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Agricola, Eduard

Italienische Landschaft mit Klosterkirche

Entstehungsjahr 1844
Technik Öl auf Leinwand
Maße 64 x 95 cm
Münchener-Nr. 11726
Linz-Nr. 1737
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Diese mediterrane Darstellung fertigte im Jahre 1844 der Landschaftsmaler Eduard Agricola (1800 – nach 1872), der einer weitverzweigten Künstlerfamilie entstammte.1 Agricola, der zunächst an der Berliner Akademie Unterricht nahm, ging ab 1825 auf Studienreisen, zunächst nach Salzburg, 1830 nach Italien. Während seines 18jährigen Aufenthaltes in Rom und Neapel bevorzugte er die Darstellung der klassischen Landschaft in der Art Franz Catels. Nach kurzzeitigen Aufenthalten in verschiedenen Städten ließ er sich schließlich in München nieder. Hier malte er nur noch wenige Bilder und dann zumeist nordische Landschaften.
Im Bildmittelgrund steht vor bergiger Kulisse eine mächtige Klosteranlage, in deren unmittelbarer Nähe sich eine Stadt befindet. Im Vordergrund befinden sich zwei Mädchen, die eine auf einer Mauer sitzend, die andere davor stehend. Vom linken Bildrand wächst ein Baum in die Landschaft hinein, rechts von ihm ist ein Hirte mit seinen Ziegen zu sehen.

Provenienz

Zeittafel
Henry Helbig, München (1872-1943) 
1941 (?) Galerie Ernst Arnold, München (Auskunft Frau Gutbier 22.6.1951) 
Am 3.7.1941 Über Gerdy Troost für RM 4.000 an die Reichskanzlei 

Die TVK München ermittelte, dass die Galerie Ernst Arnold, München, das Gemälde Agricolas aus dem Bilderbestand von Henry Helbing kaufte.2  Am 3. Juli 1941 verkaufte die Galerie Arnold das Gemälde über Gerdy Troost für RM 4.000 an die Reichskanzlei.
Die erneuten Recherchen ergaben folgendes:3 Frau Gutbier, die Witwe Ludwig Gutbiers, des Inhabers der Galerie Ernst Arnold, gab am 22. Juni 1951 gegenüber der Treuhandverwaltung für Kulturgut an, dass das Bild aus dem „langjährigen Bilderbestand Henry Helbings München“ stammen würde. Aus der Korrespondenz Gutbiers mit Frau Prof. Troost geht hervor, dass die Galerie Arnold das Bild im Auftrag seines Besitzers veräußerte.4

Offenbar wurde der Name des Eigentümers falsch erinnert, denn in den Akten der Galerie Ernst Arnold, die sich im Deutschen Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg befinden, gibt es eine Akte mit Korrespondenz mit Edgar Helbig, München, Wotanstraße 40.5 Daraus konnte geschlossen werden, dass es sich bei dem Eigentümer um Henry Helbig handelte, einen amerikanischen Architekten, der in München lebte und ein bekannter Jugendstilarchitekt war. Henry Helbig war der Vater von Edgar Helbig.6 Er war verheiratet mit Emma Haiger, geborene Richter, und hatte mit ihr zwei Söhne, Edgar Gustav und Heinrich. Er lebte seit 1898 in München und besaß bis zu seinem Tode 1943 die amerikanische Staatsbürgerschaft. Sein Sohn Edgar Helbig war seit 1. Januar 1940 Kunsthändler und war auch amerikanischer Staatsbürger.7 Henry (Heinrich) und Edgar Helbig meldeten 1942 aufgrund der Verordnung über die Behandlung feindlichen Vermögens vom 15. Januar 1940 (RGBl. I S. 191) ihr in Deutschland befindliches Vermögen an.8 Henry Helbig gab darin Kunstgegenstände im Wert von RM 36.000 an. Sein Sohn meldete seine Kunsthandlung an.

Es ist zu vermuten, dass Henry Helbig der Galerie Arnold 1940/41 das Gemälde Agricolas freiwillig anbot und diese den Verkauf vermittelte. Im Frühjahr 1941 begannen die Verhandlungen der Galerie Arnold mit Frau Prof. Troost über den Ankauf des Gemäldes.9 Am 3. Juli 1941 wurde das Gemälde von der Galerie Ernst Arnold, München, über Frau Troost für RM 4.000 an die Reichskanzlei verkauft.

Zum jetzigen Zeitpunkt liegen keine Anhaltspunkte für einen NS-verfolgungsbedingten Verkauf vor.

Stand: 2008

1 Für das Folgende vgl. Thieme/Becker 1999, Bd. 1, S. 136.
2 Für das Folgende vgl. BADV Berlin, Property Card, mü 11726. Eine weitere auf der Karteikarte vermerkte Inventarnummer lautet Aussee 6731.
3 Die Recherchen wurden im Auftrag des BADV von Facts & Files, Berlin, durchgeführt.
4 BAK, B 323, Nr. 162.
5 GNM, DKA, NL Arnold/Gutbier, Nr. 694.
6 Stadtarchiv München, Einwohnermeldekartei zu Henry Helbig.
7 BArch, Feindliches Vermögen, R 2107, Nr. KAV-743017.
8 BArch, Feindliches Vermögen, R 2107, Nr. KAV-743016.
9 BArch, B 323, Nr. 162.

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