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Lenbach, Franz Seraph von

Bildnis des Prinzregenten Luitpold

Entstehungsjahr 1902
Technik Öl auf Karton
Maße 62 x 56 cm
Münchener-Nr. 11052
Linz-Nr. 776
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Der Maler Franz von Lenbach lebte von 1836 bis 1904 und zählte zu den beliebtesten und erfolgreichsten Porträtmalern seiner Zeit. Das hier in Rede stehende Gemälde stellt den bayerischen Prinzregenten Luitpold dar, der im Jahre 1864 die Regierungsgeschäfte für seinen geisteskranken Neffen König Ludwig II. von Bayern übernahm. Der Prinzregent lebte von 1821 bis 1912. Seine Leidenschaft war die Jagd. Er ließ sich mehrfach von Lenbach porträtieren. Insbesondere bei den Münchener Bürgern waren diese Porträts sehr beliebt, so dass Wiederholungen in großer Zahl existieren. Insbesondere in der Veröffentlichung der Autorin Sonja Mehl „Franz von Lenbach in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus“ sind diverse von Lenbach gemalte Porträts des Prinzregenten abgebildet und beschrieben1

Das Brustbild zeigt den Prinzregenten im Dreiviertelprofil nach links. Auf der Rückseite befindet sich ein Aufkleber mit folgender Aufschrift: „ Lenbach, Franz von (Schrobenhausen 1836 – 1904 München) Bildnis Weiland Prinzregent Luitpold von Bayern. Im kleinen Kostüm des Hubertusritter-Ordens. Naturwahre Wiedergabe. Bez. F. Lenbach 1902. H.R. Tafel IV. Der Urheber dieses Aufklebers ist hier nicht bekannt.

Provenienz

Zeittafel3
vor 1939unbekannter Privatbesitz, München
1939Galerie Almas, München
ca. August 1939Deutsches Reich, "Sonderauftrag Linz"

Der früheren Treuhandverwaltung von Kulturgut München lag die Aussage der Kunsthändlerin Maria Almas-Dietrich vom 16.03.1949 vor. Dem entsprechend hatte sie das Gemälde aus deutschem Besitz erworben. Die Linz-Nummer 776 weist auf einen Erwerb des Gemäldes für den „Sonderauftrag Linz“ im August 1939 hin.

Maria Almas, geborene Dietrich, geboren am 28. Juni 1892 in München, betrieb nach eigenen Angaben seit 1918 eine Kunsthandlung in München.2 1921 heiratete sie Ali Almàs (Diamant), türkischer Staatsbürger, und trat zum Judentum über. Seit 1926 lebte sie von ihm getrennt und ließ sich 1937 scheiden. Sie behielt aber den Namen Almas für ihre Galerie. Nach ihren Angaben lernte sie 1936 Heinrich Hoffmann, den Fotografen Adolf Hitlers, kennen und erhielt über diesen die ersten Aufträge, Kunst für Hitler zu erwerben. Sie wurde eine der aktivsten Personen im Kunsthandel, die für die Nationalsozialisten tätig waren.

Maria Almas-Dietrich verkaufte zwischen 1936 und 1944 mindestens 270 Kunstwerke an Hitler und zählt damit zu den Kunsthändlern mit der größten Anzahl an Hitler verkauften Kunstwerken. Am 15. Januar 1940 wurde sie aufgrund einer eidesstattlichen Erklärung, dass sie keine Jüdin sei, im Deutschen Reich eingebürgert. Nach der Zerstörung ihrer Galerie bei einem Luftangriff am 20. April 1944 wurde der Betrieb in die eigene Villa an der Gustav-Freytag-Str. 5 im Herzogpark verlagert.

Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm Maria Almas nach 1945 mehrfach zu ihren Geschäften. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA&A ausgewertet.3

Mit Schreiben vom 20.03.2007 wurde durch einen Anwalt der Erben nach dem österreichischen NS-Verfolgten Stefan Mautner die Rückgabe des Gemäldes in Bundesbesitz beansprucht. Herr Mautner war ein jüdischer Industrieller und Künstler in Österreich.4  

Sein Vermögen, einschließlich seiner Kunstsammlung, hat er durch die gegen ihn gerichteten Maßnahmen der NS-Verfolgung verloren. Er starb 1944 in einem Vernichtungslager. Eine Rückgabe des Gemäldes in Bundesbesitz wurde bisher abgelehnt, da die Provenienz bislang nicht ermittelt werden konnte und das Porträt nur eines von vielen gleichartigen Gemälden ist.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt. Alle hier bekannten Quellen sind ausgeschöpft.

Stand: 2008

1 Sonja Mehl, „F.v.L. in der Städt. Galerie im Lenbachhaus“, Prestel Verlag, München 1980.
2 BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.
3 NARA, RG 260, 519, Box 445.
4 Sophie Lillie „Was einmal war“, Czernin Verlag Wien, 2003.

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