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Kaulbach, Friedrich August von

Opferfest

Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Öl auf Leinwand
Maße 90,2 x 117 cm
Münchener-Nr. 11432
Linz-Nr. 802
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Friedrich August von Kaulbach (1850-1920), der einer weit verzweigten Malerfamilie entstammte, profilierte sich als Maler, Zeichner, Graphiker und Radierer vor allem in den Gattungen Porträt, Genre, Landschaften, Stillleben und Karikatur.1 Bevorzugte Themen waren Tanz und Musik, Mythologie, Religion, Krieg und Tod. Nach der Übersiedlung nach München im Jahre 1871 bewegte sich der von der vornehmen Münchener Gesellschaft hochgeschätzte „Malerfürst“ im Kreise seiner Künstlerkollegen Wilhelm von Diez, Franz von Lenbach und Hans Makart. 1886 wurde Kaulbach zum Direktor der Münchner Akademie ernannt. Besonders begehrt waren seine Porträts, da er es vermochte, den momentanen Eindruck seiner Auftraggeber im Bildnis festzuhalten, wobei er sich ebenso wie Lenbach der Fotografie bediente.

Provenienz

Zeittafel
unbekannter Vorbesitzer
1938Deutsches Reich "Sonderauftrag Linz"

Die Treuhandverwaltung von Kulturgut beim Auswärtigen Amt (TVK) konnte zur Herkunft des Gemäldes mit dem Titel „Opferfest“ keinerlei Angaben ermitteln.2 Aufgrund der niedrigen Linzer-Nummer 802 ist jedoch davon auszugehen, dass das Gemälde noch vor der im Juli 1938 beginnenden Inventarisierung der Sammlung „Sonderauftrag Linz“ erworben wurde.3

Die neuen Recherchen zur Provenienz des Gemäldes erbrachten folgende Hinweise:
Dem Werkverzeichnis zu Friedrich August von Kaulbach von Klaus Zimmermanns (1980) konnte zur Provenienz des um 1880 bis 1885 entstandenen Gemäldes entnommen werden, dass dieses zusammen mit dem Gemälde „Vorbereitung zum Fest“4 (um 1880-1885) „1941 von Frau Frida von Kaulbach an die Galerie Almas, München“ verkauft wurde und im „Januar 1942 von dort in Reichsbesitz“ übergegangen ist.5 Trotz intensiver Recherchen zur Herkunft des Gemäldes konnte Zimmermanns nicht ermitteln, ob das heute in Bundesbesitz befindliche Gemälde „Opferfest“ auf zeitgenössischen Ausstellungen oder Auktionen angeboten wurde. In der zeitgenössischen Literatur zum künstlerischen Werk des Friedrich August von Kaulbach konnte das Kunstwerk nicht nachgewiesen werden.6

Forschungen zum persönlichen Nachlass von Friedrich August von Kaulbach – eine bedeutende Quelle, welche zur Provenienz des Gemäldes weiterführende Hinweise hätte liefern können - ergaben, dass dieser verloren gegangen ist.7 In Bundesbesitz befinden sich insgesamt 29 Kunstwerke des Friedrich August von Kaulbach. Wenigstens fünfzehn dieser Werke wurden von der Sammlung „Sonderauftrag Linz“ über die Münchener Galeristin Maria Almas-Dietrich aus dem Nachlass des Künstlers von dessen Witwe Frieda von Kaulbach erworben.8 Vierzehn davon im Januar 1942. Es ist jedoch eher unwahrscheinlich, dass das Gemälde „Opferfest“ zu diesem Konvolut gehörte. Diese Kunstwerke besitzen bis auf eine Ausnahme Linzer Inventarnummern zwischen 2075 und 2093, was ein Beleg dafür sein kann, dass diese Werke Anfang 1942 im Konvolut von Maria Almas-Dietrich für die Sammlung „Sonderauftrag Linz“ angekauft wurden.9 Das „Opferfest“ erhielt die Linzer Inventarnummer 802 und scheint somit zu einem wesentlich früheren Zeitpunkt vom „Sonderauftrag Linz“ erworben und inventarisiert worden zu sein. Ob es von der Witwe des Künstlers 1941 an die Münchener Galeristin Maria Almas-Dietrich verkauft wurde und dann von dieser weiter an den „Sonderauftrag Linz“, konnte angesichts des verlorengegangenen Nachlasses des Künstlers nicht ermittelt werden.

Auf der Rückseite des Gemäldes befindet sich auf dem Keilrahmen oben rechts ein Aufkleber des Münchener Rahmenmachers „Hans Urbacher, Bildhauer und Vergolder, Schwindtstr. 2“, sowie links unten die Aufschrift: „F.A. Kaulbach“. Weiterführende Hinweise auf Ausstellungs- oder Auktionsnummern sind der Rückseite nicht zu entnehmen. Trotz intensiver Recherchen in deutschen Ausstellungs- und Auktionskatalogen der Jahre bis 1945 konnte nicht erforscht werden, ob sich das Gemälde, vor seinem Ankauf durch die Sammlung „Sonderauftrag Linz“ im Kunsthandel, oder auf Ausstellungen befand. Dem 1991 erschienenen „Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates“ konnte darüber hinaus entnommen werden, dass keine Unterlagen der Landesleitung der Reichskammer der bildenden Künste für München überliefert sind.10 Hier mussten alle Kunsthändler ihre Ausstellungen anmelden. Die Recherchen zur Münchener Galerie Maria Almas-Dietrich verliefen ebenfalls ergebnislos, da keine Akten in Münchener Archiven überliefert sind.11 Angesichts dieser lückenhaften Archivlage konnte – bis auf die Angabe im Werkverzeichnis der Gemälde des Friedrich August von Kaulbach - nicht konkret geklärt werden, ob das Gemälde tatsächlich von der Witwe des Künstlers, Frieda von Kaulbach, 1941 an die Münchener Galeristin Maria Almas-Dietrich verkauft wurde und von dieser im Januar 1942 weiter an den „Sonderauftrag Linz“.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle relevanten Quellen ausgewertet worden sind. Anhaltspunkte für weitere Recherchen liegen derzeit nicht vor.

Stand: 2010

1 Zum Künstler vgl. u.a. Lehmann/Riemer 1978; Zimmermanns 1980; Rosenberg 1900; Friedrich August von Kaulbach 1911.
2 Vgl. Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen (BADV) Berlin, Property Card, Mü-Nr. 11432. Zu dem Gemälde siehe ebenfalls: BArch, B 323/665, Restitutionskartei. Das Gemälde befindet sich als Leihgabe der Bundesrepublik Deutschland im Kaulbach-Museum, Bad Arolsen. Die Recherchen wurden im Auftrag des BADV von Frau Dr. Vanessa Voigt durchgeführt.
3 Zur Inventarisierung vgl. die Aussage von Hans Reger am 21.07.1951, in: Bundesarchiv Koblenz (BArch), B 323/332, Reger. Hans Reger fertigte seit Juli 1938 eine „Liste der für das Museum Linz vorgesehenen Gemälde“. Diese Liste wurde im Mai 1945 von der US Army in Altaussee, Österreich gefunden. Vgl. das Faksimilie bei: Günther Haase, Die Kunstsammlung Adolf Hitler. Eine Dokumentation, Berlin 2002.
4 Klaus Zimmermanns, Friedrich August von Kaulbach (1850-1920). Monographie und Werkverzeichnis, München 1980, Kat. 749.
5 Klaus Zimmermanns, Friedrich August von Kaulbach (1850-1920). Monographie und Werkverzeichnis, München 1980, Kat. 748. Zimmermanns verweist darauf, dass es sich bei diesem Gemälde um einen Dekorationsentwurf in Zusammenhang mit den Kat.-Nr. 749-752 handelt.
6 Vgl. hierzu u.a.: Pietsch, Ludwig, Friedrich August von Kaulbach, München 1897; Adolf Rosenberg, Friedrich August von Kaulbach, Bielefeld/Leipzig 1900; Friedrich August von Kaulbach Gesamtwerk, hrsg. von Fritz von Ostini, München 1911; Wolter, Franz, Fritz August von Kaulbach, in: Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst, 27.1913, München 1913, S. 1-24; Evelyn Lehmann, Elke Riemer, Die Kaulbachs. Eine Künstlerfamilie aus Arolsen, Arolsen 1978.
7 Mitteilung von Mayen Beckmann an die Oberfinanzdirektion Berlin, Berlin, 23.04.2001.
8 Im Jahre 1941 erwarb Maria Almas-Dietrich insgesamt vierzehn Gemälde von Frieda von Kaulbach aus dem Nachlass von deren verstorbenen Mann. Die Münchener Galeristin verkaufte diese Gemälde im Januar 1942 vermutlich en bloc an die Sammlung „Sonderauftrag Linz“, darunter die Mü-Nrn: 10739; 10792; 13393; 1541/1; 1541/2; 45062; 8596; 9211; 9220; 9327; 9756; 9826; 11180 und 45072. Zu einem früheren Zeitpunkt erwarb Maria Almas-Dietrich vermutlich ebenfalls aus dem Nachlass Kaulbachs von dessen Witwe Frieda Kaulbach das Gemälde „Damenbildnis“, Mü-Nr 2278/1.
9 ebd.
10 Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates 1991, bearb. von Heinz Boberach, München, London, New York, Paris 1991.
11 Folgende in Frage kommenden Münchener Archive besitzen keine Unterlagen zur Galerie Maria Almas-Dietrich: Staatsarchiv München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Wirtschaftsarchiv München. Lediglich das Stadtarchiv verfügt über eine Gewerbekarte der Galerie Almas. Mitteilung des Stadtarchiv München vom 10.05.2009.

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