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Müller (genannt Feuermüller), Moritz Karl Friedrich

Heimkehr auf einem Hochzeitskahn bei Fackelschein

Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Öl auf Leinwand
Maße 120 x 157 cm
Münchener-Nr. 10663
Linz-Nr. 727
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Links Bauernhaus mit Balkon mit zwei Liebenden. Unten Ankunft des Schiffes. Die Braut ins Boot steigend, hell beleuchtet. Musikanten links. Am Ufer und im blumenbekränzten Boot Frauen und Männer. Rechts der See mit Bergen im Hintergrund.

Rückseite: Klebezettel: 22, Klebezettel: Abfahrt eines neu vermählten Tiroler Ehepaares von dem am See belegenen Elternhause der Braut M. Müller 1864 (genannt Feuer-Müller; handschriftlich Neuendorf oder Nauendorf

Provenienz

Zeittafel
1868Sammlung Richard von Arthaber, Wien, Auktion bei Kaeser, Wien
Dort erworben von Bermann, Wien
„Deutscher Besitz“ (?)
Maria Almas-Dietrich, München
1938/1939Reichskanzlei
Ab Sommer 1943Eingang in das Bergwerk Alt-Aussee
Eingang in den Central Collecting Point München
Seit 1949Bundesvermögen

Die TVK München ermittelte, dass das Gemälde 1850 auf der Dresdner Akademischen Kunstausstellung und im selben Jahr beim Münchner Kunstverein ausgestellt war. Von letzterem wurde es 1851 zur Verlosung angekauft. Von der Galerie Almas wurde das Gemälde später aus deutschem Besitz erworben (Aussage Almas vom 16.3.1949).

Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes:

Das Gemäldesujet von Moritz Müller ist im Boetticher unter Nr. 1, 10, 12, 24, 25, 28 und 33 aufgeführt.[1] In der BADV-Kartei ist vermerkt, dass es sich bei dem zu untersuchenden Gemälde um Nr. 24 handelt, das als „Nächtliche Heimkehr über den See bei Fackelschein“ 1850 zunächst in der Dresdner Akademischen Kunstaustellung und im selben Jahre beim Münchner Kunstverein ausgestellt war und im Februar 1851 von diesem zur Verlosung angekauft wurde. An dieser Identifizierung haben wir aufgrund der Rückseitenvermerke an dem Gemälde Zweifel.

Die Angaben aus dem Boetticher zu allen Nummern werden hier wiedergegeben:

Nr. 1    Hochzeit in einem oberbayrischen Dorfe. Das junge Paar verlässt das Haus der Brauteltern. 1830 gemalt, h 1,20 b 1,07. Auf Lepkes Berliner Auktion 29. Mai 1894, Dresdner Akademische Kunstausstellung 1838, angekauft vom Sächsischen Kunstverein. Dieses Gemälde ist aufgrund der angegebenen Maße nicht mit dem zu untersuchenden identisch.

Nr. 10  Bauernhochzeit in Tirol. Aufbruch des noch im Hause weilenden Braupaares zur Heimkehr bei Fackellicht. Durch den Münchner Kunstverein 1838 an Kaufmann Hebensberger. Im Verzeichnis der Mitglieder des Münchner Kunstvereins von 1854 ist ein Simon Hebensberger als Hofwagenmaler genannt.[2] Dieses Gemälde kann nicht mit dem hier zu untersuchenden identisch sein, da sich dort das Brautpaar noch im Haus befand, währenddessen es hier bereits auf dem Kahn ist.

Nr. 12  Heimkehr von der Hochzeit im bayrischen Hochlande. Lichtbeleuchtung. H 29‘‘, Br 24‘‘. Lithographie von A. Kaufmann. Ein im Besitz des Malers Stranzinger befindliches Bild lithographiert von F. Hohe. Eine „Nächtliche Heimkehr über den See bei Fackelschein“, Münchner Kunstverein 1841, angekauft für die Verlosung. Dieses Gemälde ist viel kleiner als das hier zu untersuchende.

Nr. 24  Heimkehr von einer Hochzeitsfeier auf einem Kahn bei Fackelschein. Dresdner Akademie-Kunstausstellung 1850, 1850 Münchner Kunstverein, im Februar 1851 von diesem zur Verlosung angekauft.

Nr. 25  Bauernhochzeit im bayrischen Gebirge. Lichtbeleuchtung, Münchner Akademische Kunstausstellung 1851. Die Figuren des hier zu untersuchende Gemäldes werden durch eine Fackel beleuchtet.

Nr. 28  Bauernhochzeit. Die Neuvermählten besteigen einen Kahn bei Fackelschein und Freudenschüssen der Gäste. Der Mond beleuchtet den See. Bez. 1852, h 1,17, br 1,55. Eigentümer Neue Pinakothek München. Bei dem hier zu untersuchenden Gemälde sind keine Waffen, sondern Instrumente erkennbar.

Nr. 33  Hochzeit im Bayrischen Gebirge, Österreichischer Kunstverein 1866. Ein Bild gelangte aus der Sammlung Arthaber in Döbling 1868 an Beermann, Wien.

Von den im Boetticher beschriebenen Gemälden Feuermüllers sind wahrscheinlich die Nr. 24 und Nr. 33 die Gemälde, die mit dem hier zu untersuchenden identisch sein könnten. Allerdings ist auf der Rückseite des hier zu untersuchenden Gemäldes als Datierung 1864 vermerkt, was gegen die Identität mit dem Gemälde Boetticher Nr. 24 sprechen würde.

Damit ist es möglich, dass das Gemälde Nr. 33 mit dem hier zu untersuchenden identisch ist, obwohl keine Maße bekannt sind. Nach Angaben von Frimmel verstarb Rudolf von Arthaber 1867.[3] Die Sammlung wurde 1868 durch Kaeser in Wien versteigert. Peter Kaeser war als Kunsthändler auch in München tätig, wo er 1897 verstarb.[4] Über die Auktion der Arthaber-Sammlung 1868 berichteten die Blätter „Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe“, dass das Gemälde von Feuermüller für 1,005 fl von einem Bieter namens „Bermann“ in Wien erworben worden wäre.[5] Bermann erwarb auch ein Gemälde Andreas Achenbachs mit dem Titel „Schwedische Landschaft“. Allerdings konnte dies im Werkverzeichnis von Ponten nicht nachgewiesen werden.[6]

In der Lostart.de-Datenbank konnte als Fundmeldung der IKG Nürnberg für ein Buch als Provenienz „Alfred Bermann / Buchhandlung u. Antiquariat / Wien, I. Johannesgasse 17 (Stempel)“ ermittelt werden. Diese Firma war jedoch schon 1924 aufgelöst.[7]

In Wien lebten um 1868 einige weitere Personen mit dem Familiennamen Bermann. Zu folgenden konnten nähere Informationen ermittelt werden:

Moritz Bermann 1823-1895, Kunst- und Autographenhhändler, Inhaber von Sigmund Bermann Witwe & Sohn, 1855 wurde die Firma gelöscht.

Joseph Bermann 1810-1886, Kunst- und Musikalienhändler[8]

Zu beiden konnten keine weiteren Angaben über eine Kunstsammlung oder nähere familiäre Hintergründe ermittelt werden.

Maria Almas gab in einer Befragung am 16. März 1949 gegenüber der MFA an, dass sie das Gemälde aus „deutschem Besitz“ erworben hätte.[9]

Maria Almas, geborene Dietrich, geboren am 28. Juni 1892 in München, betrieb nach ihren Angaben seit 1918 eine Kunsthandlung in München.[10] 1910 bekam sie eine Tochter, die außerehelich geboren war. Deren Vater war amerikanischer Staatsbürger und verstarb 1938. 1921 heiratete sie einen türkischen Staatsbürger mosaischen Glaubens und trat selbst zum Judentum über. Ab 1926 lebte sie bereits wieder von ihm getrennt. Nach ihren Angaben lernte sie 1936 Heinrich Hoffmann, den Fotografen Adolf Hitlers kennen und erhielt über diesen die ersten Aufträge, Kunst für Hitler zu erwerben. Nach der Scheidung von ihrem Ehemann im Jahre 1937 führte Maria Almas-Dietrich die Kunsthandlung unter der Bezeichnung Maria Diamant (Almas) weiter.[11] Almas-Dietrich gehörte zu den aktivsten Personen im Kunsthandel, die für die Nationalsozialisten tätig waren. Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm sie nach 1945 mehrfach zu ihren Geschäften. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA ausgewertet.[12] Diese Unterlagen scheinen in der Zwischenzeit verloren zu sein.

Das Gemälde von Feuermüller ist wahrscheinlich über Maria Almas 1938/39 von der Reichskanzlei erworben worden.

Im Bildarchiv des Zentralarchivs der Staatlichen Museen und im Archiv der Galerie D. Heinemann, München, konnte das Gemälde nicht ermittelt werden.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Ein verfolgungsbedingter Vermögensverlust lässt sich bei diesem Gemälde daher nicht ausschließen. Anhaltspunkte für weitere Recherchen liegen derzeit nicht vor.

[1] Anlage 1: Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte, dritter Band von 4 Bänden, Dresden,1891-1901, S. 104f.

[2] Bericht über den Bestand und das Wirken des Kunstvereins in München im Jahre 1853, S. 14.

[3] Theodor von Frimmel: Blätter für Gemäldekunde, Band 3, S. 72.

[4] Theodor von Frimmel: Geschichte der Wiener Gemäldesammlungen. Kaiserliche Gemäldegalerie, Wien 1899, S. 56.

[5] Anlage 2: Die Versteigerung der Arthaber’schen Galerie in Wien, In: Kunstchronik. Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe, 3.1868, S. 125ff.

[6] Birgit Ponten: Andreas Achenbach, Kiel 1983.

[7] Georg Hupfer: Zur Geschichte des antiquarischen Buchhandels in Wien. Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Philosophie aus der Studienrichtung Deutsche Philologie eingereicht an der Geistes- und Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, Wien 2003, S. 206.

[8] Anlage 3: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Bd. 1, Lfg. 1, 1954, S. 75.

[9] Anlage 4: Galerie Almas, München Aussage 16. März 1949 B 323, Nr. 331.

[10] BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.

[11] BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.

[12] NARA, RG 260, 519, Box 445.

Bearbeitungsstand: 2011

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