erhielt die Heinemann-Nummer 19582.
Unterlagen zu diesem Verkauf konnten auch bei der Kunsthandlung J.P. Schneider, Frankfurt am Main, nicht ermittelt werden.5 Da Maria Almas mehrere Kunstwerke von der Galerie Heinemann erwarb, ist es möglich, dass es sich um das hier zu untersuchende Gemälde handelt. Nach Aussage von Maria Almas 1951 hat sie das Gemälde am 17. März oder 5. Mai 1938 an die Reichskanzlei verkauft.6
Sie gab an, dass sie das Gemälde aus dem deutschen Kunsthandel erworben habe.
Laut Inventar der für die Reichskanzlei angekauften Gemälde sind tatsächlich zwei Gemälde J.W. Schirmers von der Galerie Maria Almas erworben worden. Am 17. März 1938 verkauft Almas ein Gemälde mit dem Titel „Landschaft“ für RM 3.000 und am 5. Mai 1938 ein Gemälde mit dem Titel „Morgen im deutschen Wald“ für RM 4.000.7
Maria Almas, geborene Dietrich, geboren am 28. Juni 1892 in München, betrieb nach ihren Angaben seit 1918 eine Kunsthandlung in München.8

Nach ihren Angaben lernte sie 1936 Heinrich Hoffmann, den Fotografen Adolf Hitlers kennen und erhielt über diesen die ersten Aufträge, Kunst für Hitler zu erwerben. Nach der Scheidung von ihrem Ehemann im Jahre 1937 führte Maria Almas-Dietrich die Kunsthandlung unter der Bezeichnung Maria Diamant (Almas) weiter.9
Almas-Dietrich gehörte zu den aktivsten Personen im Kunsthandel, die für die Nationalsozialisten tätig waren. Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm sie nach 1945 mehrfach zu ihren Geschäften. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA ausgewertet.10
Diese Unterlagen scheinen in der Zwischenzeit verloren zu sein.

Es ist nicht festzustellen, welches der Gemälde, die 1938 von der Reichskanzlei erworben wurden, das hier in Rede stehende ist.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt. Alle hier bekannten Quellen sind ausgeschöpft.

Stand: 2010

1 Friedrich von Boetticher, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte, 2. Band von 4 Bänden, Dresden, 1891-1901, Nr. 31, S. 566-570.
2 Rudi Theilmann, Johann Wilhelm Schirmer Karlsruher Schule, 1971.
3 Kurt Zimmermann, Johann Wilhelm Schirmer, 1920.
4 Anlage 1: DKA Galerie D. Heinemann, München Einkaufsbuch.
5 Mitteilung von Dr. Christoph Andreas, Kunsthandlung J.P. Schneider, Jr. Frankfurt an Facts & Files vom 22. Juli 2010.
6 Anlage 2: Aussage Almas BArch Koblenz B 323, Nr. 331.
7 Anlage 3: BArch Berlin R 43 II, Nr. 1062 b.
8 BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.
9 BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.
10 NARA, RG 260, 519, Box 445.

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