Hackensöllner (Hackensellner), Camillo
Blick über die Karlsbrücke auf den Hradschin von Prag (Ansicht von Prag)
Entstehungsjahr | 1869 |
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Technik | Öl auf Leinwand |
Maße | 110 cm x 157 cm |
Münchener-Nr. | 1755 |
Linz-Nr. | 782 |
Lost Art-ID | 219240 |
Herkunft | Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen |
Beschreibung
Über den Maler ist wenig bekannt,1 obgleich seine Bilder im Kunsthandel präsent sind. Hackensellner war Landschaftsmaler und ab 1861 Mitglied des Wiener Künstlerhauses.
Das hier in Rede stehende Gemälde zeigt eine Stadtansicht Prags. Rechts ist der Hradschin zu sehen, St. Nicolas befindet sich fast in der Bildmitte. Auf der Moldau fährt ein Kahn. Im Vordergrund links stehen an einer Brüstung ein Mann und eine Frau.
Das Gemälde ist signiert und auf 1869 datiert.
Provenienz
1939 | in der Sammlung Friedrich Schreiber-Weigand, Chemnitz ? |
1939 | von der Galerie Haberstock an die Reichskanzlei verkauft2 |
Die Ermittlungen der Treuhandverwaltung von Kulturgut beim Auswärtigen Amt (TVK) zur Provenienz des Gemäldes ergaben, dass das Bild aus dem sog. Münchner Führerbau von der Galerie Haberstock an die Reichskanzlei geliefert wurde.3 Nach dem Inventurbuch der Galerie erfolgte der Verkauf am 2. August 1939 unter der Inventar-Nummer 1939/140.4 Karl Haberstock habe das Bild von dem Privatsammler „Schreiber, Chemnitz“ erhalten. Diese Information folgt aus der „Liste Haberstock“, die am 10.4.1951 an den amerikanischen CCP gegeben wurde.5 Laut dieser Liste war die Lieferung aus der Privatsammlung an Haberstock erst am 30. August d. J. erfolgt.6
Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes: Die Angaben über die Daten zum Erwerb des Bildes, die der TVK vorgelegen haben, können nicht korrekt sein. Hier liegt ein Fehler im Ablauf vor, doch ist davon auszugehen, dass das Jahr 1939 und die Herkunftsangabe auf die richtige Spur führen. Hinter der Angabe „Schreiber, Chemnitz“ verbirgt sich möglicherweise ein Hinweis auf den Museumsdirektor der Chemnitzer Kunstsammlungen Friedrich Schreiber-Weigand (1879-1953).7 Friedrich Schreiber-Weigand war seit 1920 Direktor der Kunstsammlungen, wurde aber bereits 1933 als einer der ersten Museumsdirektoren in Deutschland entlassen. Nach dem Krieg war er wieder für die Chemnitzer Kunstsammlungen tätig.
Über das Kunstwerk und seine Provenienz gibt es keine weiteren Hinweise. Ein Werkverzeichnis ist unbekannt. Weder der Künstler noch das Werk sind in den einschlägigen Datenbanken nachzuweisen.8 Auch in der Provenienzforschungsliteratur über die Sammlungen Adolf Hitlers und Hermann Görings sind keine Hinweise enthalten.9
Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle hier bekannten Quellen ausgeschöpft sind. Ein NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust kann nicht ausgeschlossen werden.
Stand: 2011
1 Thieme/Becker 1999, Bd. 15, S. 409. Heinrich Fuchs, Die österreichischen Maler des 19. Jahrhunderts, Bd. 2, Wien 1973, S. K 37.
2 BArch, B 323/652.
3 BArch, B 323/652.
4 Ibm.
5 Ibm.
6 Karteikarte BADV.
7 Alle Informationen über Friedrich Schreiber-Weigand: Mitteilung der Kunstsammlungen, Chemnitz. Im Stadtarchiv Chemnitz findet sich die Personalakte.
8 Galerie Heinemann online, NEPIP, Lootedart.com, Sage Recovery.
9 Haase 2002, Schwarz 2004, Nancy Yeide, Beyond the dreams of avarice: the Hermann Goering collection, Dallas 2009.