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Oelenhainz, August Friedrich

Brustbild einer Dame mit Feder im Haar

Entstehungsjahr 1787
Technik Ölmalerei auf Leinwand
Maße 72 cm x 56 cm
Münchener-Nr. 1705
Linz-Nr. 355
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

August Friedrich Oehlenhainz (*1745 Endingen – 1804 Pfalzburg) ist ein bedeutender Porträtmaler des Klassizismus. Die Jahre 1766-88 verbrachte er in Wien. Darauf folgten Jahre der Wanderschaft, die ihn in zahlreiche Städte Europas führten. Typisch für seine Porträts sind die pastelltonige Farbigkeit sowie die zurückhaltende Eleganz der Dargestellten. Gemalt ist hier eine bisher nicht identifizierte Dame als Halbfigur, sie ist leicht nach links gewendet und blickt den Betrachter an. Sie trägt die üppige typische Haartracht der Zeit mit Federschmuck und ein taftartiges Kleid mit großem Dekolleté.1

Provenienz

Zeittafel
28.2.1935 Kunsthandlung H. Bukowskis, Stockholm (299. Auktion, Los-Nr. 15) an Galerie Heinemann, München2  
14.9.1938 Von dort erworben durch Galerie Almas-Dietrich, München 
Nach 14.9.1938 Weiterverkauf an den Bestand „Sonderauftrag Linz“ 
 Vorgesehen für Kremsmünster 

Die TVK ermittelte, dass das „Brustbild einer Dame mit Federn im Haar“ am 28. Februar 1935 von der Stockholmer Kunsthandlung H. Bukowskis an die Münchener Galerie Heinemann verkauft worden war.3 Die Galeristin Almas-Dietrich erwarb es von dort am 14. September 1938. Mutmaßlich unmittelbar danach veräußerte sie es an den „Sonderauftrag Linz“. Diese Annahme stützt sich auf die Aussage von Hans Reger, der die Kunstwerke für den „Sonderauftrag Linz“ inventarisiert hat.

Die jüngsten Recherchen bestätigten die genannten Ergebnisse. Das noch heute in Stockholm ansässige Kunsthaus Bukowskis teilte mit, dass das Bildnis in der Auktion 299 im Februar 1935 unter der Losnummer 15 versteigert worden war.4 Zur Identität des Käufers konnten jedoch keine Angaben gemacht werden.

Erworben wurde das Gemälde von der Münchener Kunsthandlung Heinemann. Dies geht aus dem Nachlass derselben hervor. Dort findet sich auch der Hinweis bestätigt, dass das Damenporträt am 28. Februar 1935 bei Bukowskis, Stockholm, erworben worden war. Erfolglos versuchte die Kunsthandlung Heinemann das Gemälde an die Berliner Nationalgalerie für RM 2.200 zu verkaufen.5 Am 14. September 1938 wurde es dann an die Galerie Almas-Dietrich weiterverkauft.6

Beim Ankauf des Gemäldes in Stockholm handelt es sich um ein gültiges Rechtsgeschäft - unabhängig davon, dass der Verkäufer zum Kreis der NS-Verfolgten zählt -, da der Verkauf im neutralen Ausland stattgefunden hat. Überprüft werden musste jedoch, ob der Verkauf durch die Kunsthändlerin Franziska Heinemann an Almas-Dietrich als verfolgungsbedingter Zwangsverkauf zu bewerten ist oder im Rahmen des üblichen Geschäftsverkehrs erfolgt ist. Die Eigentümer der Kunsthandlung Heinemann, Franziska Heinemann, die Witwe des 1929 gestorbenen Theobald Heinemann, und ihr gemeinsamer Sohn, Dr. Fritz Heinemann, gehörten zum Kreis der aus rassischen Gründen Kollektivverfolgten. Fritz Heinemann war zum Zeitpunkt des Verkaufs bereits in die Schweiz emigriert. Seine Mutter verließ später ebenfalls Deutschland.

Die Galerie Heinemann wurde per Kaufvertrag vom 17. Februar 1939 durch den leitenden Angestellten der Galerie, Friedrich Zinckgraf, „arisiert“.7 Bereits am 18. November 1938 hatte er beim Städtischen Gewerbeamt München den Antrag auf Übernahme des Geschäftes gestellt. Die formelle Geschäftsübertragung wurde am 17. Januar 1940 vom Gewerbeamt rückwirkend zum 10. November 1938 genehmigt.

Zwar war Zinckgraf bereits seit dem 1. Januar 1938 anstelle von Dr. Fritz Heinemann Teilhaber der Kunsthandlung Heinemann geworden, jedoch war Franziska Heinemann zum Zeitpunkt des Verkaufs des Bildnisses immer noch Eigentümerin der Kunsthandlung. Der Verkauf des Gemäldes war daher Teil ihrer gewerblichen Tätigkeit. Bewegliche Sachen, die der Eigentümer im Wege des ordnungsgemäßen üblichen Geschäftsverkehrs aus einem einschlägigen Unternehmen erworben hat, unterliegen gem. Art. 19 REAO nicht der Rückerstattung. Ein NS-verfolgungsbedingter Entzug liegt mithin nicht vor.

Die Provenienz ist geklärt. Ein früherer NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust an diesem Kunstwerk kann ausgeschlossen werden.

Stand: 2002

1 Thieme-Becker 1999, Bd. 25, S. 567-568.
2 Für das Folgende vgl. BADV, Property Card, Mü-Nr. 1705. Eine weitere auf der Inventarkarte vermerkte Nummer lautet K 1203.
3 BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 1705.
4 Schreiben der Kunsthandlung Bukowskis an die OFD Berlin, Stockholm, 11.5.2001.
5 Schreiben von Prof. Dr. Koetschau, Direktor des Kaiser-Friedrich-Museum, an den Direktor der Nationalgalerie, Berlin, 28.6.1935, der das Angebot der Galerie Heinemann weiterleitete. Vgl. SMB-PK, ZA, I/NG 938.
6 Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Nachlass Heinemann, Kartei der verkauften Bilder, Inv.Nr. 19209.
7 Stadtarchiv München, Gewerbeamt, Abgabeverz. 7/12a.

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