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Kaulbach, Friedrich August von

Junge Dame mit großem Hut (Fräulein L.)

Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Öl auf Leinwand
Maße 78 x 59,5 cm
Münchener-Nr. 10757
Linz-Nr. 844
Lost Art-ID 218886
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Friedrich August von Kaulbach (1850-1920), der einer weit verzweigten Malerfamilie entstammte, profilierte sich als Maler, Zeichner, Graphiker und Radierer vor allem in den Gattungen Porträt, Genre, Landschaften, Stillleben und Karikatur.1 Bevorzugte Themen waren Tanz und Musik, Mythologie, Religion, Krieg und Tod. Nach der Übersiedlung nach München im Jahre 1871 bewegte sich der von der vornehmen Münchener Gesellschaft hochgeschätzte „Malerfürst“ im Kreise seiner Künstlerkollegen Wilhelm von Diez, Franz von Lenbach und Hans Makart. 1886 wurde Kaulbach zum Direktor der Münchner Akademie ernannt. Besonders begehrt waren seine Porträts, da er es vermochte, den momentanen Eindruck seiner Auftraggeber im Bildnis festzuhalten, wobei er sich ebenso wie Lenbach der Fotografie bediente.

Das in Rede stehende Gemälde zeigt eine junge Frau, welche seitlich zum Betrachter steht, diesen allerdings direkt anblickt. Sie trägt eine dunkle Jacke und ein weißes Spitzentuch. Unter ihrem großen Hut fallen ihr einige Haarsträhnen in die Stirn.

Provenienz

Die Treuhandverwaltung von Kulturgut beim Auswärtigen Amt (TVK) ermittelte zur Provenienz des Gemäldes, dass dieses zu einem auf der Property Card nicht näher bezeichneten Zeitpunkt von der Münchener Galeristin Maria Almas-Dietrich für die Sammlung ‚Sonderauftrag Linz’ erworben wurde.2 Am 16. März 1949 gab die Galeristin Maria Almas-Dietrich darüber hinaus zu Protokoll, dass sie das Kunstwerk zuvor „aus deutschem Besitz“ erworben hatte.3

Die neuen Recherchen zur Provenienz des Kunstwerkes erbrachten folgende Hinweise:
Im Werkverzeichnis zu Friedrich August von Kaulbach von Klaus Zimmermanns (1980) ist das Gemälde mit dem Titel „Junge Dame mit großem Hut“ nicht verzeichnet.4 In der weiteren Literatur zum künstlerischen Werk Kaulbachs wird das Gemälde nur bei Adolf Rosenberg (1900) mit dem Titel „Bildnis des Fräuleins L.“ erwähnt und seine Entstehung auf das Jahr 1895 datiert.5

Auf die Nennung des derzeitigen Eigentümers verzichtet Rosenberg ebenso, wie auf weitere Angaben zur Provenienz.

Auf dem rückseitigen Keilrahmen des Gemäldes befinden sich folgende Aufschriften. Oben rechts die sogenannte K-Nummer 392 (Lagerungsort Stift Kremsmünster) sowie unten links ein weißer Aufkleber mit der Linz-Nr. 844/657. Mit blauer Farbe eine weitere nicht zu identifizierende Nummer 2290. Weiterführende Aufschriften, beziehungsweise Aufkleber, sind auf der Rückseite nicht angebracht. Ob das Gemälde, ebenso wie vierzehn weitere Kunstwerke Friedrich August von Kaulbachs, 21 Jahre nach dessen Tod aus dem Nachlass des Künstlers von der Münchener Galeristin Maria Almas-Dietrich erworben wurde, konnte nicht beantwortet werden. Insgesamt vierzehn Kunstwerke erwarb Almas-Dietrich im Jahre 1941 von Frieda von Kaulbach und verkaufte diese im Januar 1942 weiter an die Sammlung „Sonderauftrag Linz“. Alle Werke besitzen jedoch bis auf eine Ausnahme Linzer Inventarnummern zwischen 2075 und 2093, was ein Beleg dafür sein kann, dass diese Werke im Konvolut angekauft wurden.6 Die Linz-Nr. 844/657 des hier zu untersuchenden Gemäldes „Junge Dame mit großem Hut“ scheint im Vergleich jedoch zu einem wesentlich früheren Erwerbungszeitpunkt vom „Sonderauftrag Linz“ vergeben worden zu sein. Der genaue Zeitpunkt des Erwerbs ist jedoch nicht bekannt. Ob Maria Almas-Dietrich das Portrait zu einem anderen Zeitpunkt von Kaulbachs Witwe Frieda aus dem Nachlass erworben hat, konnte nicht ermittelt werden. Forschungen zum persönlichen Nachlass von Friedrich August von Kaulbach ergaben darüber hinaus, dass dieser verloren gegangen ist, sodass dieser bedeutenden Quelle keinerlei weiteren Informationen zur Provenienz des Gemäldes zu entnehmen sind.7 In Bundesbesitz befinden sich insgesamt 29 Kunstwerke des Friedrich August von Kaulbach. Wenigstens fünfzehn dieser Werke wurden von der Sammlung „Sonderauftrag Linz“ über die Münchener Galeristin Maria Almas-Dietrich aus dem Nachlass des Künstlers von dessen Witwe Frieda Kaulbach erworben.8

Trotz intensiver Recherchen in deutschen Ausstellungs- und Auktionskatalogen der Jahre bis 1945 konnte nicht ermittelt werden, ob sich das Gemälde, welches in der zeitgenössischen Literatur als „Bildnis des Fräuleins L.“ betitelt wurde, vor seinem Ankauf durch die Münchener Galeristin Maria Almas-Dietrich im Kunsthandel befand.

Die Recherchen zur Münchener Galerie Maria Almas-Dietrich verliefen ergebnislos, da keine Akten in Münchener Archiven überliefert sind.9 Angesichts dieser lückenhaften Archivlage konnte auch hier nicht geklärt werden, wann und von wem Maria Almas-Dietrich das Kunstwerk erworben hat. Dem 1991 erschienen „Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates“ konnte darüber hinaus entnommen werden, dass zudem keine Unterlagen der Landesleitung der Reichskammer der bildenden Künste für München überliefert sind.10

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt. Alle hier bekannten Quellen sind ausgeschöpft.

Stand: 2010

1 Zum Künstler vgl. u.a. Lehmann/Riemer 1978; Zimmermanns 1980; Rosenberg 1900; Friedrich August von Kaulbach 1911.
2 Vgl. BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 10757. Das Kunstwerk befindet sich heute als Leihgabe im Museum. Die Recherchen wurden im Auftrag des BADV von Frau Dr. Vanessa Voigt durchgeführt.
3 Aussage Maria Almas-Dietrich vom 16.03.1949. Vgl. BArch, B 323/331, Kunsthändler A-J, Almas-Dietrich. Sowie: BArch, B 323/664, Restitutionskartei.
4 Klaus Zimmermanns, Friedrich August von Kaulbach (1850-1920). Monographie und Werkverzeichnis, München 1980.
5 Rosenberg, Adolf, Friedrich August von Kaulbach, Bielefeld / Leipzig 1900, Abb. S. 76. In der weiteren Literatur zum künstlerischen Werk von Friedrich August von Kaulbach konnte das Gemälde mit diesem Titel nicht nachgewiesen werden. Vgl. hierzu u.a.: Pietsch, Ludwig, Friedrich August von Kaulbach, München 1897; Friedrich August von Kaulbach Gesamtwerk, hrsg. von Fritz von Ostini, München 1911; Wolter, Franz, Fritz August von Kaulbach, in: Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst, 27.1913, München 1913, S. 1-24; Evelyn Lehmann, Elke Riemer, Die Kaulbachs. Eine Künstlerfamilie aus Arolsen, Arolsen 1978.
6 Im Jahre 1941 erwarb Maria Almas-Dietrich insgesamt vierzehn Gemälde von Frieda von Kaulbach aus dem Nachlass von deren verstorbenen Mann. Die Münchener Galeristin verkaufte diese Gemälde im Januar 1942 en bloc an die Sammlung „Sonderauftrag Linz“, darunter die Mü-Nrn: 10739; 10792; 13393; 1541/1; 1541/2; 45062; 8596; 9211; 9220; 9327; 9756; 9826; 11180 und 45072.
7 Mitteilung von Mayen Beckmann an die Oberfinanzdirektion Berlin, Berlin, 23.04.2001.
8 Im Jahre 1941 erwarb Maria Almas-Dietrich insgesamt vierzehn Gemälde von Frieda von Kaulbach aus dem Nachlass von deren verstorbenen Mann. Die Münchener Galeristin verkaufte diese Gemälde im Januar 1942 en bloc an die Sammlung „Sonderauftrag Linz“, darunter die Mü-Nrn: 10739; 10792; 13393; 1541/1; 1541/2; 45062; 8596; 9211; 9220; 9327; 9756; 9826; 11180 und 45072. Zu einem anderen Zeitpunkt erwarb Maria Almas-Dietrich vermutlich ebenfalls aus dem Nachlass Kaulbachs von dessen Witwe Frieda Kaulbach das Gemälde „Damenbildnis“, Mü-Nr. 2278/1. Vgl. hierzu ebenfalls das in diesem zu bearbeitenden Konvolut befindliche Gutachten zu diesem Gemälde.
9 Folgende in Frage kommenden Münchener Archive besitzen keine Unterlagen zur Galerie Maria Almas-Dietrich: Staatsarchiv München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Wirtschaftarchiv München. Lediglich das Stadtarchiv verfügt über eine Gewerbekarte der Galerie Almas. Mitteilung des Stadtarchiv München vom 8.05.2008.
10 Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates 1991, bearb. von Heinz Boberach, München, London, New York, Paris 1991.

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