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Müller (genannt Feuermüller), Moritz Karl Friedrich

Musikalische Abendunterhaltung

Entstehungsjahr 1839
Technik Öl auf Leinwand
Maße 111 x 93 cm
Münchener-Nr. 11043
Linz-Nr. 750
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Das Gemälde zeigt eine Szene musikalischer Abendunterhaltung in kleiner Gesellschaft. Rechts hinter der Sängerin die Musikanten, links die Zuhörer, teils sitzend, teils stehend. Rechts vorn im Bild ein Tisch mit Gläsern und Flaschen. Von der Decke erhellt ein Kronleuchter, teilweise verdeckt von einem Vorhang, die Szene. Das Gemälde ist signiert und datiert mit „Moritz Müller, München 1839“.

Provenienz

Zeittafel
1839Moritz Karl Friedrich Müller; ausgestellt in der Königl. Sächs. Akademie der Künste Dresden
Kunsthandlung Paul Glaser, Berlin (?)
Kunsthandlung Rolph Grosse, Berlin
Galerie Almas, München
1938/39Deutschen Reich, "Sonderauftrag Linz"

Die frühere Treuhandverwaltung Kulturgut in München hatte ermittelt, dass das Gemälde 1839 auf der Dresdner Akademischen Kunstausstellung ausgestellt war. Die weitere Provenienz blieb unbekannt. Das Gemälde gelangte dann über die Münchener Galerie Almas in Reichsbesitz. Wegen der Höhe der Linz-Nummer dürfte es um 1938/39 erworben worden sein. Die Kunsthändlerin Almas-Dietrich hatte am 6.8.1951 ausgesagt, dass sie das Gemälde von der Kunsthandlung Große in Berlin erworben hatte.1

Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes:

Im Boetticher ist das Gemälde unter Nr. 11 mit den Angaben Münchener Kunstverein 1839 und Dresden Akademische Kunstausstellung 1839, Nr. 236 aufgeführt.2

Da das Gemälde 1839 entstand, und der Katalog von 1839 keine anderen Angaben enthält, ist anzunehmen, dass es sich in diesem Jahr noch im Besitz des Künstlers befand.3

Die von Maria Almas-Dietrich angegebene Kunsthandlung Große in Berlin scheint die des Kunsthändlers Dr. Rolph (eigentlich Rudolph) Grosse gewesen zu sein. Rolph Grosse war nach seinen eigenen Angaben gegenüber der Reichskulturkammer seit 1923 im Kunsthandel tätig. 1937/38 übernahm er die Kunsthandlung des aus rassischen Gründen NS-Verfolgten Paul Glaser, die sich im Berliner Hotel Esplanade in der Bellevuestraße befand. Gemeinsam mit Paul Glaser besaß Grosse einige Möbel, die am 6. und 7. Dezember 1937 als Metabesitz bei H.W. Lange versteigert wurden. Grosse gab 1938 gegenüber der Reichskulturkammer an, dass er einen Warenbestand im Wert von 27.000 Reichsmark besäße.4 In seiner Aufstellung über die verkauften Kunstwerke vom Januar 1935 bis Juli 1936 ist das hier zu untersuchende Gemälde nicht aufgeführt. Es konnte nicht mehr ermittelt werden, ob das Gemälde unter den von Paul Glaser übernommenen Kunstwerken war. Aus Rückerstattungsverfahren und archivierten Unterlagen aus der NS-Zeit konnte ermittelt werden, dass Paul Glaser mit seiner Frau Elly, geborene Kolker im Sommer 1939 emigrierte und ihr Umzugsgut im Hamburger Hafen eingelagert wurde. Das Umzugsgut, darunter auch Kunstgegenstände, wurde am 16. April 1941 von der Gestapo beschlagnahmt.5 Da das hier zu untersuchende Gemälde bereits 1938/39 an die Reichskanzlei veräußert wurde, kann es sich nicht im 1941 beschlagnahmten Umzugsgut der Eheleute Glaser befunden haben.

Maria Almas, geborene Dietrich, geboren am 28. Juni 1892 in München, betrieb nach eigenen Angaben seit 1918 eine Kunsthandlung in München.6 1921 heiratete sie Ali Almàs-Diamant, türkischer Staatsbürger, und trat zum Judentum über. Seit 1926 lebte sie von ihm getrennt und ließ sich 1937 scheiden. Sie behielt aber den Namen Almas für ihre Galerie.

Nach ihren Angaben lernte sie 1936 Heinrich Hoffmann, den Fotografen Adolf Hitlers, kennen und erhielt über diesen die ersten Aufträge, Kunst für Hitler zu erwerben. Sie wurde eine der aktivsten Personen im Kunsthandel, die für die Nationalsozialisten tätig waren.

Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm Maria Almas nach 1945 mehrfach zu ihrem Geschäft. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA&A ausgewertet.7 Diese Unterlagen scheinen in der Zwischenzeit verloren zu sein.

Das Gemälde wurde 1987 in der Ausstellung im Stadtmuseum München „Biedermeiers Glück und Ende“ gezeigt.8

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt. Alle hier bekannten Quellen sind ausgeschöpft.

Stand: 2011

1 BADV Berlin, Property Card, mü 11043, Almas Aussage BArch Koblenz B 323, Nr. 331.
2 Friedrich von Boetticher, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte, dritter Band von 4 Bänden, Dresden,1891-1901, S. 104f.
3 Verzeichnis der vom 14. Juli 1839 an in der Königl. Sächs. Akademie der Künste zu Dresden öffentlich ausgestellten Werke der bildenden Kunst, Neudruck in: Die Kataloge der Dresdner Akademie-Ausstellungen 1801-1850, Bd. I, Berlin 1975.
4 LAB A Rep. 243-04, Nr. 2762, Reichskulturkammerakte zu Rolph Grosse.
5 Rückerstattungsarchiv des BADV
6 BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.
7 NARA, RG 260, 519, Box 445.
8 Biedermeiers Glück und Ende, Ausstellung im Stadtmuseum München, 1987, hier S. 221 u. 655.

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