Jacobsen, Sophus
Seeufer bei Vollmondschein mit Fischer im Boot
Entstehungsjahr | 1879 |
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Technik | Öl auf Leinwand |
Maße | 109 cm x 85 cm |
Münchener-Nr. | 1726 |
Linz-Nr. | keine |
Lost Art-ID | 219232 |
Herkunft | Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen |
Beschreibung
Der norwegische Maler Sophus Jacobsen (1833-1912) lebte seit 1853 in Düsseldorf, wo er bis 1855 Schüler von Hans Frederik Gude war.
Das Gemälde zeigt ein kleines Boot auf einem See, darin ein stehender Fischer, links am Ufer ein Bauernhaus, davor Birken und am nächtlichen Wolkenhimmel der Mond. Es ist mit S. Jacobsen 1879 signiert und datiert.
Provenienz
Die Treuhandverwaltung Kulturgut München hatte ermittelt, dass das Gemälde von der Firma L.S. Fetter & Co, Amsterdam, im Jahre 1943 an die Galerie Wimmer & Co, München, verkauft worden war. Von dort aus ist es dann an den „Sonderauftrag Linz“ veräußert worden und gelangte mithin in den Besitz des Deutschen Reiches. Quelle für diese Angaben ist die von den US-amerikanischen Besatzungsmacht aufgestellte Liste Declaration 290, in der alle von deutschen Staatsbürgern während des Krieges im von deutschen Truppen besetzten Ausland erworbenen Kunstgegenstände erfasst worden sind.
Die Kartei der in der Reichskanzlei Berlin gesammelten Kunstwerke enthält auch das o. g. Gemälde. Dort sind jedoch keine Hinweise auf die Provenienz des Gemäldes verzeichnet. Eine Anfrage bei der Galerie Wimmer in München deren Geschäftsunterlagen aus den Jahren 1933 bis 1945 betreffend ergab, dass diese nicht mehr zur Verfügung stehen.
Zum Nachlass der Münchener Galerie Heinemann, der sich im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg befindet, zählt eine Kartei der von der Galerie gehandelten Kunstgegenstände. Dort wurde eine Karteikarte mit der Eintragung ausfindig gemacht, dass ein Gemälde von Sophus Jacobsen mit dem Titel „Mondnacht“ und den Maßen 109 x 86 cm am 20.5.1916 an Herrn Julius Stern, Düsseldorf, verkauft worden ist. Es könnte sich dabei um das o. g., später beim „Sonderauftrag Linz“ befindliche Gemälde handeln. Leider verliert sich dann die Spur des im Jahre 1879 entstandenen Gemäldes.
Julius Stern hatte im Jahre 1913 in der Königsallee in Düsseldorf eine Kunsthandlung eröffnet, die er bis zu seinem Tode im Jahre 1934 führte. Sein Sohn, der Kunsthistoriker Dr. Max Stern, übernahm dann die Leitung der Galerie. Im Jahre 1937 war Dr. Stern auf Grund nationalsozialistischer Verfolgungsmaßnahmen allerdings gezwungen seine Firma aufzulösen. Die Gemälde der Galerie wurden auf einer Auktion im Antiquariat Lempertz in Köln im November 1937 versteigert. Im entsprechenden Auktionskatalog ist o.g. Gemälde jedoch nicht enthalten. Aus den Rückerstattungsakten nach Frau Selma Stern, geb. Heilbronn, ist ersichtlich, dass die Witwe von Julius Stern auf Grund rassischer Verfolgungsmaßnahmen im Jahre 1938 nach England ausgewandert war. In der von ihr zum Stichtag 27.04.1938 anzufertigenden Vermögensanmeldung sind einige Gemälde erwähnt, die ihr der Sohn Max zur Abgeltung eines von Julius Stern ererbten Nießbrauchs überlassen hatte. In der in Ablichtung vorliegenden Anlage zur Vermögensaufstellung ist das o. g. Gemälde nicht enthalten.
In der von der Bezirksregierung Düsseldorf, Abt. Wiedergutmachung in Auszügen übersandten BEG–Akte nach Dr. Max Stern befindet sich der Katalog der Versteigerung des Warenbestandes der Galerie Stern vom November 1937 und eine Liste von sechzehn Gemälden, die der Antragsteller wegen seiner erzwungenen Auswanderung im Stich lassen musste. Das Gemälde „Mondnacht“ von Jacobsen befindet sich nicht darunter. Verfahren nach dem Bundesrückerstattungsgesetz wurden keine ermittelt.
Dr. Max Stern ist dann im Jahre 1939 nach Holland ausgewandert. Recherchen in den Niederlanden nach Geschäftsunterlagen der Firma J. S. Fetter blieben ohne Erfolg. Vom Gemeentearchief Amsterdam konnte lediglich mitgeteilt werden, dass eine mit Kunsthandel befasste Firma J. S. Fetter im Jahre 1940 in Amsterdam existiert hat.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Gemälde zur Zeit der einsetzenden NS–Verfolgungsmaßnahmen noch im Eigentum der Galerie Stern befand, ist eher gering, weil sich Familie Stern mit dem Kunsthandel befasste, so dass ein Verkauf des Gemäldes vor dem Jahre 1933 zu vermuten ist. Eine Untersuchung der Rückseite des Gemäldes ergab keine weiteren Erkenntnisse bezüglich der Provenienz des Bildes.
Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle bekannten Quellen ausgeschöpft sind. Ein NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust kann nicht ausgeschlossen werden.
Stand: 2003