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Makart, Hans

Italienerin mit Blumen (Italienisches Mädchen mit Blumen; Bildnis eines Mädchens mit Blütenzweig)

Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Öl auf Leinwand
Maße 52 x 41 cm
Münchener-Nr. 11024
Linz-Nr. 592/504
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Das Gemälde zeigt eine Frau als Brustbild im Profil. Sie hat große schwarze Locken und hält Blumen in der Hand.

Provenienz

Zeittafel
Sammlung Baron Leitenberger, Wien
1935Carl Theodor von Blaas (1886 bis 1960) Ausstellung Kaiser Franz Joseph, Verein der Museumsfreunde Wien, Nr. 80, S. 17
um 1938Privatbesitz München
um 1938Galerie Almas, München
um 1938Reichskanzlei

Die ehemaligen Treuhandverwaltung von Kulturgut (TVK) München hatte ermittelt, dass das Gemälde von der Galerie Almas, München, aus Münchener Privatbesitz erworben und an die Reichskanzlei weiterverkauft wurde (Aussage Maria Almas-Dietrich vom 14.8.1951).

Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes:

Das Gemälde ist nicht im Boetticher aufgeführt.1 Zum Werk Makarts gibt es einen Catalogue raisonné von Gerbert Frodl.2  Darin ist das Gemälde unter dem Titel „Italienisches Mädchen mit Blumen“ (Nr. 194) aufgeführt.3 Frodl nennt als Provenienz die Sammlung Baron Leitenberger, Wien. Auf der Nachlassauktion der Baronin Leitenberger, die 1933 im Wiener Dorotheum stattfand, wurde es jedoch laut Katalog nicht angeboten.4

Im Jahre 1935 fand die "Kaiser-Franz-Josef-Ausstellung" in Wien statt. Dort wurde ein Gemälde, mit den gleichen Maßen wie das hier zu untersuchende, unter dem Titel „Bildnis eines Mädchens mit Blütenzweig“ als Eigentum von Carl Theodor von Blaas (1886-1960) ausgestellt.5 Carl Theodor von Blaas war ein Enkel des Malers Carl von Blaas. Er war mit der Malerin Helene von Blaas-Leitenberger (1895-1985) verheiratet und selbst als Maler u.a. in den USA und Großbritannien tätig.6 Von 1938 bis 1945 unterlag er einem offiziellen Malverbot.7 Möglicherweise hing dies mit der tatsache zusammen, dass seine Mutter Clarissa (1860-1925) eine geborene Baroness von Dreifuss war und als Jüdin galt.8 Weil seine Ehefrau eine geborene Baroness von Leitenberger war, ist es sehr wahrscheinlich, dass sich das Gemälde im früheren Besitz des Barons von Leitenberger befand und in das Eigentum von Helene von Blaas-Leitenberger überging.

Nach Aussage von Maria Almas-Dietrich erwarb sie das Gemälde aus Münchner Privatbesitz.9 Maria Almas, geborene Dietrich, geboren am 28. Juni 1892 in München, betrieb nach eigenen Angaben seit 1918 eine Kunsthandlung in München.10 1921 heiratete sie Ali Almàs-Diamant, türkischer Staatsbürger, und trat zum Judentum über. Seit 1926 lebte sie von ihm getrennt und ließ sich 1937 scheiden. Sie behielt aber den Namen Almas für ihre Galerie.

Nach ihren Angaben lernte sie 1936 Heinrich Hoffmann, den Fotografen Adolf Hitlers, kennen und erhielt über diesen die ersten Aufträge, Kunst für Hitler zu erwerben. Sie wurde eine der aktivsten Personen im Kunsthandel, die für die Nationalsozialisten tätig waren.

Maria Almas-Dietrich verkaufte zwischen 1936 und 1944 mindestens 270 Kunstwerke an Hitler und zählt damit zu den Kunsthändlern mit der größten Anzahl an Hitler verkauften Kunstwerken. Am 15. Januar 1940 wurde sie aufgrund einer eidesstattlichen Erklärung, dass sie keine Jüdin sei, im Deutschen Reich eingebürgert. Nach der Zerstörung ihrer Galerie bei einem Luftangriff am 20. April 1944 wurde der Betrieb in die eigene Villa an der Gustav-Freytag-Str. 5 im Herzogpark verlagert.

Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm Maria Almas nach 1945 mehrfach zu ihren Geschäften. Dabei wurden auch Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA&A ausgewertet.11 Diese Unterlagen scheinen in der Zwischenzeit verloren zu sein.

In der Ausstellung „Hans Makart. Triumph einer schönen Epoche“ der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden 1972 war das Gemälde als Kat. Nr. 47 unter dem Titel „Italienerin mit Blumen“ – ohne weitere Angaben zur Provenienz - ausgestellt.12

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt. Alle hier bekannten Quellen sind ausgeschöpft.

Stand: 2011

1 Friedrich von Boetticher, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte, erster Band von 4 Bänden, Dresden, 1891-1901, S. 957-961.
2 Gerbert Frodl: Hans Makart, Salzburg 1974.
3 Gerbert Frodl: Hans Makart, Salzburg 1974, Nr. 194, S. 333f.
4 Nachlassauktion der Baronin Leitenberger 1933, Dorotheum, Wien.
5 Ausstellung Kaiser Franz Joseph, Verein der Museumsfreunde Wien, Nr. 80, S. 17.
6 Österreichisches Künstlerlexikon, S. 299.
7 Allgemeines Künstlerlexikon (AKL). Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker. K. G. Saur, München und Leipzig 1992ff, S. 299.
8 Thomas Wassibauer: Eugen von Blaas (1843-1931). Das Werk /Catalogue raisonné. Skizzen, Aquarelle, Gemälde, Hildesheim, Zürich, New York 2005. Weitere Informationen zu Clarisse von Blaas konnten nicht ermittelt werden. Es ist wahrscheinlich, dass ihr Vater Theodor Freiherr von Dreifuß war, der in den Eisenbahnbau investierte und österreichischer Konsul in Württemberg war.
9 Almas Aussage BArch Berlin B 323, Nr. 331.
10 BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.
11 NARA, RG 260, 519, Box 445.
12 Ausstellung Hans Makart. Triumph einer schönen Epoche, Staatl. Kunsthalle Baden-Baden 1972, Nr. 47.

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