Lenbach, Franz Seraph von
Bildnis einer Dame im Profil
Entstehungsjahr | 1898 |
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Technik | Öl auf Leinwand |
Maße | 128 x 103 cm |
Münchener-Nr. | 11049 |
Linz-Nr. | 637 |
Herkunft | Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen |
Beschreibung
Der Maler Franz von Lenbach lebte in der Zeit von 1836 bis 1904 und zählte zu den beliebtesten und erfolgreichsten Porträtmalern seiner Zeit. Das hier in Rede stehende Gemälde zeigt die Rückenansicht einer unbekannten jungen Dame, das Gesicht im Profil. Es ist in Öl auf Leinwand gemalt und hat die Maße 128 x 103 cm. Das Gemälde ist mit „F. Lenbach 1898“ signiert und datiert. Nach dem Tode des Künstlers wurde sein Nachlass von seiner zweiten Ehefrau verwaltet. Im Jahre 1925 hat die Stadt München das Grundstück und die Villa der Familie Lenbach angekauft. In diesem Zusammenhang hatte die Witwe der Stadt München einen großen Teil des Nachlasses des Künstlers und der Einrichtung von Atelier und Wohnung geschenkt. Das Anwesen wird seitdem als Museum (Galerie im Lenbachhaus) genutzt.
Provenienz
1904 | im Nachlass des Malers Franz von Lenbach |
vor 1938 | Ankauf Galerie Almas, München |
1939 | Deutsches Reich, "Sonderauftrag Linz" |
Die Ermittlungen der ehemaligen Treuhandverwaltung von Kulturgut (TVK) München hatten ergeben, dass das Gemälde von der Münchener Kunsthändlerin Maria Almas-Dietrich an das Deutsche Reich verkauft wurde. Der Höhe der Inventarisierungsnummer (Linz-Nummer) nach zu urteilen, gelangte das Gemälde zu Beginn des Jahres 1939 in das Eigentum des Deutschen Reiches. In einer Befragung zur Herkunft der von ihr verkauften Gemälde sagte sie am 14.08.1951 aus, dass sie dieses Gemälde von der Witwe des Künstlers erworben hätte. Frau Charlotte (Lolo) von Lenbach lebte von1861 bis 1941.
Maria Almas, geborene Dietrich, geboren am 28. Juni 1892 in München, betrieb nach eigenen Angaben seit 1918 eine Kunsthandlung in München.1 1921 heiratete sie Ali Almàs-Diamant, türkischer Staatsbürger, und trat zum Judentum über. Seit 1926 lebte sie von ihm getrennt und ließ sich 1937 scheiden. Sie behielt aber den Namen Almas für ihre Galerie.
Nach ihren Angaben lernte sie 1936 Heinrich Hoffmann, den Fotografen Adolf Hitlers, kennen und erhielt über diesen die ersten Aufträge, Kunst für Hitler zu erwerben. Sie wurde eine der aktivsten Personen im Kunsthandel, die für die Nationalsozialisten tätig waren.
Maria Almas-Dietrich verkaufte zwischen 1936 und 1944 mindestens 270 Kunstwerke an Hitler und zählt damit zu den Kunsthändlern mit der größten Anzahl an Hitler verkauften Kunstwerken. Am 15. Januar 1940 wurde sie aufgrund einer eidesstattlichen Erklärung, dass sie keine Jüdin sei, im Deutschen Reich eingebürgert. Nach der Zerstörung ihrer Galerie bei einem Luftangriff am 20. April 1944 wurde der Betrieb in die eigene Villa an der Gustav-Freytag-Str. 5 im Herzogpark verlagert.
Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm Maria Almas nach 1945 mehrfach zu ihren Geschäften. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA&A ausgewertet.2
Weder in den einschlägigen Werkverzeichnissen zum Schaffen Franz von Lenbachs noch in Ausstellungskatalogen konnte das Gemälde nachgewiesen werden. Die Ziffern und Notizen auf der Rückseite des Gemäldes konnten nicht entschlüsselt werden, so dass Hinweise auf die früheren Eigentümer des Gemäldes nicht ermittelt werden konnten. Anhaltspunkte für die Vermutung eines NS-verfolgungsbedingten Verkaufs des Gemäldes liegen keine vor.
Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt. Alle hier bekannten Quellen sind ausgeschöpft.
Stand: 2009
1 BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.
2 NARA, RG 260, 519, Box 445.