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Achenbach, Andreas

Norwegische Landschaft mit Sägemühle (Norwegische Landschaft mit Wildbach; Landschaft mit Wildbach)

Entstehungsjahr 1857
Technik Öl auf Mahagoni
Maße 38 x 54 cm
Münchener-Nr. 11065
Linz-Nr. 619/517
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Andreas Achenbach (1815-1910) erhielt seine Ausbildung zum Landschaftsmaler an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Wilhelm von Schadow.1 Auf seiner 1832 bis 1833 währenden Studienreise an die Ost- und Nordsee kam es zu einer ersten Begegnung mit Werken der alten holländischen Landschaftsmalerei. Besonders beeinflusst haben ihn Gemälde von Jacob Isaakson van Ruisdael und Allart van Averdingen.

Nach Achenbachs Rückkehr nach Düsseldorf und einem Intermezzo in München ging er Ende der 1830er/Anfang der 1840er Jahre auf weitere Reisen in den Norden, die sein weiteres Schaffen deutlich prägen sollten. In der Folgezeit dominieren Seestücke sein Werk, in denen sich der Maler immer wieder mit den Naturelementen, dem Meer und der Küste auseinandersetzte.

Achenbach, dessen Werk anfangs vom Pseudo-Idealismus der Romantiker geprägt war, wurde zum Begründer des deutschen Realismus. Seine Landschaften sind von einer großen Naturverbundenheit gekennzeichnet.

Das Landschaftsgemälde zeigt einen brausenden Fluss, an dessen Uferrand sich eine Hütte und eine Sägemühle befinden, vor der ein Mann steht. Überspannt wird die Szene von einem dramatischen Gewitterhimmel. 

Provenienz

Zeittafel
Kunsthandlung Köln oder Düsseldorf
Vor Sommer 1938Galerie Almas, München
Sommer/Herbst 1938Deutsches Reich, „Sonderauftrag Linz“ 


Die TVK München ermittelte, dass das Gemälde von Andreas Achenbach "Norwegische Landschaft mit Sägemühle" von Maria Almas-Dietrich aus dem Kölner oder Düsseldorfer Kunsthandel erworben wurde.2  

Die erneuten Recherchen ergaben folgendes:3  Das Gemälde von Andreas Achenbach ist im Werkverzeichnis von Ponten unter der Nummer 120 ohne nähere Angaben zur Provenienz aufgeführt.4 Es ist nicht im Boetticher enthalten.5 Bei Thieme-Becker sind den Nennungen Boettichers bei den Gemälden keine weiteren hinzugefügt.6 Auch in der Literatur und in Ausstellungs- sowie Auktionskatalogen ließ sich das Gemälde nicht nachweisen.7

Aufgrund der niedrigen Linz-Nummer ist ein Erwerb für den "Sonderauftrag Linz" über die Galerie Maria Almas-Dietrich im Sommer oder Herbst 1938 zu vermuten.8 Ein Voreigentümer konnte nicht ermittelt werden.

Maria Almas, geborene Dietrich, geboren am 28. Juni 1892 in München, betrieb nach eigenen Angaben seit 1918 eine Kunsthandlung in München9 1921 heiratete sie Ali Almàs (Diamant), türkischer Staatsbürger, und trat zum Judentum über. Seit 1926 lebte sie von ihm getrennt und ließ sich 1937 scheiden. Sie behielt aber den Namen Almas für ihre Galerie. Nach ihren Angaben lernte sie 1936 Heinrich Hoffmann, den Fotografen Adolf Hitlers, kennen und erhielt über diesen die ersten Aufträge, Kunst für Hitler zu erwerben. Sie wurde eine der aktivsten Personen im Kunsthandel, die für die Nationalsozialisten tätig waren.

Maria Almas-Dietrich verkaufte zwischen 1936 und 1944 mindestens 270 Kunstwerke an Hitler und zählt damit zu den Kunsthändlern mit der größten Anzahl an Hitler verkauften Kunstwerken. Am 15. Januar 1940 wurde sie aufgrund einer eidesstattlichen Erklärung, dass sie keine Jüdin sei, im Deutschen Reich eingebürgert. Nach der Zerstörung ihrer Galerie bei einem Luftangriff am 20. April 1944 wurde der Betrieb in die eigene Villa an der Gustav-Freytag-Str. 5 im Herzogpark verlagert.

Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm Maria Almas nach 1945 mehrfach zu ihren Geschäften. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA&A ausgewertet.10 Diese Unterlagen scheinen in der Zwischenzeit verloren gegangen zu sein.

1951 gab Maria Almas-Dietrich gegenüber der Treuhandverwaltung von Kulturgut an, das Gemälde "Norwegische Landschaft mit Sägemühle" aus einer Kölner oder Düsseldorfer Kunsthandlung erworben zu haben.11 Für den Ankauf durch den "Sonderauftrag Linz" konnten keine Dokumente ermittelt werden.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt. Alle hier bekannten Quellen sind ausgeschöpft.

Stand: 2008

1 Für das Folgende vgl. Thieme/Becker 1999, Bd. 1, S. 42f.
2 BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 11065. Weitere auf der Karteikarte vermerkte Inventarnummern sind Aussee 6279, K 415 und 120 Nr.
3 Die Recherchen wurden im Auftrag des BADV durchgeführt.
4 Ponten 1983, S. 166 A.
5 Boetticher 1891-1901, 1. Bd.
6 Thieme/Becker 1999, Bd. 1, S. 43.
7 Cohen 1924; Kunst-Ausstellung Berlin 1895; Lüthgen 1910/11, S. 22; Lasch 1924 und Andreas und Oswald Achenbach 1997.
8 Zur Inventarisierung vgl. die Aussage von Hans Reger im CCP München am 21.7.1951, in: BArch, B 323/332, Reger.
9 BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt, Fall 33. Laut schriftlicher Aussage Almas-Dietrich, 30.10.1945, an die Militärregierung Section Fine Art, München Captain Rai, betrieb sie den selbstständigen Kunsthandel seit 1921.
10 NARA, RG 260, 519, Box 445.
11 BADV Berlin, Property Card, mü 11065, Aussage Almas, 14. August 1951.

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