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Feid, Joseph

Kuhherde mit Hirten im Wienerwald

Entstehungsjahr 1838
Technik Öl auf Holz
Maße 59,0 x 74,0 cm
Münchener-Nr. 1743
Linz-Nr. 698
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Joseph Feid (1806–1870) zählte zu den Hauptvertretern der Landschaftsmalerei des Wiener Biedermeiers.[1] Er studierte an der Wiener Akademie zunächst in der Architekturklasse von Peter von Nobile (1774–1854), entschied sich jedoch alsbald für ein Studium der Landschaftsmalerei bei Joseph Mössmer (1780–1845). Im Jahre 1843 wurde Feid Mitglied der Akademie der Bildenden Künste in Wien und stellte seit 1850 alljährlich im Neuen Österreichischen Kunstverein aus.[2] Der Künstler bildete sich autodidaktisch durch das Studium der Natur, vor allem in Oberösterreich und dem Salzkammergut, weiter. Er malte stimmungsvolle Motive mit einer Vorliebe für romantische Lichteffekte und sorgfältig ausgeführte Details.[3]

Das Gemälde zeigt eine Waldlandschaft mit Hirten und einer Kuhherde. An einem sandigen, unbefestigten Weg sitzen zwei Hirten im grünen Gras. Dahinter sind im Dickicht grasende Kühe sowie am rechten Bildrand Ziegen auf einer kleinen Anhöhe dargestellt. Am rechten unteren Bildrand sind gefällte Bäume abgebildet. Durch die Bäume hindurch ist im Hintergrund eine sanft ansteigende Berglandschaft zu erkennen. Über der Waldlandschaft erstreckt sich ein blauer, leicht bewölkter Himmel.

Das Werk ist unten rechts signiert und datiert „Jos. Feid 1838“.

Ein Werkverzeichnis des Künstlers konnte nicht ermittelt werden. Darüber hinaus sind keine Monographien und Ausstellungskataloge beziehungsweise Auktionskataloge zu Joseph Feid bekannt.

Folgende Hinweise können der Rückseite entnommen werden: in blauer Fettkreide „1743“ (Mü-Nr.), „Georg L[…]“ (nicht identifiziert), „2398“ (nicht identifiziert), durchgestrichen „ES 509“ (nicht identifiziert), durchgestrichen „203“ (nicht identifiziert); weißes, blau umrandetes Etikett mit perforiertem Rand „698“ (Linz-Nr.); in Schwarz, zweimal „K402“ (Kremsmünster); weißes Etikett „(2) Mü.Nr: 1743 (698) / Feid, Josef – 1838 / Kuhherde mit Hirten im Wiener Wald / Holz, 59 x 74 cm / Schätzwert 5.000,- DM“ (Objektdaten); weißes Etikett mit Reißzwecke befestigt „1743 / 698“ (Mü-Nr., Linz-Nr.); handschriftlich „T[…]“ (nicht identifiziert); rotes Wachssiegel mit doppelköpfigen Adler, Krone und Wappen „ IOS[…]ST[…]Z A Wien“ (nicht identifiziert); Fragment eines vergilbten Etiketts [unleserlich].

[1] Für das Folgende vgl. Heinrich Kábdebo, Feid, Joseph, in: Neue Deutsche Biographie 6 (1877), S. 599–600 [Online-Version]. URL: www.deutsche-biographie.de/sfz15686.html#adbcontent [26.07.2019].

[2] Vgl. Ulrich Thieme/Felix Becker (Hgg.), Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Leipzig 1999, Bd. 11, S. 354.

[3] Vgl. Elisabeth Hülmbauer, Kunst des 19. Jahrhunderts. Bestandskatalog der Österreichischen Galerie des 19. Jahrhunderts, Bd. 2, Wien 1993, S. 8.

Provenienz

Zeittafel
(…) 
Ab Anfang 1939Reichsvermögen („Sonderauftrag Linz“ )
Ab Mai 1941Eingang in das Kloster Kremsmünster
Ab Sommer 1943Eingang in das Bergwerk Alt-Aussee
30.06.1945Eingang in den Central Collecting Point München
Seit 1949Bundesvermögen

Das Gemälde wurde vor dem Krieg vom Deutschen Reich für den „Sonderauftrag Linz“ erworben und erhielt die Linz-Nr. 698.[1] Weitere Informationen zur Herkunft des Werkes liegen derzeit nicht vor. Die Höhe der Linz-Nummer weist auf einen Erwerb zwischen Februar und Mai 1939 hin.[2]

Auch die Rückseite des Werkes lieferte keine eindeutigen Hinweise auf dessen Provenienz. Ein hier befindliches rotes Wachssiegel mit einem doppelköpfigen Adler, einer Krone und einem Wappen, dem sogenannten Bindenschild, konnte nach eingehender Recherche dem Haus Babenberg beziehungsweise dem Haus Habsburg (Haus Österreich) zugeordnet werden.[3] Die Republik Österreich führte ab 1804 bis zur Auflösung der österreich-ungarischen Monarchie im Jahre 1918 in Anlehnung an die Herzöge Babenbergs ebenfalls den Doppeladler im Wappen. Aufgrund der Ähnlichkeiten der Wachssiegel und des durch Abnutzung nicht zu entziffernden Schriftzuges konnte das Siegel nicht eindeutig zugeordnet werden.

Die Nummer K402 auf der Property Card sowie auf der Bildrückseite weist auf die Lagerung des Gemäldes im Depot Kremsmünster hin. Das beschlagnahmte Stift Kremsmünster in Österreich war das erste Auslagerungsdepot des „Sonderauftrages Linz“. Ab Mai 1941 wurden hier Kunst- und Kulturgüter untergebracht, die für das „Führermuseum“ erworben wurden.  Aus Sorge vor Luftangriffen, wurde das Depot bereits 1943 aufgelöst und dort gelagerte Objekte zunächst in Depots in Hohenfurt sowie Thürntal umgelagert.

Um das Werk vor Kriegseinwirkungen zu schützen, erfolgte ab 1943 die Einlagerung in das Salzbergwerk Alt-Aussee in der Steiermark. Nach Sicherstellung durch US-Soldaten wurde es am 30. Juni 1945 in den Central Collecting Point in München verbracht.[4] Am 1. Dezember 1948 übergab die amerikanische Militärregierung das Kunstwerk mit allen ebenfalls  bis dahin nicht bereits restituierten Kunstgegenständen in die Treuhänderschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten, Hans Ehard (1887–1980). Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde das Werk 1949 gemäß Artikel 134 Grundgesetz Bundesvermögen.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt nach dem bisherigen Kenntnisstand die Provenienz ungeklärt.[5]

 

Bearbeitungsstand: 2019

[1] Vgl. Bundesarchiv (BArch) Koblenz, B 323/652, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 1743.

[2]  Vgl. Klaus Beetz, Die Erwerbungen Adolf Hitlers bis zum Führererlass vom 26. Juni 1939 für den Aufbau des Neuen Museums Linz, Berlin 2004 (unpubliziert), S. 14 und 163.

[3] Für das Folgende vgl. Anja Eisenbeiß, Wappen und Bilder im Diskurs. Das Beispiel der Habsburger, in: Wappen als Zeichen. Mittelalterliche Heraldik aus kommunikations- und zeichentheoretischer Perspektive, Berlin 2006, S. 98–120. Die silberne Binde (Balken) auf rotem Feld war ursprünglich das Wappen der Babenberger. Durch familiäre Verbindungen des Hauses Babenberg zum Hause Habsburg, wurde um 1282 der Bindenschild in das Hauswappen integriert. Im Jahre 1325 kombinierte Friedrich der Schöne (1289–1330) den Bindenschild mit dem Königsadler und schuf somit die Stammform des heutigen Bundeswappen Österreichs.

[4] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, zugehörige Property Card des CCP München.

[5] Überprüft wurden folgende Verlustdatenbanken und digitalisierte Archivunterlagen zum verfolgungsbedingten Entzug von Kulturgütern im Nationalsozialismus sowie historische Auktionskataloge: (1) Lost Art-Datenbank, Deutschland (www.lostart.de) (2) The Central Registry of Information on Looted Cultural Property 1933–1945, Object Database, Großbritannien (www.lootedart.com) (3) Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, Database of Art Objects at the Jeu de Paume (www.errproject.org) (4) Répértoire des biens spoliés, Frankreich (www.culture.gouv.fr/documentation/mnr/MnR-rbs.htm) (5) The Getty Research Institute, German Sales Catalogs, 1930–1945, USA (http://piprod.getty.edu/starweb/pi/servlet.starweb?path=pi/pi.web) (6) Universität Heidelberg, Auktionskataloge – digital, Deutschland (http://artsales.uni-hd.de) (7) Galerie Heinemann online, Deutschland (http://heinemann.gnm.de/de/recherche.html) (8) Lootedart, Polen (http://lootedart.gov.pl/en) (9) NARA, Holocaust-Era Assets, USA (www.fold3.com) [Abruf: 30.07.2019].

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