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Waldmüller, Ferdinand Georg

Hansl`s erste Ausfahrt (Heimkehrende Kinder)

Entstehungsjahr 1858
Technik Öl auf Holz
Maße 63 cm x 79 cm
Münchener-Nr. 1740
Linz-Nr. 205
Lost Art-ID 219235
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Ferdinand Georg Waldmüller (1793–1865) war ein österreichischer Genre- und Landschaftsmaler.[1] Seine Werke wurden von Adolf Hitler sehr geschätzt, über 60 Gemälde Waldmüllers wurden für den „Sonderauftrag Linz“ erworben.

In einer offenen Toreinfahrt sind Kinder und Erwachsene um einen einachsigen Leiterwagen gruppiert, in den ein kleiner Junge hineingesetzt wurde. Alle Aufmerksamkeit ist auf den Jungen gerichtet, der offensichtlich großen Gefallen an dieser „Ausfahrt“ findet.

Das Werk ist signiert und datiert in der Mitte rechts: „Waldmüller 1858“.

In den Werkverzeichnissen zum Künstler von Roessler/Pisko (1907)[2] und Feuchtmüller (1996)[3] ist das Gemälde dokumentiert und abgebildet. In dem Verzeichnis von Grimschitz (1957)[4] ist es ohne Abbildung verzeichnet.

Als Werktitel sind „Heimkehrende Kinder“[5], „Hansls erste Ausfahrt“[6], „Hansl´s erste Ausfahrt“, „Die erste Ausfahrt“[7] überliefert.

Bildversionen

Waldmüller hat von diesem Motiv zwei Fassungen angefertigt.

Die erste Fassung stammt aus dem Jahr 1854 (abweichende Angabe 1834). Das Gemälde ist etwas kleiner (45 x 58 cm) als das hier behandelte Werk (62,5 x 79 cm) und auf der linken Seite signiert und datiert im Unterschied zu dem später entstandenen Gemälde, das rechts signiert und datiert ist.[8]

Die Grundkomposition ist bei beiden Gemälden ähnlich. Unterschiede sind an folgenden Details zu erkennen: In der früheren Fassung aus dem Jahr 1854 (gegebenenfalls 1834) sind weniger Personen um den Jungen gruppiert. Der Kleine ist mit baumelnden Beinen dargestellt und schaut den Betrachter frontal an.

In der späteren Fassung des Motivs des hier in Rede stehenden Gemäldes hat Waldmüller die Komposition um einige Figuren erweitert. Hier sitzt der Kleine mit waagrecht ausgestreckten Beinen im Wagen und reckt seine Arme in Richtung der jungen Frau am rechten Bildrand. Vor ihr sitzt auf dem Boden ein Mädchen, das in der früheren Fassung fehlt.

Aufgrund der unterschiedlichen Größen und Datierungen lassen sich die beiden Varianten gut unterscheiden. Anhand der Korrespondenz im Vorfeld der Salzburger Waldmüller-Ausstellung 1937 ist ersichtlich, dass sich beide Varianten der „Heimkehrenden Kinder“ in den 1930er Jahren in Wiener Privatbesitz befunden haben.[9] Der aktuelle Aufenthaltsort der frühen Fassung ist nicht bekannt.[10]

Rückseitenautopsie

Folgende Hinweise können der Rückseite des Gemäldes entnommen werden:

Auf dem Zierrahmen: in weißer Kreide „205“ (Inv.-Nr. „Führerbau“, wahrscheinlich 1938); in blauer Fettkreide „1740“ (Inv.-Nr. CCP München, 1945); runder Stempel: „Zollamt Salzburg“ (Zollstempel Salzburg, wahrscheinlich 1953); Stempel: „Hauptzollamt [Mün?]chen-Landsberg" (Zollstempel München, Jahr?); weißes Etikett „Waldmüller-Ausstellung Salzburg / Titel: Hansl´s erste Ausfahrt / Mü.Nr. 1740 / Anm.-Nr. 16 / Rahmen m.R. / Waldmüller-Ausstellung Salzburg 1953“ (Waldmüller-Ausstellung Salzburg,1953, Kat.Nr. 16); kleines weißes Etikett „7“ (nicht identifiziert).

Auf dem Keilrahmen (parkettiert): weißes Etikett, blau umrandet, perforierter Rand, in Schwarz, handschriftlich „205“ (Inv.-Nr. „Führerbau“); in blauer Fettkreide „1740“ (Inv.-Nr. CCP München, 1945); handschriftlich auf weißem Papier „1740 (205)" (Linz- und Münchennummer, Jahr?); runder Stempel: „Zollamt Salzburg“ (Zollstempel Salzburg, wahrscheinlich 1953); Rot: „2“ (nicht identifiziert).

[1] Für weitere Information zum Künstler siehe Ulrich Thieme/Felix Becker (Hg.), Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Bd. 35, Leipzig 1999, S. 74.

[2] Vgl. Arthur Roessler/Gustav Pisko, Ferdinand Georg Waldmüller. Sein Leben, sein Werk und seine Schriften, 2 Bd., Wien 1907, Tafel 244 in Bd. I.

[3] Vgl. Rupert Feuchtmüller, Ferdinand Georg Waldmüller 1793-1865. Leben, Schriften, Werke, Wien/München 1996, S. 514, Nr. 962 mit Abb. .

[4] Vgl. Bruno Grimschitz, Ferdinand Georg Waldmüller 1793-1865, Salzburg 1957, S. 357, Nr. 879. Der aktuelle Standort für das Jahr 1957 wurde dort mit „Unbekannter Besitz“ angegeben.

[5] Bezeichnung im WVZ Feuchtmüller, 1996, S. 514, Nr. 962.

[6] Bezeichnung im Kat.Verst. Pisko, Wien, 11.11.1908, Los 126 und Kat.Verst. C.J. Wawra, Wien, 23.-25.2.1918, Los 236.

[7] Bezeichnung im Kat.Ausst. Gedächtnis-Ausstellung Ferdinand Georg Waldmüller, Residenz, Salzburg 1953, S. 90, Kat.Nr. 137.

[8] Vgl. Rupert Feuchtmüller, Ferdinand Georg Waldmüller, Wien 1996, Nr. 885 mit Abb.

[9] Siehe Korrespondenz zwischen Kurator Otto Kallir Nirenstein und potenziellen Leihgebern der Waldmüller-Ausstellung in der Galerie Welz, Salzburg 1937, https://digitale-bibliothek.belvedere.at/viewer/image/1436878068485/1/LOG_0000/, S.5: Anfrage an Herrn Dr. Kleiss, Wien, bezüglich einer Ausleihe der frühen Fassung von „Hansls erste Ausfahrt“ (nicht realisiert) und S. 12, 18, 33, 42, 44, 108, 142 (Abb.), 143, Korrespondenz mit Herrn Kommerzialrat Karl Klein, Mödling/Wien bezüglich des hier in Rede stehenden Gemäldes von 1858, das 1937 in Salzburg ausgestellt wurde.

[10] Der letzte Nachweis der frühen Fassung ist die Teilnahme an der Waldmüller-Ausstellung des Hagenbunds in der Neuen Galerie, Wien, 1930, Kat.Nr. 30, Besitznachweis: Dr. L. Kleiß, Wien.

 

Provenienz

Zeittafel
1858–o.D.Ferdinand Georg Waldmüller (1793-1865)
[…]Verbleib unbekannt
1907Galerie Miethke, Wien, Eigentumsverhältnisse ungeklärt
11. November 1908Kunstsalon Pisko, Wien, angeboten in der Auktion vom 11.11.1908, Los 126 mit Abb. (Käufer*in unbekannt)
1908–1918Verbleib unbekannt (möglicherweise Carl Lugner, Wien)
23.–25. Februar 1918Kunsthandlung C.J. Wawra, Wien, verkauft in der Auktion vom 23.-25.2.1918, Los 236 mit Abb. (Käuferin möglicherweise Grete Klein, Mödling)
spätestens 19. April 1937–o.D.Grete und Karl Klein, Wien und Mödling
Ausgestellt in der Waldmüller-Ausstellung der Galerie Welz, Salzburg, Sommer 1937, Leihgabe: Grete Klein, Mödling

o.D. (spätestens Juli 1938)–1945

 

Deutsches Reich, Reichskanzlei, Berlin

möglicherweise Erwerb über Maria Almas-Dietrich, München, und Einlieferung in den „Führerbau“, München, Inv.-Nr. 205, später in Adolf Hitlers "Sonderauftrag Linz" übernommen

30. Juni 1945–10. Juni 1949Amerikanische Militärregierung, Sicherstellung und Transport von Altaussee in den Central Collecting Point München, Inv.-Nr. 1740
10. Juni 1949–22. Februar 1952Bayerischer Ministerpräsident, München, treuhänderische Übernahme
22. Februar 1952–1960Treuhandverwaltung von Kulturgut beim Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland, München, treuhänderische Übernahme
1960–heuteBundesrepublik Deutschland, München/Berlin, Übernahme aus ehemaligem Reichsbesitz auf Grundlage von Artikel 134 Grundgesetz
Museum Wiesbaden, Dauerleihname von der Bundesrepublik Deutschland: 1966 – 2009 und erneut seit 2021

Provenienz zwischen 1858 und 1907

Das Gemälde „Heimkehrende Kinder (Hansl´s erste Ausfahrt)“ ist laut Signatur 1858 entstanden. Ob der Künstler das Werk noch zu Lebzeiten weitergegeben hat oder es nach 1865 aus seinem Nachlass veräußert wurde, konnte bislang nicht ermittelt werden. Der Aufenthaltsort und die Eigentumsverhältnisse bleiben bis 1907 ungeklärt.

Kunsthandel Wien (Galerie Miethke, Kunstsalon Pisko, Kunsthandlung C.J. Wawra)

Im Jahr 1904 fand in der Wiener Galerie Miethke eine umfassende Ausstellung zu Ferdinand Georg Waldmüller statt, die als „Initialzündung der Waldmüller-Rezeption der Wiener Jahrhundertwende“[1] bezeichnet wird. Zu diesem Zeitpunkt hat sich das hier in Rede stehende Gemälde vermutlich noch nicht in der Galerie befunden, im Ausstellungskatalog wurde es nicht erwähnt.[2]

Erstmalig erwähnt und abgebildet wurde das Gemälde in dem ersten Waldmüller-Werkverzeichnis von Arthur Roessler und Gustav Pisko aus dem Jahr 1907[3]. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Werk in der Wiener Galerie Miethke, da die Fotogenehmigung für die Publikation im Jahr 1907 durch die Galerie erfolgte. Ob das Kunstwerk als Eigentum der Galerie oder in Kommission geführt wurde, ist nicht bekannt. Ein Etikett der Galerie Miethke ist jedenfalls nicht (mehr) auf der Rückseite des Gemäldes zu finden.

1908 wurde das Gemälde in der Auktion „Versteigerung von Ölgemälden, Aquarellen, Miniaturen und Zeichnungen aus dem Nachlass des Herrn General Georg Ritter von Friedrich, Graz und aus einer hervorragenden Wiener Privat-Sammlung“ im Wiener Kunstsalon Pisko unter der Los-Nummer 126 angeboten.[4] Der Einlieferer bzw. die Einlieferin des hier behandelten Gemäldes wird im Katalog nicht genannt. Ob das Gemälde 1908 verkauft wurde, ist nicht bekannt.

1918 wurde das Gemälde erneut in Wien angeboten, dieses Mal in der Wiener Kunsthandlung Wawra in der Kunstauktion „Versteigerung von Gemälden moderner und alter Meister […] aus dem Besitze des Herrn Carl Lugner und Wiener Privatbesitz […]“ unter der Los-Nummer 236[5]. In einer Ankündigung der Auktion in der Internationalen Sammlerzeitung wurde das Gemälde abgebildet.[6] Mehrere Wiener Zeitungen berichteten vom Ergebnis der Auktion. Demnach wurde das Gemälde für 34.000 Kronen verkauft. Der Name des Käufers bzw. der Käuferin wird in den Berichterstattungen nicht genannt.

Grete (1884- 1962) und Karl (1879-1955 ) Klein, Wien und Mödling

Im Sommer 1937 veranstaltete Friedrich Welz (1903-1980), Inhaber der Salzburger Galerie Welz, mit Unterstützung von Otto Kallir-Nirenstein (1894-1978), damaliger Leiter der Neuen Galerie in Wien, während der Salzburger Festspiele eine Waldmüller-Ausstellung[7]. Erhalten ist ein Teil der Korrespondenz, die Kallir Nirenstein im Vorfeld der Ausstellung mit potenziellen Leihgebern führte.[8] Am 19. April 1937 bot Karl Klein, Ehemann von Grete Klein, das Gemälde „Hansl´s erste Ausfahrt“ Kallir Nirenstein als Leihgabe an. Das ist der erste gesicherte Nachweis für das ehemalige Vorhandensein des Gemäldes im Eigentum des Ehepaars Klein. Es wurde eine Versicherungssumme von 20.000 öS für die Dauer der Ausstellung und ein Kommissionspreis von 16.000 öS im Falle eines Verkaufs des Gemäldes vereinbart, der allerdings nicht zustande kam. So bat Kallir Nirenstein nach Abschluss der Ausstellung am 21. September 1937 Karl Klein, „mich freundlich wissen zu lassen, wann ich Ihnen das Bild wieder nach Mödling bringen darf. Es lag nur ein seriöser Kaufantrag vor, der aber unter Ihrem Preise war, sodass ich ihn nicht weiter verfolgt habe.“

Grete und Karl Klein gehörten nach dem „Anschluss Österreichs“ im März 1938 zu den Verfolgten des NS-Regimes. Grete Henriette Klein wurde als Tochter von Friedrich und Ida Fischer am 6. August 1884 in Prag geboren. 1912 heiratete sie Karl Klein (geb. 1879 in Pisek) und erwarb 1917 eine Villa in der Richard Wagner-Gasse in Mödling. Ab 1919 lebte das jüdische Ehepaar Klein mit seinen drei Kindern in Mödling. Grete Klein übernahm 1932 das Wiener Unternehmen „Babyschuh-Erzeugung“ von Eduard Kann in der Lerchenfelder Straße. Am 15. Juli 1938 reichte Grete Klein ihre Vermögensanmeldung, zu der das NS-Regime alle Jüdinnen und Juden am 26.4.1938 per Verordnung verpflichtete, bei den Behörden ein. Am 5. Januar 1939 schloss der NS-Staat Grete Kleins Babyschuhfabrikation in Wien, um sie im März/April 1939 an eine nicht jüdische Mitarbeiterin des Betriebes zu verkaufen und somit zu „arisieren“. Ihren Schmuck und ihre Silbergegenstände musste Grete Klein aufgrund einer Anordnung des NS-Regimes vom 21. Februar 1939 (unter Wert) an eine öffentliche Ankaufsstelle – das Dorotheum in Wien – zum Verkauf abgeben.

Im Dezember 1939 emigrierten Grete und Karl Klein nach Palästina. Gretes Mutter Ida Fischer erhielt kein Visum und wurde 1942 von Wien nach Theresienstadt deportiert und dort am 23.August 1942 ermordet. Das in Österreich verbliebene Vermögen von Grete Klein verfiel auf Grundlage der 11. Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25. November 1941 dem Deutschen Reich. Nachweisen lässt sich die Enteignung der Villa in Mödling, ob zu jener Zeit noch weitere Vermögenswerte von Grete Klein in Österreich vorhanden waren, ist unklar.

Das in Rede stehende Gemälde stand ab einem unbekannten Zeitpunkt, möglicherweise ab 1918[9], bis nach dem 21. September 1937 im Eigentum von Grete Klein.

Kunsthändlerin Maria Almas-Dietrich (1892-1971), München (ungesicherte Provenienzstation)

Die Kunsthändlerin Maria Almas-Dietrich gehörte zu den wichtigsten Ankäuferinnen von Hitlers „Sonderauftrag Linz“. Ihr Name wird mit dem in Rede stehenden Gemälde aufgrund einer Aussage, die sie im März 1949 gegenüber dem Münchner Central Collecting Point getätigt hatte, in Verbindung gebracht. In einer Befragung zur Herkunft von Werken aus dem „Sonderauftrag Linz“ äußerte sie, das in Rede stehende Gemälde in Wien erworben und an die Reichskanzlei (später für den „Sonderauftrag Linz“ registriert) verkauft zu haben. Einen Voreigentümer nannte sie nicht.[10]

Insgesamt gab Almas Dietrich bei der Befragung im März 1949 an, dass 109 der 300 Linz-Werke, deren Fotografien ihr gezeigt wurden, durch sie an den Sonderauftrag verkauft worden waren; den größten Teil der Objekte hatte sie demnach in Deutschland und zwölf Gemälde in Wien erworben. Von den zwölf Wiener Erwerbungen waren allein sieben Werke von Ferdinand Georg Waldmüller.

Es ist bekannt, dass Maria Almas Dietrich unmittelbar nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 in Wien tätig wurde, gezielt nach Waldmüller-Gemälden Ausschau hielt und jüdische Sammlerinnen und Sammler zum Verkauf entsprechender Werke drängte.[11]

Deutsches Reich, Reichskanzlei, Berlin/“Führerbau“, München/Adolf Hitler („Sonderauftrag Linz“)

Aufgrund der niedrigen Inventarnummer 205 ist davon auszugehen, dass das Gemälde im oder vor dem Juli 1938 im Münchner „Führerbau“ registriert wurde.[12] Der genaue Zeitpunkt des Ankaufes und die Identität des Verkäufers bzw. der Verkäuferin konnte bislang nicht geklärt werden.

Das Gemälde ist enthalten im „Verzeichnis der für Linz in Aussicht genommenen Gemälde“, welches Hans Posse am 31. Juli 1940 erstellte. Es wurde in den XIV. Band der Fotoalben der „Gemäldegalerie Linz“ aufgenommen, die Adolf Hitler in regelmäßigen Abständen zu Weihnachten und seinen Geburtstagen als Geschenke überreicht wurden.[13]

Vom „Führerbau“ gelangte das Gemälde am 13. September 1944 mit dem XI. Bergungstransport in das Salzbergwerk Altaussee in der Steiermark.[14] Das Salzbergwerk wurde ab August 1943 zunächst vom Institut für Denkmalpflege in Wien als Auslagerungsort genutzt.[15] Ab Mai 1944 begannen die Bergungstransporte aus dem Münchner „Führerbau“ nach Altaussee, die sich bis in den April 1945 hinzogen.

Provenienz nach 1945

Am 8. Mai 1945 traf die 3. US-Panzerarmee in Altaussee ein, die dorthin ausgelagerten Kulturgüter befanden sich fortan im Verantwortungsbereich des amerikanischen Militärs. Nach Sicherstellung durch US-Soldaten wurde das Werk am 5. Juli 1945 in den CCP in München verbracht.[10] Am 10. Juni 1949 übergab die amerikanische Militärregierung das Kunstwerk mit allen ebenfalls bis dahin nicht bereits restituierten Kunstgegenständen in die Treuhänderschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten, Hans Ehard (1887–1980)[2], der den Bestand 1952 treuhänderisch an die bundesdeutsche Treuhandverwaltung von Kulturgut weitergab. Das Gemälde wurde 1953 von der Treuhandverwaltung für die Waldmüller-Ausstellung in Salzburg, veranstaltet von der Stadt und dem Land Salzburg, ausgeliehen.[11]Auf Grundlage von Artikel 134 Grundgesetz ging das Gemälde 1960 als ehemaliges Reichsvermögen in Bundesvermögen über.

Fazit

Die Provenienz des Gemäldes konnte weitgehend geklärt werden. Auf dieser Grundlage ist es als überwiegend wahrscheinlich anzusehen, dass das Werk Grete Klein NS-verfolgungsbedingt entzogen wurde. Im Sinne der Washingtoner Prinzipien von 1998 und der Gemeinsamen Erklärung von 1999 wird eine Rückgabe an die Rechtsnachfolgenden nach Grete Klein erfolgen.

Ausstellungen

Ferdinand Georg Waldmüller 1793-1856, Galerie Welz, Salzburg, Sommer 1937, Kat.Nr. 40

Ferdinand Georg Waldmüller, Residenz, Salzburg, 15.06.–15.09.1953, Kat.Nr. 137

Literatur

Arthur Roessler/Gustav Pisko, Ferdinand Georg Waldmüller. Sein Leben, sein Werk und seine Schriften, 2 Bd., Wien 1907, Tafel 244 in Bd. I.

Kat.Verst. „Versteigerung von Ölgemälden, Aquarellen, Miniaturen und Zeichnungen aus dem Nachlass des Herrn General Georg Ritter von Friedrich, Graz und aus einer hervorragenden Wiener Privat-Sammlung“, Kunstsalon Pisko, Wien, 11.11.1908, Los 126 mit Abb.

Kat.Verst. „Versteigerung von Gemälden moderner und alter Meister […] aus dem Besitze des Herrn Carl Lugner und Wiener Privatbesitz […]“, Kunsthandlung C.J. Wawra, Wien, 23.-25.2.1918, Los 236 mit Abb. .

Kat.Ausst. Ferdinand Georg Waldmüller 1793-1856, Galerie Welz, Salzburg, Sommer 1937, S. 16, Kat.Nr. 40..

Kat.Ausst. Ferdinand Georg Waldmüller, Residenz, Salzburg, 15.06.–15.09.1953, Kat.Nr. 137 ohne Abb.

Bruno Grimschitz, Ferdinand Georg Waldmüller 1793-1865, Salzburg 1957, S. 357, Nr. 879.

Rupert Feuchtmüller: Ferdinand Georg Waldmüller 1793–1865. Leben, Schriften, Werke, Wien/München 1996, S. 514, Nr. 962, m. Abb.

Birgit Schwarz: Hitlers Museum. Die Fotoalben Gemäldegalerie Linz. Dokumente zum „Führermuseum“, Wien/Köln/Weimar 2004, S. 316: Album XIV/29.

Tobias Natter, Kat.Ausst. Die Galerie Miethke. Eine Kunsthandlung im Zentrum der Moderne, Jüdisches Museum der Stadt Wien, 19.1.2003-8.2.2004, Wien 2003.

Roswitha Juffinger/Gerhard Plasser, Salzburger Landessammlungen 1939-1955, Salzburg 2007, S. 70-74, 87-88.

 

Forschungsstand: 29. März 2023

Letzte Bearbeitung des Objekteintrags: 21. Juni 2024

[1] vgl. Tobias Natter, Kat.Ausst, Die Galerie Miethke. Eine Kunsthandlung im Zentrum der Moderne, Jüdisches Museum der Stadt Wien, 19.1.2003-8.2.2004, Wien 2003, S. 69.

[2] Kat.Ausst. Waldmüller, Galerie Miethke, November/Dezember 1904.

[3] Arthur Roessler/Gustav Pisko, Ferdinand Georg Waldmüller. Sein Leben, sein Werk und seine Schriften, 2 Bd., Wien 1907, Tafel 244 in Bd. I.

[4] Kat.Verst. „Versteigerung von Ölgemälden, Aquarellen, Miniaturen und Zeichnungen aus dem Nachlass des Herrn General Georg Ritter von Friedrich, Graz und aus einer hervorragenden Wiener-Privat-Sammlung“, Kunstsalon Pisko, Wien, 11.11.1908, Los 126 mit Abb. .

Auf diese Auktion hat der Wiener Provenienzforscher Gregor Derntl 2021 erstmals aufmerksam gemacht.

[5] Kat.Verst. „Versteigerung von Gemälden moderner und alter Meister […] aus dem Besitze des Herrn Carl Lugner und Wiener Privatbesitz […]“, Kunsthandlung C.J. Wawra, Wien, 23.-25.2.1918, Los 236 mit Abb. .

[6] Internationale Sammlerzeitung. Zentralblatt für Sammler, Liebhaber u. Kunstfreunde (Wien), Nr. 4, 15.2.1918, S. 32.

[7] Kat.Ausst. Ferdinand Georg Waldmüller 1793-1856, Galerie Welz, Salzburg, Sommer 1937.

[8] Vgl. Dokumentation zur Ausstellung Ferdinand Georg Waldmüller – Salzburg 1937, online recherchierbar in der digitalen Bibliothek des Belvedere, Wien, URL:  https://digitale-bibliothek.belvedere.at/viewer/image/1436878068485/1/LOG_0000/ [Abruf 10.1.2024]

[9] Auf Grundlage der mündlichen Familienüberlieferung habe Grete Klein das Waldmüller-Gemälde 1918 erworben. Da Grete Klein 1917 eine Villa in Mödling als neuen Wohnsitz kaufte, ist es durchaus schlüssig, dass sie in jenen Jahren zur Ausstattung der neuen Wohnräume auch Kunst- und Kulturgüter erwarb.

[10] Vgl. BArch, Koblenz, B 323/331, Identification of Linz pictures acquired from Almas Dietrich, 9.3.1949, S. 188: „3. Acquired in Austria: […] Linz-Nr. 205 Waldmüller, Ferd. Georg from Vienna“.

[11] Vgl. Nadine Bauer, Kunstlieferantin des "Dritten Reichs". Umkreis und Wirkungsgradius von Maria Dietrich, (Diss. Berlin 2020), Berlin 2021.

[12] Bericht über die Aussage von Herrn Hans Reger, 21.07.1951, in: BArch, Koblenz, B 323/332, Fol. 120.

[13] Vgl. Birgit Schwarz: Hitlers Museum. Die Fotoalben Gemäldegalerie Linz: Dokumente zum „Führermuseum“, Wien/Köln/Weimar 2004, S. 316, Album XIV/29.

[14] BArch, Koblenz, B323/127, S. 39.

[15] Für das Folgende vgl. Anneliese Schallmeiner, „Salzbergwerk Altaussee, 7.1.2019“, in: Lexikon der österreichischen Provenienzforschung. URL: www.lexikon-provenienzforschung.org/altaussee-salzbergwerk [Abruf: 29.4.2024].

[16] Vgl. Bundearchiv, Koblenz, B 323/610, Kontrollnummernkartei, Property Card, Eingangsnummer 1740.

[17] Vgl. Angelika Enderlein: „Der Kunstbestand der Bundesrepublik Deutschland. Kunstschätze aus sieben Jahrhunderten. Geschichte einer Sammlung“. In: Henning Rader/Vanessa-Maria Voigt (Hg.): „Ehem. jüdischer Besitz“. Erwerbungen des Münchner Stadtmuseums im Nationalsozialismus, München 2018, S. 246–257, hier S. 249.

[18] Kat.Ausst. Ferdinand Georg Waldmüller, Residenz, Salzburg, 15.06.–15.09.1953, Kat.Nr. 137 ohne Abb. Fotografische Dokumentation der Eröffnung der Waldmüller-Ausstellung 1953 im Kaisersaal der Salzburger Residenz siehe in: Juffinger/Plasser, Salzburger Landessammlungen 1939-1955, Salzburg 2007, S. 72-73.

 

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