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Bürkel, Heinrich

Römische Volksszene mit antikem Triumphbogen

Entstehungsjahr 1832
Technik Öl auf Leinwand
Maße 42,5 x 58 cm
Münchener-Nr. 11253
Linz-Nr. 346
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Das hier in Rede stehende Gemälde ist eine Arbeit in Öl auf Leinwand mit den Maßen 42,5 x 58 cm. Sie ist mit "H. B.", aber ohne Jahresangabe, signiert.

Provenienz

Der Maler Heinrich Bürkel wurde im Jahre 1802 in der Stadt Pirmasens geboren. Er bevorzugte  Darstellungen aus dem Volksleben der Alpen und malte insbesondere Landschaftsbilder. In seinem künstlerischen Schaffen war Bürkel sehr erfolgreich. Er wurde zum Ehrenmitglied der Dresdener, der Wiener und schließlich der Münchener Kunstakademie ernannt. Im Jahre 1869 verstarb der Künstler in München und hinterließ ca. 1500 Gemälde.

Das Gemälde befindet sich derzeit als Leihgabe des Bundes in der Kunsthalle Bremen. Dort liegen zur Herkunft des Bildes keine Angaben vor. In der sogenannten „Führerbaukartei“ von München sind 45 Arbeiten von Heinrich Bürkel inventarisiert, von denen heute wohl noch 28 Gemälde im Bundesbesitz sind.1 Das hier in Rede stehende Gemälde, dessen Titel dort nur mit „Rast am Tor“ verzeichnet ist, erhielt die Inventarnummer 346. Deshalb ist davon auszugehen, dass es bereits vor Beginn der Inventarisierung im Sommer 1938 vom Deutschen Reich erworben wurde.
Eine vollständige Ermittlung der Provenienz des Gemäldes konnte bislang nicht erreicht werden. Das Gemälde wurde auf der Jahrhundertausstellung in Berlin im Jahre 1906 unter dem Titel „Vor einem römischen Tor“ gezeigt. Es befand sich damals im Eigentum des Enkelsohnes des Künstlers, Herrn Luigi von Bürkel.2  In dem von Luigi von Bürkel verfassten Werkverzeichnis ist auch dieses Gemälde abgebildet und mit „Römische Straßenszene“ bezeichnet.3 Der Autor legt das Entstehungsjahr auf 1832 und nennt den Titel in dem nach Jahren gegliederten Verzeichnis „Vor dem Arco di Septimo Severo Campagnolen an der Kneipe“. Als Standort nennt er „Galerie Almas“, doch dürfte diese Information bei Erscheinen des Werkverzeichnisses schon überholt gewesen sein. Wann Luigi von Bürkel dieses Gemäldes in den Kunsthandel gab, konnte nicht mehr ermittelt werden.
Auf der property card der früheren Treuhandverwaltung Kulturgut wurde vermerkt, dass auf der Rückseite des Gemäldes, neben diversen Ziffern auch der Name „Helbing“ geschrieben steht. Das dürfte auf einen Verkauf durch die Kunsthandlung Hugo Helbing hinweisen, die auch eine Niederlassung in München betrieb. Wann sich das Gemälde in der Galerie Helbing befand, ist nicht bekannt. Der Kunsthändler Hugo Helbing, sein Bruder Fritz Helbing und beide Mitgesellschafter der Kunsthandlung zählten zum Personenkreis der aus rassistischen Gründen NS-Verfolgten. Deshalb wurde Ihnen auf Grund eines neuen Versteigerungsgesetzes die Versteigerungskonzession im Jahre 1934 nicht mehr erteilt. Fritz Helbing schied daraufhin am 31.12.1935 aus der Kunsthandlung aus. Im Jahre 1936 schieden dann die beiden Mitgesellschafter aus der Kunsthandlung aus. Im Zuge der staatlichen Maßnahmen vom 09.11.1938 wurde Hugo Helbing durch die Einsetzung eines staatlichen Treuhänders faktisch enteignet und verstarb am 30.11.1938 in München. Die Arisierung der Firma Helbing wurde dann durch Jakob Scheidwimmer vorgenommen, der die Galerie fortführte.
Im Jahre 1936 war das in Rede stehende Gemälde dann nachweislich im Besitz der jüdischen Kunsthändlerin Anni Caspari. Sie hatte das Gemälde im Mai 1936 der Münchener Kunsthandlung D. Heinemann zum Preis von 1.200, - RM zum Kauf angeboten. Das Gemälde ist in den Geschäftunterlagen der Galerie Heinemann mit dem Titel „Halt vor der Osteria“ verzeichnet. Es wurde dort ferner vermerkt, dass es am 04.06.1936 wieder an Frau Caspari zurückging. Frau Caspari zählte laut den Nürnberger Rassegesetzen zwar zum Personenkreis der in seiner Gesamtheit von der deutschen Regierung aus dem kulturellen und wirtschaftlichen Leben Deutschlands ausgeschlossen werden sollte, hatte jedoch bis Ende 1938 die Möglichkeit, im Kunsthandel mit dem Ausland tätig zu sein.
Laut einer Aussage der Münchener Kunsthändlerin Frau Almas-Dietrich vom 12.03.1949 hatte sie das Gemälde „aus deutschem Besitz“, vermutlich von Frau Caspari, für den „Sonderauftrag Linz“ angekauft.
Ein dem Ankauf durch das Deutsche Reich vorangegangener NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust an dem Kunstwerk kann allerdings nicht ausgeschlossen werden.

Stand: 2007

1 Vgl. Eintragung in der ArtNet-Datenbank
2 Vgl.: Katalog der Ausstellung, lfd. Nr. 233
3 Liugi v. Bürkel „Heinrich Bürkel, ein Malerleben im Biedermeier“, München, 1940, S. 38 und S. 131

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