Raffalt, Ignaz
Landschaft mit Bauernwagen
Entstehungsjahr | 1842 |
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Technik | Öl auf Holz |
Maße | 47,5 cm x 63,0 cm |
Münchener-Nr. | 11061 |
Linz-Nr. | 748 / 602 |
Lost Art-ID | 218915 |
Herkunft | Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen |
Beschreibung
Ignaz Raffalt (1800–1857) war ein österreichischer Maler und Radierer.[1] Der Künstler erlernte zunächst den Kaufmannsberuf und widmete sich nur nebenbei der Malerei. In den Jahren von 1820 bis 1825 studierte er an der Akademie zu St. Anna in Wien unter Johann Peter Krafft (1780–1856), Joseph Mößmer (1780–1845) und Anton Petters (1781–1858). Es folgten Reisen nach St. Veit, Klagenfurt und in die Steiermark. Nach dem Tode des Vaters übernahm Raffalt im Jahre 1833 die väterliche Gastwirtschaft in Murau, war daneben jedoch weiterhin als Porträt- und Genremaler tätig. Nach einer erfolgreichen Ausstellung in Graz im Jahre 1837 siedelte er dorthin über. Ab 1840 lebte der Künstler in Wien. Hier widmete er sich zunehmend der Landschaftsmalerei. Raffalt gilt als bedeutender Vertreter der Biedermeiermalerei und hinterließ ein umfangreiches Œuvre. Er stellte regelmäßig im Rahmen der Monatsausstellungen des österreichischen Kunstvereins sowie der Jahresausstellungen der Wiener Akademie aus.
Das Gemälde zeigt eine flache Landschaft unter bewölktem Himmel. Im rechten Bildteil ist ein Weg dargestellt, der in die Ferne führt. Darauf befinden sich ein Fuhrwerk mit Tieren sowie im Vordergrund ein Bauernpaar. Im linken Bildteil ist ein Fluss mit Buschwerk und Pappeln zusehen, in der Ferne ein Dorf mit Kirchturm.
Das Werk ist signiert und datiert „Raffalt 1842“.
Ein Werkverzeichnis des Künstlers konnte nicht ermittelt werden. Darüber hinaus wurde die einschlägige Literatur zum Künstler überprüft.[2]
Folgende Hinweise können der Rückseite entnommen werden: in Schwarz, zweimal „K 405“ (Kremsmünster); weißes, Blau umrandetes Etikett mit perforiertem Rand „748/602“ (Linz-Nr.).
[1] Für das Folgende vgl. G. Gsodam, Raffalt, Ignaz, in: Österreichisches Biographisches Lexikon, 1815–1950, Bd. 8, Jg. 40, 1983, S. 387. URL: www.biographien.ac.at/oebl/oebl_R/Raffalt_Ignaz_1800_1857.xml;internal&action=hilite.action&Parameter=ignaz%20raffalt [Abruf: 24.04.2019].
[2] Ohne Treffer: Constantin Wurzbach Ritter von Tannenberg, Ignaz Raffalt, in: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Bd. 24, Wien 1872, S. 216f. Thieme/Becker 1933, Bd. 27, S. 563. Sissy Gierke, Ignaz Raffalt. Ein steirischer Maler des Biedermeier, Univ.Diss., Innsbruck 1964. Friedrich von Boetticher, Malerwerke des 19. Jahrhunderts, Bd. 2, Hofheim 1969, S. 343f. In den Münchner Ausstellungs- und Auktionskatalogen der Jahre 1933 bis 1939 konnte das Gemälde nicht nachgewiesen werden.
Provenienz
(…) | |
Vermutlich ab Mai/Juni 1939 | Reichsvermögen („Sonderauftrag Linz“) |
Ab Sommer 1943 | Eingang in das Bergwerk Alt-Aussee |
20.10.1945 | Eingang in den Central Collecting Point München |
Seit 1949 | Bundesvermögen |
Das Gemälde „Landschaft mit Bauernwagen“ wurde vor dem Krieg vom Deutschen Reich für den „Sonderauftrag Linz“ erworben und erhielt die Linz-Nummer 748.[1] Weitere Informationen zur Herkunft des Werkes liegen derzeit nicht vor. Die Höhe der Linz-Nummer weist auf einen Erwerb im Mai oder Juni 1939 hin.[2] In einer Bestandsliste der im Führerbau eingelagerten Bilder vom August 1940 ist das Werk unter dem Titel „Landschaft mit Figuren“ mit den Maßen 95,0 x 79,0 cm (vermutlich mit Rahmen) registriert.[3]
Die Nummer K 405 auf der Property Card sowie auf der Rückseite des Gemäldes weist auf die Lagerung des Gemäldes im Depot Kremsmünster hin.[4] Das beschlagnahmte Stift Kremsmünster in Österreich war das erste Auslagerungsdepot des „Sonderauftrages Linz“. Ab Mai 1941 wurden hier Kunst- und Kulturgüter untergebracht, die für das „Führermuseum“ erworben wurden.[5] Aus Angst vor Luftangriffen, wurde das Depot bereits 1943 aufgelöst und dort gelagerte Objekte zunächst in Depots in Hohenfurt sowie Thürntal umgelagert.[6]
Um das Werk vor weiteren Kriegseinwirkungen zu schützen, erfolgte ab 1943 die Einlagerung in das Salzbergwerk Alt-Aussee in der Steiermark. Nach Sicherstellung durch US-Soldaten wurde es am 20. Oktober 1945 in den Central Collecting Point in München verbracht.[7] Am 1. Dezember 1948 übergab die amerikanische Militärregierung das Kunstwerk mit allen ebenfalls bis dahin nicht bereits restituierten Kunstgegenständen in die Treuhänderschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten, Hans Ehard. Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde das Werk 1949 gemäß Artikel 134 Grundgesetz Bundesvermögen.
Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt. Alle hier bekannten Quellen sind ausgeschöpft.[8]
Bearbeitungsstand: 2019
[1] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 11061.
[2] Vgl. Klaus Beetz, Die Erwerbungen Adolf Hitlers bis zum Führererlass vom 26. Juni 1939 für den Aufbau des Neuen Museums Linz (unpubliziert), Berlin 2004, S. 14 und 163.
[3] Vgl. NARA, M1947. URL: www.fold3.com/image/232020296 [Abruf: 24.04.2019].
[4] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 11061.
[5] Vgl. Kathrin Iselt, „Sonderbeauftragter des Führers“. Der Kunsthistoriker und Museumsmann Hermann Voss (1884–1969), Köln 2010, S. 217.
[6] Vgl. Hanns Christian Löhr, Das Braune Haus der Kunst. Hitler und der „Sonderauftrag Linz“. Kunstbeschaffung im Nationalsozialismus, Berlin 2016, S. 54.
[7] Vgl. BVA-Archiv, zugehörige Property Card des CCP München.
[8] Überprüft wurden folgende Verlustdatenbanken und digitalisierte Archivunterlagen zum verfolgungsbedingten Entzug von Kulturgütern im Nationalsozialismus sowie historische Auktionskataloge: (1) LostArt Datenbank, Deutschland (www.lostart.de) (2) The Central Registry of Information on Looted Cultural Property 1933–1945, Object Database, Großbritannien (www.lootedart.com) (3) Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, Database of Art Objects at the Jeu de Paume (www.errproject.org) (4) Répértoire des biens spoliés, Frankreich (www.culture.gouv.fr/documentation/mnr/MnR-rbs.htm) (5) The Getty Research Institute, German Sales Catalogs, 1930–1945, USA (http://piprod.getty.edu/starweb/pi/servlet.starweb?path=pi/pi.web) (6) Universität Heidelberg, Auktionskataloge – digital, Deutschland (http://artsales.uni-hd.de) (7) Galerie Heinemann online, Deutschland (http://heinemann.gnm.de/de/recherche.html) (8) Lootedart, Polen (http://lootedart.gov.pl/en) (9) NARA, Holocaust-Era Assets, USA (www.fold3.com) [Abruf: 24.04.2019].