Stuck, Franz von
Die Sünde
Entstehungsjahr | um 1912 |
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Technik | Öl auf Leinwand |
Maße | 88 x 52,5 cm |
Münchener-Nr. | 11403 |
Linz-Nr. | 344 |
Lost Art-ID | 219004 |
Herkunft | Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen |
Beschreibung
Franz von Stuck schuf um 1912 das Gemälde einer Frau mit langem Haar und nacktem Oberkörper, die von einer riesigen Schlange umwunden wird.1 Eine erste Fassung des Typus „Sünde“ vollendete er bereits im Winter 1891/92 – ein Motiv, das bis 1912 in elf großen Ölfassungen nachzuweisen ist.2 Stuck besaß eine große Vorliebe zum Schlangenmotiv und stattete auch seine Villa mit derartigen Darstellungen aus.3
Den Ursprung dieser Bildtradition bildet die biblische Eva mit der Schlange, die den „Sündenfall“ symbolisiert. Auch in anderen Kulturen spielte die Schlange eine bedeutende Rolle.
Provenienz
1926-1935 | Sturzeneggersche Gemäldesammlung, St. Gallen4 |
1935 | Von dort vom Kunsthändler August Combé, Stuttgart, erworben |
Aus deutschem Privatbesitz von der Galerie Almas-Dietrich, München, erworben5 | |
Vor Juli 1938 | Vom „Sonderauftrag Linz“ erworben |
Vorgesehen für Kremsmünster |
In der kunsthistorischen Literatur der Vorkriegzeit wurde das Gemälde nicht gefunden. Es gibt zwar zahlreiche Gemälde, die das Motiv der „Sünde“ zeigen, jedoch weichen sie von den Maßen, der Technik oder der Darstellung von dem Bild in Bundesbesitz ab. Auch im Werkverzeichnis sind keine weiterführenden Provenienzangaben zum Bild enthalten.6
Die Durchsicht der Münchener und Berliner Ausstellungskataloge der Jahre 1900 bis 1945 erbrachte ebenfalls keinen Hinweis zu den einstigen Besitzverhältnissen des Gemäldes.
Die Recherchen ergaben, dass sich das Gemälde zunächst von 1926 bis 1935 in der Sturzeneggerschen Gemäldesammlung in St. Gallen befand.7 Von dort wurde das Bild im Jahre 1935 an „A. Combé, Stuttgart“ verkauft. Es handelt sich hierbei um den Kunsthändler August Combé, der laut Adressverzeichnis bis 1937 seine Kunsthandlung in der Königstraße 4 in Stuttgart besaß.8 Da die Gewerbesteuerunterlagen aus der betreffenden Zeit vernichtet sind, kann der Grund der Geschäftsschließung nicht mehr ermittelt werden. In der so genannten „Judenliste“ des Statistischen Amtes vom Januar 1939 ist Combé nicht verzeichnet. Combé ist offensichtlich nach 1937 nach Berlin gezogen und eröffnete dort Unter den Linden 41 sein Geschäft. Er war nachweislich noch mindestens bis 1940 als Kunsthändler tätig, weswegen ausgeschlossen werden kann, dass er jüdischer Herkunft war. Aus welchem Besitz Combé das Stuck-Gemälde erwarb, konnte aufgrund der Aktenlage jedoch nicht geklärt werden.
Der Property Card zum Gemälde ist zu entnehmen, dass es von der Galerie Almas-Dietrich aus deutschem Privatbesitz erworben wurde.9 Die niedrige Linz-Nummer spricht dafür, dass das Bild vor Juli 1938 in den „Sonderauftrag Linz“ gelangte. Dort wurde es für Kremsmünster vorgesehen.
Dem 1991 erschienenden „Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates“ kann entnommen werden, dass es keinerlei Unterlagen der Landesleitung der Reichskammer der bildenden Künste für München gibt.10 Da gerade diese Akten fehlen, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht nachzuvollziehen, aus welchem Besitz das Werk in den „Sonderauftrag Linz“ gelangte.11
Die Villa Stuck, die das künstlerische Erbe von Franz von Stuck bewahrt und wissenschaftlich bearbeitet, besitzt ebenfalls keine Akten aus dem Nachlass des Künstlers.12
Aufgrund des hier geschilderten Hintergrundes bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Anhaltspunkte für weitere Recherchen liegen derzeit nicht vor.
Stand: 2004
1 Voss 1973, Kat.Nr. 394/160.
2 Ritthaler 1998, S. 25.
3 Villa Stuck 1997, S. 64.
4 Für das Folgende vgl. Auskunft Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin an das BARoV Berlin, 6.11.2003.
5 Aussage Maria Almas-Dietrich vom 9.3.1949. Vgl. BArch, B323/331, Almas-Dietrich.
6 Voss 1973.
7 Schreiben der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin an das BARoV Berlin, 6.11.2003.
8 Für das Folgende vgl. das Schreiben des Stadtarchivs Stuttgart an das BARoV Berlin, 16.11.2004. Die Anfrage beim Standesamt Stuttgart ergab keine weiteren Hinweise auf den Kunsthändler.
9 Für das Folgende vgl. BADV Berlin, Property Card, mü 11403 und die Aussage von Maria Almas-Dietrich vom 9.3.1949. Vgl. BArch, B323/331, Almas-Dietrich. Weitere auf der Inventarkarte vermerkte Nummern lauten K 687 und Aussee 6617.
10 Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates 1991.
11 Zur Inventarisierung vgl. die Aussage von Reger am 21.7.1951, in: BArch, B 323/332, Reger.
12 Schreiben der Villa Stuck an die OFD Berlin, 8.9.2003.