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Waldmüller, Ferdinand Georg

Hansl`s erste Ausfahrt

Entstehungsjahr 1858
Technik Öl auf Holz
Maße 63 cm x 79 cm
Münchener-Nr. 1740
Linz-Nr. 205
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Das Gemälde zeigt Folgendes: Scheuneninneres, Vordergrund Junge mit einem Wagen, rechts und links Bäuerinnen und Kinder zu Hansel blickend.

Es ist mit "Waldmüller 1858" bezeichnet und datiert.

Im Boetticher ist das Gemälde nicht nachweisbar.1

Zum Werk Ferdinand Waldmüllers gibt es zahlreiche Veröffentlichungen und drei Verzeichnisse. Hier wurde das Werkverzeichnis von Rupert Feuchtmüller von 1996 als Grundlage der Recherchen verwendet.2

Das Thema wurde von Waldmüller mehrfach variiert. Feuchtmüller führt das Gemälde unter dem Titel „Heimkehrende Kinder“ (Nr. 962) auf.3
Er gibt folgende Hinweise zur Provenienz: Vom 23. bis 25. Februar 1918 fand eine Auktion beim Wiener Auktionshaus C. J. Wawra aus dem Besitz von Carl Lugner und anderem Wiener Privatbesitz statt.4

Auf dieser Auktion wurde das Gemälde als Nr. 236 unter dem Titel „Hansels erste Ausfahrt“ angeboten. Der Schätzpreis wurde im Katalog notiert und betrug wahrscheinlich 34.000 Schilling. Im Katalog ist das Gemälde abgebildet. Der Zuschlagspreis wurde nicht notiert.

Provenienz

Zeittafel
unbekannt
23. bis 25. Februar 1918Auktion beim Wiener Auktionshaus C. J. Wawra aus dem Besitz von Carl Lugner und anderem Wiener Privatbesitz
1937Galerie Welz, Salzburg
Maria Almas-Dietrich, München
Vor 1939Reichskanzlei

Die TVK München ermittelte, dass das Gemälde im Besitz der Galerie Miethke, Wien, gewesen war. Die Galerie Almas, München, erwarb das Gemälde aus Wien und verkaufte es an die Reichskanzlei (Aussage Almas vom 9.3.1949).

Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes:

Erst neunzehn Jahre nach der Auktion beim Wiener Auktionshaus C. J. Wawra ist das Gemälde wieder nachweisbar. Feuchtmüller nennt als Eigentümer 1937 die Galerie Welz in Salzburg, die es gemeinsam in einer Waldmüllerausstellung mit der Neuen Galerie Wien zeigte (Katalog Nr. 40).5
Als Eigentümer wurde im Katalog "privat" angegeben.
Nach dem „Anschluss“ Österreichs im März 1938 an das Deutsche Reich „arisierte“ Friedrich Welz die Wiener Kunsthandlung Würthle & Sohn Nachf., deren Alleininhaberin seit 1926 Lea Bondi war.6
Nach Aussage von Maria Almas-Dietrich vom 9. März 1949 gegenüber der MFA & A Division erwarb sie das Gemälde in Wien, um es dann an die Reichskanzlei zu verkaufen.7
Maria Almas, geborene Dietrich, geboren am 28. Juni 1892 in München, betrieb nach eigenen Angaben ab 1918 eine Kunsthandlung in München8 1936 lernte sie nach eigenen Aussagen Heinrich Hoffmann, den Fotografen Adolf Hitlers, kennen und erhielt über diesen die ersten Aufträge, Kunst für Hitler zu erwerben. Nach der Scheidung von ihrem Ehemann im Jahre 1937 führte Maria Almas-Dietrich die Kunsthandlung unter der Bezeichnung Maria Almas (Diamant) weiter.9

Almas-Dietrich gehörte zu den aktivsten Personen im Kunsthandel, die für die Nationalsozialisten tätig waren. Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm sie nach 1945 mehrfach zu ihren Geschäften. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA ausgewertet.10

Diese Unterlagen scheinen in der Zwischenzeit verloren zu sein.

Durch die niedrige Linznummer ist der Erwerb des Gemäldes durch die Reichskanzlei vor 1939 indiziert.
Weitere Informationen zum Erwerb des Gemäldes konnten nicht ermittelt werden.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle hier Quellen ausgeschöpft sind. Ein NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust kann daher nicht ausgeschlossen werden.

Stand: 2010

1 Friedrich von Boetticher, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte, 2. Band von 4 Bänden, Dresden, 1891-1901, S. 967-970.
2 Rupert Feuchtmüller: Ferdinand Georg Waldmüller, Wien München 1996.
3 Rupert Feuchtmüller: Ferdinand Georg Waldmüller, Wien München 1996, Nr. 962, S. 514.
4 C.J. Auktion Wawra, Wien, 23.-25.2.1918, S. 28, Nr. 236.
5 Ferdinand Georg Waldmüller 1793-1865, Ausstellung in der Galerie Welz, Salzburg 1937, Nr. 40, S. 16.
6 Juffinger/Plaser: Salzburger Landesmuseum 1939-1955. Salzburg 2007 Galerie Welz.
7 NARA RG 260, 519, box 445.
8 BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.
9 BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.
10 NARA, RG 260, 519, Box 445.

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