Stuck, Franz von
Die Frau des Künstlers
Entstehungsjahr | 1900 entstanden, 1902 überarbeitet |
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Technik | Öl auf Holz |
Maße | 65,5 x 62 cm |
Münchener-Nr. | 11268 |
Linz-Nr. | 1639 |
Herkunft | Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen |
Beschreibung
Franz von Stuck malte das Bildnis seiner Gattin als Brustbild im Jahre 1900.1 Es zeigt Mary Stuck in eleganter Robe mit hochgestecktem Haar in einem Rundbild, einem vom Künstler bevorzugt verwendeten Format für Porträts. Stuck benutzte für seine zahlreichen Bildnisse häufig fotografische Vorlagen, nach denen er arbeitete. Zwei Jahre nach der Entstehung dieses Werkes überarbeitete er es leicht im Bereich des Rückendekolletés und am unteren Bildrand, weswegen er die Jahreszahl auf der Leinwand änderte.2 Die ausgeführten Überarbeitungen und die Änderung der Jahreszahl wurden durch eine restauratorische Untersuchung des Gemäldes bestätigt.3
Provenienz
Oktober 1907 | Ausgestellt in der Galerie Fleischmann, München, 29.-30.10.1907, Nr. 164, Abb. T. 934 |
11. Mai 1936 | Versteigert durch das Auktionshaus Hugo Helbing, Frankfurt a.M., aus der Sammlung eines rheinischen Großindustriellen5 |
Vor April 1941 | Im Privatbesitz von Johann Wolfgang Seidl, München6 |
April 1941 | Von dort von der Galerie Almas-Dietrich für den „Sonderauftrag Linz“ erworben |
Der Property Card konnte entnommen werden, dass das Porträt im April 1941 von der Münchener Galerie Almas-Dietrich von W. Seidl, Münchener Privatbesitz, erworben wurde.7 Aufgrund der Linzer Nummer muss das Bildnis zeitnah in den „Sonderauftrag Linz“ gelangt sein.8
Recherchen zu Seidl ergaben, dass es sich dabei um den Ingenieur Johann Wolfgang Seidl aus Wien handelte, der in München wohnhaft war und dort 1945 verstarb.9 Unter derselben Adresse wohnte noch ein weiterer Namensträger, Johann Seidl, der allerdings bereits 1942 in den Landkreis Dachau verzogen war. Hinweise auf Verfolgungsmaßnahmen während der NS-Zeit ergaben sich für beide Personen nicht. Als Religion war auf den Meldekarten „katholisch“ angegeben.
Die weiteren Recherchen ergaben, dass das hier interessierende Porträt der Mary Stuck am 11. Mai 1936 im Auktionshaus Hugo Helbing in Frankfurt am Main versteigert wurde.10 Es gehörte wie alle weiteren im Katalog verzeichneten Kunstwerke in die Sammlung eines rheinischen Großindustriellen. Da sich in dessen Bestand zahlreiche Gemälde von bedeutenden Künstlern befanden, wurde der Versuch unternommen, über die Provenienz dieser Arbeiten in den Werkverzeichnissen der jeweiligen Künstler den rheinischen Großindustriellen zu identifizieren. Dies gelang nicht. Ohne nähere Angaben zur Person kann jedoch nicht in Archiven angefragt werden. Ferner gibt es keine Unterlagen zum Auktionshaus Helbing, die Auskunft über die Provenienz des Gemäldes geben könnten.11 Der Grund für die schwierige Archivlage in Frankfurt am Main liegt in den großen Verlusten an Aktenbeständen während des Zweiten Weltkrieges.
In Berliner sowie Münchener Ausstellungskatalogen der Jahre 1900 bis 1945 konnte das Gemälde nicht gefunden werden. Da auch die Villa Stuck, die das künstlerische Erbe von Franz von Stuck bewahrt und wissenschaftlich bearbeitet, keine Akten aus dem Nachlass des Künstlers besitzt12 , bleibt die Provenienz vor dem hier geschilderten Hintergrund ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Anhaltspunkte für weitere Recherchen liegen derzeit nicht vor.
Stand: 2003
1 Voss 1973, Kat.Nr. 202/548.
2 Ebd., Kat.Nr. 231/552.
3 Schreiben der Staatlichen Museen Kassel an die OFD Berlin, Kassel, 9.7.2003.
4 Voss 1973, S. 284.
5 Auk.kat. Gemälde des 19. Jahrhunderts aus der Sammlung eines Rheinischen Großindustriellen, durch Hugo Helbing, Frankfurt a.M., am 11.5.1936, Kat. 47, Kat. Nr. 92.
6 Für das Folgende vgl. die Aussage von Maria Almas-Dietrich am 16.8.1951. Vgl. BADV Berlin, Property Card, mü 11268.
7 BADV Berlin, Property Card, mü 11268. Weitere auf der Karteikarte vermerkte Inventarnummern sind Aussee 6482, K [Kremsmünster] 1162, 138/65 Blaustift.
8 Zur Inventarisierung vgl. die Aussage von Reger am 21.7.1951, in: BArch, B 323/332, Reger.
9 Schreiben vom Stadtarchiv München an die OFD Berlin, München, 8.3.2002.
10 Auk.kat. Gemälde des 19. Jahrhunderts aus der Sammlung eines Rheinischen Großindustriellen, durch Hugo Helbing, Frankfurt a.M., am 11.5.1936, Kat. 47, Kat. Nr. 92.
11 Schreiben des Instituts für Stadtgeschichte an die OFD Berlin, Frankfurt a.M., 7.8.2003 und Schreiben des Hessischen Wirtschaftsarchivs an die OFD Berlin, Darmstadt, 28.7.2003.
12 Schreiben der Villa Stuck an die OFD Berlin, München, 8.9.2003.