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de Hodecoeter, Melchoir

Hühner, Ente und Eichelhäher

Entstehungsjahr 1673
Technik Öl auf Leinwand
Maße 92 x 82 cm
Münchener-Nr. 11023
Linz-Nr. 2371/1028
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Melchior de Hondecoeter widmet sich in diesem Ölgemälde seinem bevorzugten Sujet: der Tiermalerei. In der Bildmitte steht ein rotgefiederter Hahn, daneben sitzt eine gluckende Henne und im Vordergrund befinden sich zwei Küken. Im Linken Hintergrund ist ein Vogel auf einem Stein zu sehen, auf der rechten Seite sitzen zwei Vögel auf einem Baum.

Melchior de Hondecoeter wurde am 1636 in Utrecht geboren und verstarb am 3. April 1695 in Amsterdam. Er entstammt einer berühmten Malerfamilie des niederländischen „goldenen Zeitalters“, war Schüler seines Vaters Gysbert und seines Onkels Jan Baptist Weenix und trat als Maler von Stillleben und Geflügel, einheimischen und exotischem Federvieh hervor.

Provenienz

Zeittafel
vor 1941Privatbesitz, Elberfeld
um 1941Galerie Almas, München
um 1941Deutsches Reich, Sonderauftrag Linz

In der Sammlung für das geplante Museum in Linz befanden sich sechs Gemälde des Künstlers, die laut den Ermittlungen von Birgit Schwarz1  in den Fotoalben für Linz abgebildet waren und später im Wege der äußeren Restitution nach Österreich und in die Niederlande restituiert wurden. Das hier in Rede stehende Gemälde war offenbar nicht für die Ausstellung in Linz vorgesehen und ist als einziges Werk des Künstlers im Ressortvermögen der Bundesfinanzverwaltung verblieben.

Das Kunstwerk ist mit MDH/1672 signiert und datiert.

Trotz aufwändiger Recherche konnte das Gemälde in der einschlägigen Literatur und in Ausstellungskatalogen nicht gefunden werden. Auf der property card der früheren Treuhandverwaltung von Kulturgut ist eine Aussage der Münchener Kunsthändlerin Almas-Dietrich vom 16.08.1951 vermerkt.2 Gemäß ihrer Aussage hatte sie das Gemälde aus Elberfelder Privatbesitz für das Deutsche Reich erworben. Dabei könnte es sich um die Sammlung Dr. Blüthgen handeln. Frau Hedwig Blüthgen veräußerte mehrere Gemälde aus dieser Sammlung. Der Linz-Nummer entsprechend dürfte das Kunstwerk im Jahre 1941 angekauft worden sein. Nationalsozialistische Verfolgungsmaßnahmen gegen Herrn Dr. Blüthgen sind nicht bekannt geworden. In der Gedenkbuchdatei für jüdische Opfer des Nationalsozialismus ist Dr. Blüthgen nicht verzeichnet. Akten zu Rückerstattungsverfahren liegen keine vor.

Maria Almas, geborene Dietrich, geboren am 28. Juni 1892 in München, betrieb nach eigenen Angaben seit 1918 eine Kunsthandlung in München.3 1921 heiratete sie Ali Almàs-Diamant, türkischer Staatsbürger, und trat zum Judentum über. Seit 1926 lebte sie von ihm getrennt und ließ sich 1937 scheiden. Sie behielt aber den Namen Almas für ihre Galerie.

Nach ihren Angaben lernte sie 1936 Heinrich Hoffmann, den Fotografen Adolf Hitlers, kennen und erhielt über diesen die ersten Aufträge, Kunst für Hitler zu erwerben. Sie wurde eine der aktivsten Personen im Kunsthandel, die für die Nationalsozialisten tätig waren.

Maria Almas-Dietrich verkaufte zwischen 1936 und 1944 mindestens 270 Kunstwerke an Hitler und zählt damit zu den Kunsthändlern mit der größten Anzahl an Hitler verkauften Kunstwerken. Am 15. Januar 1940 wurde sie aufgrund einer eidesstattlichen Erklärung, dass sie keine Jüdin sei, im Deutschen Reich eingebürgert. Nach der Zerstörung ihrer Galerie bei einem Luftangriff am 20. April 1944 wurde der Betrieb in die eigene Villa an der Gustav-Freytag-Str. 5 im Herzogpark verlagert.

Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm Maria Almas nach 1945 mehrfach zu ihren Geschäften. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA&A ausgewertet.4

Vor dem geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt. Alle hier bekannten Quellen sind ausgeschöpft.

Stand: 2007

1 Birgit Schwarz, Hitlers Museum, Böhlau Verlag Wien, Köln, Weimar 2004.
2 www.dhm.de/datenbank/ccp.
3 BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.
4 NARA,RG 260, 519, Box 445.

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