Lenbach, Franz Seraph von
Bildnis Frau Geheimrat Jost
Entstehungsjahr | 1900 |
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Technik | Öl auf Leinwand |
Maße | 109 x 82 cm |
Münchener-Nr. | 11431 |
Linz-Nr. | 760 |
Lost Art-ID | 219010 |
Herkunft | Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen |
Beschreibung
Der Maler Franz von Lenbach lebte von 1836 bis 1904 und zählte zu den beliebtesten und erfolgreichsten Porträtmalern seiner Zeit. Das hier in Rede stehende Gemälde zeigt eine alte Dame mit weißem Haar sitzend,von vorn, in der Linken ein Lorgnon.
Provenienz
(....) | |
(...) | Ankauf von Almas-Dietrch, München |
1939 (?) | Von Almas an Deutsches Reich, "Sonderauftrag Linz" |
22.10.1945 | Eingang in den Central Collecting Point München |
Seit 1949 | Bundesvermögen |
Die Ermittlungen der Treuhandverwaltung von Kulturgut (TVK) ergaben kaum Hinweise auf die Provenienz dieses Gemäldes. Die Kunsthändlerin Frau Almas-Dietrich in München hatte es an den Beauftragten für den "Sonderauftrag Linz" verkauft. Laut ihrer Aussage vom 16.03.1949 habe sie es aus deutschem Besitz erworben.1 Eine Untersuchung der Rückseite des Gemäldes führte zu keinen weiteren Erkenntnissen. Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes. Das Bildnis wird am heutigen Standort unter dem Titel "Geheimrätin Tina Joest" geführt. Über die Identität der Dargestellten ist dort nichts bekannt.2 Im Katalog zur Sammlung Hitlers ist das Gemälde "Frau Geheimrat Jost (Würzburg)" betitelt. Die dargestellte Person ist allerdings eindeutig als Frau Tina Joest, geborene Leiden (1819 - 1909) aus Köln zu identifizieren. Sie stammte aus großbürgerlichen Verhältnissen und war mit dem Fabrikanten und Eisenbahndirektor Wilhelm Joest verehelicht. Ihre Schwester Elise war mit dem Kölner Industriellen und Reichstagsabgeordneten Gustav von Mevissen verehelicht. Franz von Lenbach porträtierte Tina Joest mehrfach in den Jahren um 1900.3 Eines dieser Porträts befindet sich im Wallraf-Richartz-Museum in Köln. Ein Gemälde mit dem Titel "Bildnis Frau Geheimrat Joest wurde im Jahre 1906 von Frau von Lenbach als Kommissionsware an die Galerie Heinemann in München gegeben, dort jedoch nicht verkauft. In den Geschäftsunterlagen ist es mit den Maßen 119 x 89 cm verzeichnet.4
Maria Almas, geborene Dietrich, geboren am 28. Juni 1892 in München, betrieb nach eigenen Angaben seit 1918 eine Kunsthandlung in München.5 Im Jahre 1921 heiratete sie den türkischen Staatsbürger Ali Almàs-Diamant und trat zum Judentum über. Seit 1926 lebten sie jedoch in Trennung, 1937 erfolgte die Scheidung. Der Name „Almas“ blieb jedoch für die Galerie erhalten.
Nach eigenen Angaben lernte Almas-Dietrich im Jahre 1936 Heinrich Hoffmann, den Fotografen Adolf Hitlers, kennen und erhielt über diesen erste Aufträge, Kunst für Hitler zu erwerben. Fortan entwickelte sie sich zu den aktivsten Vermittlern von Kunst an die Nationalsozialisten.
Zwischen 1936 und 1944 verkaufte Almas-Dietrich über eintausend Kunstwerke an Hitler und zählt damit zu den Kunsthändlern mit der größten Anzahl an Hitler verkauften Kunstwerken. Am 15. Januar 1940 wurde sie aufgrund einer eidesstattlichen Erklärung, dass sie keine Jüdin sei, im Deutschen Reich eingebürgert. Nach der Zerstörung ihrer Galerie bei einem Luftangriff am 20. April 1944 wurde der Betrieb in die eigene Villa an der Gustav-Freytag-Str. 5 im Herzogpark verlagert.
Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm Maria Almas-Dietrich nach 1945 mehrfach zu ihren Geschäften. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA&A ausgewertet.6
Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt. Alle hier bekannten Quellen sind ausgeschöpft.
Stand: 2012
1 Vgl. BVA-Archiv, Property Card des CCP München, Nr. 11431.
2 Schriftliche Mitteilung, Stadt Würzburg vom 25.05.2011.
3 Sonja Mehl, Franz von Lenbach in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München 1980.
4 Galerie Heinemann online.
5 Vgl. BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.
6 NARA, RG 260, 519, Box 445.