Navigation und Service

Kaulbach, Friedrich August von

Die Erziehung des Bacchus (2 Bacchantinnen mit Putten und einem kleinen Satyr)

Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Öl auf Leinwand
Maße 63 x 83 cm
Münchener-Nr. 11305
Linz-Nr. 2089 / 990
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Friedrich August von Kaulbach (1850-1920), der einer weit verzweigten Malerfamilie entstammte, profilierte sich als Maler, Zeichner, Graphiker und Radierer vor allem in den Gattungen Porträt, Genre, Landschaften, Stillleben und Karikatur.1 Bevorzugte Themen waren Tanz und Musik, Mythologie, Religion, Krieg und Tod. Nach der Übersiedlung nach München im Jahre 1871 bewegte sich der von der vornehmen Münchener Gesellschaft hochgeschätzte „Malerfürst“ im Kreise seiner Künstlerkollegen Wilhelm von Diez, Franz von Lenbach und Hans Makart. 1886 wurde Kaulbach zum Direktor der Münchner Akademie ernannt. Besonders begehrt waren seine Porträts, da er es vermochte, den momentanen Eindruck seiner Auftraggeber im Bildnis festzuhalten, wobei er sich ebenso wie Lenbach der Fotografie bediente.

Provenienz

Zeittafel
1920wahrscheinlich im Nachlass des Künstlers
1941Verkauf an Münchener Kunsthändlerin Almas-Dietrich
1942 von dort an das Deutsche Reich, "Sonderauftrag Linz"

Die Treuhandverwaltung von Kulturgut beim Auswärtigen Amt (TVK) ermittelte zur Provenienz des Gemäldes mit dem hier vergebenen Titel “Die Erziehung des Bacchus“, dass dieses im Jahre 1941 „von Frau Frieda v. Kaulbach“ an die Münchener Galerie Almas-Dietrich verkauft wurde. Im Januar 1942 wurde das Gemälde dann von der Galerie Almas-Dietrich, München für die Sammlung „Sonderauftrag Linz“ erworben.2

Die neuen Recherchen zur Provenienz des Gemäldes erbrachten folgende Hinweise:
Im Werkverzeichnis zu Friedrich August von Kaulbach von Klaus Zimmermanns (1980) finden sich keinerlei Angaben zur Provenienz des hier mit dem Titel „Die Erziehung des Bacchus“ erwähnten Gemäldes.3 Neben der unten rechts angebrachten Künstlersignatur „FAK“ findet sich laut Zimmermanns in Ligatur die Datierung 1902.4 Trotz intensiver Recherchen konnte Zimmermanns keinerlei Informationen zur Provenienz des Gemäldes ermitteln. In seinem Aufsatz über „Fritz August von Kaulbach“ erwähnt unter anderen Fritz Wolter (1913) das Gemälde, hier mit dem Titel „Herbstfest (Skizze)“. Aber auch hierin finden sich keinerlei Hinweise auf den damaligen Eigentümer beziehungsweise auf die Provenienz des Kunstwerkes.5 Das Gemälde konnte in der weiteren Literatur zum künstlerischen Werk des Friedrich August von Kaulbach unter den verschiedenen Titeln: „Die Freude“; „Herbstfest“ und „Die Erziehung des Bacchus“ nicht nachgewiesen werden.6

Forschungen zum persönlichen Nachlass von Friedrich August von Kaulbach, in welchem der auf der Property Card verzeichnete Hinweis zum Verkauf des Gemäldes durch Frieda von Kaulbach an Maria Almas-Dietrich im Jahre 1941 eventuell hätte bestätigt werden können, ergaben, dass der persönliche Nachlass verloren gegangen ist.7 In Bundesbesitz befinden sich insgesamt 29 Kunstwerke des Friedrich August von Kaulbach. Wenigstens vierzehn dieser Werke wurden den Anmerkungen der Property Cards zufolge im Januar 1942 von der Sammlung „Sonderauftrag Linz“ über die Münchener Galeristin Maria Almas-Dietrich aus dem Nachlass des Künstlers von dessen Witwe Frieda von Kaulbach im Jahre 1941 erworben.8 Der Künstlers war da bereits 21 Jahre tot. Diese Kunstwerke besitzen bis auf eine Ausnahme9 Linzer Inventarnummern zwischen 2075 und 2093, was ein Beleg dafür sein kann, dass diese Werke im Konvolut angekauft wurden.10

Das hier zu erforschende Gemälde “Die Erziehung des Bacchus“ trägt die Linzer-Nummer 2089/990, was ein Indiz dafür sein könnte, dass es zusammen mit vierzehn weiteren Werken des Künstlers von Maria Almas-Dietrich aus dem Nachlass des Künstlers erworben und im Jahre 1942 an die Sammlung „Sonderauftrag Linz“ verkauft wurde. Ob das Kunstwerk vor seinem Ankauf durch die Münchener Galeristin Maria Almas-Dietrich im Münchener Kunsthandel angeboten worden ist, konnte in den entsprechenden Ausstellungs- und Auktionskatalogen der Jahre bis 1945 nicht nachgewiesen werden.11

Nach Auskunft des Leihnehmers befinden sich auf dem Keilrahmen der Gemälderückseite insgesamt drei Aufkleber der „Galerie Maria Dietrich “Almas“ München 2 Ottostr. 9“,12 sowie oben rechts in schwarzer Schrift die Münchener-Nummer „11305“ und ein blau umrandeter Aufkleber mit der Linz-Nummer „2089/990“. Auf dem Keilrahmen oben rechts befindet sich darüber hinaus handschriftlich mit schwarzer Tinte die Nummer „K 1135“. Ein Nachlassstempel des Friedrich August von Kaulbach ist auf der Rückseite nicht angebracht.

Die weiteren Recherchen zur Provenienz des Gemäldes konzentrierten sich auf die Münchener Galerie Maria Almas-Dietrich. Diese verliefen allerdings ergebnislos, da keine Akten in Münchener Archiven überliefert sind.13 Angesichts dieser lückenhaften Archivlage konnte nicht geklärt werden, wann Maria Almas-Dietrich das Kunstwerk von der Witwe des Künstlers, Frieda von Kaulbach erworben hat. Dem 1991 erschienenden „Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates“ konnte darüber hinaus entnommen werden, dass zudem keine Unterlagen der Landesleitung der Reichskammer der bildenden Künste für München überliefert sind.14 Hier mussten alle Kunsthändler und Galeristen in den Jahren bis 1945 ihre Ausstellungen anmelden.

Zusammenfassend ist davon auszugehen, dass die Münchener Galeristin Maria Almas-Dietrich das Gemälde aus dem Nachlass des Künstlers und somit aus Familienbesitz erworben hat, bevor sie es an die Sammlung „Sonderauftrag Linz“ weiterverkaufte.
Ein NS-verfolgungsbedingter Verkauf des Gemäldes ist demnach nicht ersichtlich, zumal alle relevanten Quellen ausgewertet worden sind. Anhaltspunkte für weitere Recherchen liegen derzeit nicht vor.

Stand: 2010

1 Zum Künstler vgl. u.a. Lehmann/Riemer 1978; Zimmermanns 1980; Rosenberg 1900; Friedrich August von Kaulbach 1911.
2 Vgl. Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen (BADV) Berlin, Property Card, Mü-Nr. 11305. Sowie: BArch, B 323/665, Restitutionskartei. Demnach bestätigte „Fr. Tho-Rade“ im Juni 1949 den Mitarbeitern des Central Collecting Point, München, dass Maria Almas-Dietrich das Gemälde von Frieda von Kaulbach erworben hat. Vgl. ebenfalls: BArch, B 323/332, Mimi Tho-Rade. Die Recherchen wurden im Auftrag des BADV von Frau Dr. Vanessa Voigt durchgeführt.
3 Klaus Zimmermanns, Friedrich August von Kaulbach (1850-1920). Monographie und Werkverzeichnis, München 1980, Kat. 652, Abb. S. 170.
4 Zimmermanns verweist auf eine frühere Rahmung bei der oben 10 mm und 30 mm Malsubstanz umgeschlagen. Vgl. hierzu: Zimmermanns 1980, Kat. 652.
5 Vgl. Wolter, Franz, Fritz August von Kaulbach, in: Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst, 27.1913, München 1913, S. 1-24, Abb. S. 12.
6 Vgl. hierzu u.a.: Pietsch, Ludwig, Friedrich August von Kaulbach, München 1897; Adolf Rosenberg, Friedrich August von Kaulbach, Bielefeld/Leipzig 1900; Friedrich August von Kaulbach Gesamtwerk, hrsg. von Fritz von Ostini, München 1911; Wolter, Franz, Fritz August von Kaulbach, in: Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst, 27.1913, München 1913, S. 1-24; Evelyn Lehmann, Elke Riemer, Die Kaulbachs. Eine Künstlerfamilie aus Arolsen, Arolsen 1978.
7 Mitteilung von Mayen Beckmann an die Oberfinanzdirektion Berlin, Berlin, 23.04.2001.
8 Zu einem früheren Zeitpunkt erwarb Maria Almas-Dietrich vermutlich ebenfalls aus dem Nachlass Kaulbachs von dessen Witwe Frieda Kaulbach das Gemälde „Damenbildnis“, München-Nummer 2278/1.
9 Vgl. Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen (BADV) Berlin, Property Card, Mü-Nr. 2278/1. Das „Damenbildnis“ wurde vermutlich zu einem früheren Zeitpunkt von Maria Almas-Dietrich für den „Sonderauftrag Linz“ erworben.
10 Im Jahre 1941 erwarb Maria Almas-Dietrich insgesamt vierzehn Gemälde von Frieda von Kaulbach aus dem Nachlass von deren verstorbenen Mann. Die Münchener Galeristin verkaufte diese Gemälde im Januar 1942 vermutlich en bloc an die Sammlung „Sonderauftrag Linz“, darunter die Mü-Nrn: 10739; 10792; 13393; 1541/1; 1541/2; 45062; 8596; 9211; 9220; 9327; 9756; 9826; 11180 und 45072.
11 Auch der Autor des Werkverzeichnisses Klaus Zimmermanns konnte trotz intensiver Recherchen nicht ermitteln, ob das Gemälde in zeitgenössischen Ausstellungen, oder Auktionen vertreten war. Vgl. hierzu: Zimmermanns 1980, Kat. 652.
12 Frdl. Mitteilung von Prof. Dr. Werner Schnell, Direktor der G. August-Universität Göttingen vom 24.04.2009.
13 Folgende in Frage kommenden Münchener Archive besitzen keine Unterlagen zur Galerie Maria Almas-Dietrich: Staatsarchiv München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Wirtschaftsarchiv München. Lediglich das Stadtarchiv verfügt über eine Gewerbekarte der Galerie Almas. Mitteilung des Stadtarchiv München vom 8.05.2008.
14 Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates 1991, bearb. von Heinz Boberach, München, London, New York, Paris 1991.

Kontakt

Bei Fragen und Anregungen nutzen Sie bitte unser Kontaktformular

Zum Kontaktformular