Navigation und Service

Lenbach, Franz Seraph von

Bildnis Bismarcks in dunklem Anzug nach rechts blickend

Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Öl auf Leinwand
Maße 114 x 90 cm
Münchener-Nr. 11398
Linz-Nr. 2814
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Der Maler Franz von Lenbach lebte von 1836 bis 1904 und zählte zu den beliebtesten und erfolgreichsten Porträtmalern seiner Zeit. Das hier in Rede stehende Gemälde stellt Fürst Otto von Bismarck, den ersten Deutschen Reichskanzler dar, der mehrfach von Lenbach porträtiert wurde. Eine Reihe dieser Porträts befinden sich im Besitz der Bundesrepublik Deutschland. Das hier in Rede stehende Gemälde zeigt Bismarck im schwarzen Anzug mit weißer Halsbinde, an einem Tisch sitzend, in Profilansicht nach rechts blickend, den linken Arm auf dem Tisch aufliegend, mit seiner Rechten die Stuhllehne umfassend. Es ist nicht signiert.

Provenienz

Zeittafel
(....)Dr. Woelcker,Dresden aus Galerie Del Veccio, Leipzig
16./17.04.1943Ankauf bei H.W.Lange, von Almas-Dietrch, München
1943Von Almas an Deutsches Reich, "Sonderauftrag Linz"
22.10.1945Eingang in den Central Collecting Point München
Seit 1949 Bundesvermögen

Die frühere Treuhandverwaltung Kulturgut München hatte zur Provenienz des Gemäldes ermittelt, dass es sich im früheren Eigentum des Geheimrates Dr. Woelker aus Dresden befand, bevor es auf der Auktion am 16./17.04.1943 bei H.W. Lange versteigert. Dort wurde es von der Kunsthändlerin Frau Almas-Dietrich für das Deutsche Reich erworben. 1 Dr. Woelker hatte das Bismarck-Gemälde zu einem unbekannten Zeitpunkt in der Galerie Del Vecchio in Leipzig erworben, deren Firmenarchiv im Dezember 1943 durch Kriegseinwirkung vernichtet wurde.2 Im Auktionskatalog zur Versteigerung bei H.W. Lange, ist Dr. Woelker als Einlieferer allerdings nicht namentlich genannt. Alle Einlieferer wurden dort nur mit der Stadt aus der das Kunstwerk eingeliefert wurde und einer Ziffer bezeichnet. Das im Katalog unter der lfd. Nr. 191 genannte und auf Tafel 26 abgebildete Bismarck-Gemälde war das einzige Kunstwerk des Einlieferers. In der kunstwissenschaftlichen Literatur, insbesondere in der Veröffentlichung der Autorin Sonja Mehl „Franz von Lenbach in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus“ sind diverse von Lenbach gemalte Porträts des früheren Reichskanzlers abgebildet und beschrieben.3

Maria Almas-Dietrich (1892–1971), geborene Dietrich, betrieb nach eigenen Angaben seit 1918 eine Kunsthandlung in München.4 Im Jahre 1921 heiratete sie den türkischen Staatsbürger Ali Almàs-Diamant und trat zum Judentum über. Seit 1926 lebten sie jedoch in Trennung, 1937 erfolgte die Scheidung. Der Name „Almas“ blieb jedoch für die Galerie erhalten. Nach eigenen Angaben lernte Almas-Dietrich im Jahre 1936 Heinrich Hoffmann, den Fotografen Adolf Hitlers, kennen und erhielt über diesen erste Aufträge, Kunst für Hitler zu erwerben. Fortan entwickelte sie sich zu den aktivsten Vermittlern von Kunst an die Nationalsozialisten. Zwischen 1936 und 1944 verkaufte Almas-Dietrich über eintausend Kunstwerke an Hitler und zählt damit zu den Kunsthändlern mit der größten Anzahl an Hitler verkauften Kunstwerken. Am 15. Januar 1940 wurde sie aufgrund einer eidesstattlichen Erklärung, dass sie keine Jüdin sei, im Deutschen Reich eingebürgert. Nach der Zerstörung ihrer Galerie bei einem Luftangriff am 20. April 1944 wurde der Betrieb in die eigene Villa an der Gustav-Freytag-Str. 5 im Herzogpark verlagert. Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm Maria Almas-Dietrich nach 1945 mehrfach zu ihren Geschäften. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA&A ausgewertet.5  Das hier interessierende befindet sich jedoch nicht darunter.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt. Alle hier bekannten Quellen sind ausgeschöpft.

Stand: 2011

1 Vgl. BVA-Archiv, Property Card des CCP München Nr. 11398.

2 Monika Gibas u.a. „Arisierung in Leipzig“ 2007

3 Sonja Mehl, Franz von Lenbach in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München 1980.

4 Vgl. BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.

5 Vgl. NARA, RG 260, 519, Box 445.

Kontakt

Bei Fragen und Anregungen nutzen Sie bitte unser Kontaktformular

Zum Kontaktformular