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Voltz, Johann Friedrich

Die Steinlein-Alm auf der Kampenwand

Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Öl auf Leinwand
Maße 104,0 x 142,5 cm
Münchener-Nr. 10682
Linz-Nr. 3049
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Friedrich Johann Voltz (1817–1886) war ein deutscher Tier- und Landschaftsmaler.[1] Er studierte ab 1834 an der Akademie in München und unternahm Studienreisen in das bayerische Hochgebirge und nach Tirol, die seine Vorliebe für Darstellungen aus dem Alpenleben weckten. Es folgten Aufenthalte in Italien, Belgien und Holland. Voltz galt zeitlebens als einer der bedeutendsten deutschen Tiermaler. Er erhielt Auszeichnungen und Ehrungen von den Akademien in Wien, Berlin und München. Letztere ernannte ihn zum Ehrenmitglied und verlieh dem Künstler durch König Ludwig II. den Professorentitel.

Das Gemälde zeigt zwei Sennerinnen mit einer Viehherde auf einer Alm. Im Vordergrund sind vor einem großen Felsen zwei stehende sowie zwei liegende Rinder dargestellt. Dahinter befinden sich im linken Bildteil die zwei Sennerinnen mit Ziegen. Die Linke der Frauen trägt ein Gefäß auf dem Kopf. Die Rechte sitzt auf einem Felsen vor dem Eingang einer Hütte. Im Hintergrund erstrecken sich die Alpen unter einem bewölkten Himmel.

Das Werk ist unten rechts signiert „F. Voltz“, jedoch nicht datiert.

Folgende Hinweise können der Rückseite entnommen werden: in blauer Fettkreide „10682“ (Mü-Nr.); „3049“ (Linz-Nr.); „K 1899“ (Kremsmünster); „Persl. Eigentum von Dr. R. Fleischmann, Lohhof bei München“ (Eigentumsnachweis, ab Oktober 1939).[2]

[1] Für das Folgende vgl. Hyacinth Holland, Voltz, Friedrich, in: Allgemeine Deutsche Biographie 40 (1896), S. 276–280 [Online-Version]. URL: www.deutsche-biographie.de/pnd118816020.html#adbcontent [Abruf: 19.02.2019].

[2] Laut BVA-Archiv, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 10682.

Provenienz

Zeittafel
1886Nachlass des Künstlers
Bis Oktober 1939Sammlung Schloss Penzing bei Wasserburg, vermutlich erworben durch Erbgang
Oktober 1939Kunsthändler Fridolin Gedon, München
Ab Oktober 1939Dr. Rudolf Fleischmann, Lohhof bei München
(…) 
O. J.Karl Weismann, Köln
Bis Dezember 1943Antiquariat Carl W. Buemming, Darmstadt, erworben über Hermann Roth, Darmstadt
Ab Dezember 1943Reichsvermögen („Sonderauftrag Linz“)
Ab Sommer 1943Eingang in das Bergwerk Alt-Aussee
27.07.1945Eingang in den Central Collecting Point München
Seit 1949Bundesvermögen

Das Gemälde „Die Steinlein-Alm auf der Kampenwand“ befand sich wohl noch bis zum Tode des Künstlers im Jahre 1886 in dessen Eigentum.[1]

Von hier aus gelangte das Werk in die Sammlung von Schloss Penzing bei Wasserburg in Bayern.[2] Das Schloss wurde seit dem Jahre 1932 von der Familie Varennes-Mondasse bewohnt.[3] Am 9. August 1934 ging das Anwesen in das Eigentum von Emil von Varennes-Mondasse (1881–1949) über,[4] der ein Enkel des Künstlers war.[5] Er entstammte wohl einem hugenottischen Adelsgeschlecht und war zeitlebens als Maler und Kopist tätig. Hinweise auf eine rassische oder politische Verfolgung der Familie liegen nicht vor.

Im Oktober 1939 wurde das Werk aus der Sammlung Schloss Penzing über den Münchener Kunsthändler Fridolin Gedon (1876–1943) an Dr. Rudolf Fleischmann in Lohhof bei München verkauft.[6] Zu dessen Person liegen derzeit keine weiteren Informationen vor. Restitutionsansprüche nach Dr. Fleischmann konnten im Rahmen der Recherchen nicht ermittelt werden.

Der nächste bekannte Eigentümer des Gemäldes war Karl Weismann, Köln.[7] Dieser war Geschäftsführer der Firma „Carl Weismann & Dr. Scheible“ für chemisch-pharmazeutische Erzeugnisse sowie „Bruno Deichmann & Co.“, die chemische Laboratorien unterhielt.[8] Laut Unterlagen der National Archives in Washington D. C. war Weismann wohl während der 1940er Jahre am Deutschen Ring 8 in Köln wohnhaft.[9] Er verließ die Stadt vermutlich während des Krieges.[10] Wann und auf welchem Wege das Werk in sein Eigentum gelangte ist nicht bekannt.

Laut Aussage des Kunsthändlers Carl W. Buemming (1899–1963) erwarb dieser das Werk zu einem unbekannten Zeitpunkt von Weismann.[11] Als Vermittler trat der Darmstädter Grundstücksmakler Hermann Roth auf.[12] Dieser unterhielt für viele Jahre gute Kontakte sowohl zu Buemming als auch zu Weismann, den er mehrmals persönlich besuchte. Auch die Bezahlung für den Verkauf des Werkes an Weismann erfolgte durch Roth.

Buemming war als Antiquar und Kunsthändler in Darmstadt tätig und galt als der Hauptrepräsentant der Schweizer Galerie Fischer in Deutschland.[13] Als solcher trat er als wichtiger Mittler bei den Geschäften zwischen Theodor Fischer (1862–1938) und Walter Andreas Hofer (1893–1971) auf und wurde zu einer der Schlüsselfiguren des Handels mit Raubkunst zwischen Deutschland und der Schweiz. Unterlagen seiner Geschäftstätigkeit haben sich nicht überliefert. Auch die Akte „Erloschene Sachverständige 1952–1964“ beim Regierungspräsidium Darmstadt wurde in den 1990er Jahren vernichtet.[14]

Von Buemming wurde das Gemälde im Dezember 1943 durch das Deutschen Reich für den „Sonderauftrag Linz“ erworben und erhielt die Linz-Nr. 3049.[15] Der Kaufpreis von RM 37.500,- wurde noch im selben Monat an Buemming überwiesen.[16]

Die Nummer K1899 auf der Property Card sowie auf der Bildrückseite weist auf die Lagerung des Gemäldes im Depot Kremsmünster hin.[17] Das beschlagnahmte Stift Kremsmünster in Österreich war das erste Auslagerungsdepot des „Sonderauftrages Linz“. Ab Mai 1941 wurden hier Kunst- und Kulturgüter untergebracht, die für das „Führermuseum“ erworben wurden.[18] Aus Sorge vor Luftangriffen, wurde das Depot bereits 1943 aufgelöst und dort gelagerte Objekte zunächst in Depots in Hohenfurt sowie Thürntal umgelagert.[19]

Um das Werk vor Kriegseinwirkungen zu schützen, erfolgte ab 1943 die Einlagerung in das Salzbergwerk Alt-Aussee in der Steiermark. Nach Sicherstellung durch US-Soldaten wurde es am 15. Oktober 1945 in den Central Collecting Point in München verbracht.[20] Am 1. Dezember 1948 übergab die amerikanische Militärregierung das Kunstwerk mit allen ebenfalls bis dahin nicht bereits restituierten Kunstgegenständen in die Treuhänderschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten, Hans Ehard (1887–1980). Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde das Werk 1949 gemäß Artikel 134 Grundgesetz Bundesvermögen.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt. Alle hier bekannten Quellen sind ausgeschöpft.[21]

 

Bearbeitungsstand: 2019

[1] Vgl. BVA-Archiv, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 10682. Das Gemälde war nicht Teil der Nachlassauktion des Künstlers. Vgl. Auk.kat. Katalog der Oelgemälde, Aquarelle und Zeichnungen aus dem Nachlasse des verstorbenen Prof. Friedr. Voltz in München, E. A. Fleischmann’s Hof-Kunsthandlung, München, 30.11.1896.

[2] Vgl. BVA-Archiv, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 10682.

[3] Vgl. Auskunft der Gemeinde Babensham vom 01.02.2007

[4] Vgl. ebd.

[5] Vgl. Auskunft des Schlossarchivs Penzing vom 19.02.2019.

[6] Vgl. ebd. und BArch Koblenz, B 323/331. Schreiben von Dr. Fleischmann, München an den CCP, München vom 24.04.1951. Demnach erwarb Dr. Fleischmann das Werk „etwa zu Kriegsbeginn“ von Gedon, München.

[7] Vgl. BVA-Archiv, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 10682.

[8] Für das Folgende vgl. Auskunft des Stadtarchivs, Köln vom 25.03.2019.

[9] Vgl. NARA, M1947. URL: www.fold3.com/image/232023658 [Abruf: 18.04.2019]. Eine Meldekarte zu Karl Weismann konnte im Stadtarchiv Köln nicht ermittelt werden. Vgl. Auskunft des Historischen Archivs der Stadt Köln vom 25.03.2019.

[10] Vgl. Auskunft des Historischen Archivs der Stadt Köln vom 25.03.2019. Die Annahme beruht auf der Durchsicht der Namensverzeichnisse der Standesämter Köln I und II, die für den Deutschen Ring zuständig waren. Weiterhin sind weder Dr. Weismann noch die Bruno Deichmann & Co. in den Adressbüchern der Nachkriegszeit verzeichnet (geprüft wurden die Jahrgänge 1950 und 1951).

[11] Vgl. BVA-Archiv, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 10682.

[12] Für das Folgende vgl. NARA, M1947. URL: www.fold3.com/image/232023658 und folgende [Abruf: 19.02.2019].

[13] Für das Folgende vgl. Nancy H. Yeide, Konstantyn Akinsha, Amy L. Walsh, The AAM Guide to Provenance Research, Washington D. C. 2001, S. 261.

[14] Vgl. Auskunft des Stadtarchivs Darmstadt aus dem Jahre 2007.

[15] Vgl. ebd.

[16] Vgl. BArch Koblenz, B323/105, Nr. LF IIIa/119. Schreiben von Reichsleiter Martin Bormann, München an Dr. Gottfried Reimer, Staatliche Gemäldegalerie Dresden vom 08.12.1943.

[17] Vgl. BVA-Archiv, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 10682.

[18] Vgl. Kathrin Iselt, „Sonderbeauftragter des Führers“. Der Kunsthistoriker und Museumsmann Hermann Voss (1884–1969), Köln 2010, S. 217.

[19] Vgl. Hanns Christian Löhr, Das Braune Haus der Kunst. Hitler und der „Sonderauftrag Linz“. Kunstbeschaffung im Nationalsozialismus, Berlin 2016, S. 54.

[20] Vgl. BVA-Archiv, zugehörige Property Card des CCP München.

[21] Überprüft wurden folgende Verlustdatenbanken und digitalisierte Archivunterlagen zum verfolgungsbedingten Entzug von Kulturgütern im Nationalsozialismus sowie historische Auktionskataloge: (1) LostArt Datenbank, Deutschland (www.lostart.de) (2) The Central Registry of Information on Looted Cultural Property 1933–1945, Object Database, Großbritannien (www.lootedart.com) (3) Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, Database of Art Objects at the Jeu de Paume (www.errproject.org) (4) Répértoire des biens spoliés, Frankreich (www.culture.gouv.fr/documentation/mnr/MnR-rbs.htm) (5) The Getty Research Institute, German Sales Catalogs, 1930–1945, USA (http://piprod.getty.edu/starweb/pi/servlet.starweb?path=pi/pi.web) (6) Universität Heidelberg, Auktionskataloge – digital, Deutschland (http://artsales.uni-hd.de) (7) Galerie Heinemann online, Deutschland (http://heinemann.gnm.de/de/recherche.html) (8) Lootedart, Polen (http://lootedart.gov.pl/en) (9) NARA, Holocaust-Era Assets, USA (www.fold3.com) [Abruf: 18.02.2019].

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