Schwind, Moritz von
Erscheinung im Walde (Die Mondfee)
Entstehungsjahr | 1855 |
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Technik | Feder und Aquarell |
Maße | 28,8 x 41,2 cm |
Münchener-Nr. | 11222 |
Linz-Nr. | 2466/1661 |
Herkunft | Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen |
Beschreibung
Moritz von Schwind (1804-1871) bildet sich nach einem zweijährigen Besuch der Wiener Kunstakademie seit 1823 autodidaktisch weiter.1 Durch die Begegnung mit Musik- und Literaturfreunden beginnt Schwind mit der Lektüre von Sagen und Balladen und besucht Lieder- und Klavierabende im Hause seiner Freunde. Insbesondere die Freundschaft zu Franz Schubert und dessen Künstlerfreunden den „Schubertianern“, Dichtern, Musikern, Malern und Wissenschaftlern, hat eine nachhaltige Wirkung auf sein Oeuvre.
Während einer Reise 1827 nach München lernt er den Maler Peter von Cornelius kennen, dessen Arbeiten ihn sehr beeindrucken. Nach Schwinds Übersiedlung nach München wird sein Malstil zunehmend von Cornelius beeinflusst. Gleichzeitig versucht er sich jedoch gegenüber seinem Lehrer abzugrenzen und wendet sich zunehmend dem Romantischen hin. Es folgen zahlreiche Reisen innerhalb Deutschlands, nach Italien und Österreich.
Schwind, dessen Bekanntheitsgrad wächst, erhält zahlreiche Aufträge, darunter Historien-, Märchen- und Sagendarstellungen, die er auch als Fresken ausführt.
Nach einer Professur für Historienmalerei in Frankfurt (1846) folgt er dem Ruf an die Münchener Akademie.
In seinem gesamten Schaffen kommt dem Aspekt des Musikalischen eine besondere Bedeutung zu.
In der Zeichnung „Erscheinung im Walde“ schwebt eine Lichtgestalt mit langen, dunklen Haaren über einen Waldweg. Dabei winkt sie einem jungen Mann in altdeutscher Tracht zu.2 Typisch für Schwind sind die differenzierten Farbharmonien: der nächtliche Wald steht im Kontrast zu der vom Mondlicht umstrahlten Fee.
Schwind hat sich mit diesem Motiv seit den 1820er Jahren immer wieder beschäftigt. In leicht veränderter Form verwendet er es auch für seinen Bilderzyklus „Aschenbrödel“.
Eine Gemäldeversion von dieser aquarellierten Federzeichnung erwarb Adolf Graf von Schack.
Provenienz
29.4.1920 | Von der Galerie Heinemann, München, aus unbekannten Besitz erworben3 |
23.8.1920 | Von dort an Dr. von Kühlmann, Ohlstadt, verkauft |
Vermutlich im Sommer 1941 | Aus der Sammlung Kühlmann von Almas-Dietrich erworben4 |
Vermutlich nach März 1942 | Weiterverkauf an den „Sonderauftrag Linz“ |
Ergänzend zu den Angaben auf der Property Card, dass das Gemälde aus altem Besitz der Familie Richard von Kühlmann, Ohlstadt, an die Galerie Almas-Dietrich verkauft wurde5 , konnte folgendes ermittelt werden.
Die Überprüfung des Nachlasses der Münchener Galerie Heinemann ergab, dass das betreffende Aquarell von Moritz von Schwind am 29. April 1920 aus unbekanntem Besitz erworben worden war. Am 23. August desselben Jahres verkaufte es der Galerist an Dr. von Kühlmann, Ohlstadt.6
Beim Käufer handelt es sich um Richard von Kühlmann, der gute Geschäftsbeziehungen zur Galeristin Almas-Dietrich unterhielt. In Bundesbesitz befinden sich mehrere Werke, die aus der Sammlung durch die Galeristin verkauft worden sind. In einigen dieser Fälle liegt eindeutig der Beweis vor, dass die Kunstwerke seit langer Zeit Bestandteil der Sammlung Kühlmann sind, wie im vorliegenden Fall. Bei dem in Rede stehenden Gemälde ist nicht bekannt, aus welchem Besitz der Sammler dieses erworben hat. Es konnten jedoch keine Anhaltspunkte für einen verfolgungsbedingten Erwerb des Gemäldes durch Kühlmann ermittelt werden.
Wann die Galerie Almas-Dietrich das Schwind-Aquarell von Kühlmann erworben hatte, ist unbekannt. Aufgrund eines anderen Werkes aus der Sammlung, ein Bismarck-Porträt von Lenbach (vgl. mü 10346), das am 16. Juni 1941 von Almas-Dietrich gekauft wurde und noch mehr aufgrund der Linzer-Nummern, die beide Arbeiten bei der Inventarisierung im „Sonderauftrag Linz“ erhalten haben, liegt die Vermutung nahe, dass die beiden Kunstwerke gemeinsam oder zumindest zeitnah verkauft wurden. Aus den geschilderten Gründen wird davon ausgegangen, dass das Aquarell etwa im März 1942 an das Deutsche Reich verkauft worden ist.
Wegen der führenden Position von Kühlmann in der Wirtschaft während des Nationalsozialismus ist bei dem Verkauf des Bildes „Erscheinung im Walde“ kein NS-verfolgungsbedingter Verkauf ersichtlich.
Stand: 2001
1 Für das Folgende vgl. Holsten 1997, S. 9-24.
2 Für das Folgende vgl. Böller 2003, S. 182.
3 Für das Folgende vgl. BADV Berlin, Property Card mü 11222. Weitere auf der Karteikarte vermerkte Nummern lauten Aussee 6436 und 856 (auf einem Etikett gestempelt).
4 Aussage Almas 18.7.1951, vgl. ebd.
5 BADV Berlin, Property Card, mü 11222.
6 Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Archiv, Nachlass Heinemann, Kartei der verkauften Bilder, Nr. 14785.