Wach, Karl Wilhelm
Bildnis einer Velletrinerin [Bildnis Albanerin]
Entstehungsjahr | um 1820 |
---|---|
Technik | Öl auf Holz |
Maße | 63,0 x 45,0 cm |
Münchener-Nr. | 13256 |
Linz-Nr. | Keine |
Herkunft | Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen |
Beschreibung
Karl Wilhelm Wach (1787–1845) war ein deutscher Historienmaler. Bereits mit zehn Jahren erhielt er Unterricht vom Maler Carl Kretschmar (1769–1847)[1] und erregte schon bald die Aufmerksamkeit von Friedrich Wilhelm III. (1770–1840), der ihm einige Bilnisaufträge erteilte. In den Jahren 1813 bis 1815 nahm Wach als Offizier an den Freiheitskriegen teil. Anschließend bildete er sich bis 1817 in Paris bei den Historienmalern Jacques-Louis David (1748–1825) und Antoine-Jean Gros (1771–1835) weiter. Im Jahre 1817 ging Wach als königlicher Stipendiat nach Rom, wo er insbesondere die Werke Raffaels (1483–1520) studierte. Seit 1819 lebte Wach in Berlin, wo er ein Meisteratelier unterhielt. Im Jahre 1827 wurde der Künstler zum Hofmaler am Preußischen Königshaus und 1840 zum Vizedirektor der Berliner Akademie ernannt.
Das Gemälde zeigt das Porträt einer Dame im Dreiviertelprofil. Laut Werkttitel stammt sie aus Velletri, einer Stadt in den Albaner Bergen südöstlich vor Rom. Die Dargestellte trägt ein rotes Gewand mit weißem Kragen, Ohr- und Halsschmuck sowie eine rote Kopfbedeckung mit Schleife und langer Nadel. Auf der Höhe ihrer Brust ist eine rote Rose mit Blättern befestigt. Im Hintergrund ist eine weitläufige Landschaft mit Hügeln und Bergen dargestellt, darüber der blaue Himmel. Als Werktitel ist sowohl „Bildnis einer Velletrinerin“[2] als auch „Bildnis Albanerin“[3] überliefert.
Bekannt sind drei weitere Fassungen desselben Motivs.[4]
Das Gemälde ist weder signiert noch datiert. Eine Entstehungszeit um 1820 wird angenommen.[5]
Folgende Hinweise können der Rückseite entnommen werden: weißes Etikett [unleserlich]; in Weiß „P 17/V“ (Schloss Posen); in Blau „GEM 66/48“ (Inventarnummer Stadtmuseum Berlin); auf dem Rahmen, in blauer Fettkreide, durchgestrichen „13576“ (Mü-Nr. eines leeren Rahmens, in den Mü-Nr. 13256 eingerahmt wurde).
[1] Für das Folgende vgl. Ulrich Thieme/Felix Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Bd. 35, Leipzig 1999, S. 3.
[2] Vgl. Sabine Beneke/Sybille Gramlich (Hgg.), Bestandskatalog Stadtmuseum Berlin, Berlin Museum, Märkisches Museum. Gemälde I, 1. 16.–19. Jahrhundert. Verzeichnis der Bestände des künftigen Stadtmuseums Berlin. Mit einem kritischen Katalog der Gemälde des Berlin Museums, Berlin 1994, S. 228, Kat. 738.
[3] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 13256.
[4] Für das Folgende vgl. Beneke/Gramlich, Berlin 1994, S. 228f., Kat. 738. Laut Katalog aus dem Jahre 1994 war eine Fassung in der Sammlung Georg Schäfer, Obbach, eine wurde 1990 bei Neumeister, München, versteigert und eine befand sich in Münchener Privatbesitz, wobei deren Hintergrund von den anderen beiden Fassungen abweicht. Eine vierte Wiederholung galt als verschollen.
[5] Vgl. ebd., S. 228.
Provenienz
1820 | Ausgestellt auf der Akademieausstellung, Berlin |
(…) | |
Bis 26./27.03.1942 | Eduard Asmuss |
Ab 26./27.03.1942 | Reichsvermögen, erworben für die „Führerresidenz“ Schloss Posen beim Auktionshaus Weinmüller, München |
Ab Sommer 1943 | Eingang in das Bergwerk Alt-Aussee |
29.10.1945 | Eingang in den Central Collecting Point München |
Seit 1949 | Bundesvermögen |
Im Jahre 1820 zeigte Wach, der gerade von einem Romaufenthalt nach Berlin zurückgekehrt war, das Gemälde „Das Bildniß einer Velletrinerin, in der Landestracht“ in der Königlich Preußischen Akademie der Künste.[1] Der Künstler selbst war seit 1820 Mitglied der Akademie und wurde später zu deren Vizepräsidenten ernannt.
Belegt ist ein Verkauf des Werkes beim Kunstversteigerungshaus Adolf Weinmüller am 26./27. März 1942 in München. Weinmüller (1886–1958) war seit 1921 als Kunsthändler aktiv. 1936 eröffnete er das Kunstversteigerungshaus Weinmüller am Odeonsplatz in München. Zwei Jahre später folgte die Gründung einer Zweigstelle in Wien. Weinmüller war seit 1931 Mitglied der NSDAP und gilt als Ariseur jüdischer Auktionshäuser.[2] Im zugehörigen Auktionskatalog ist das Werk unter Los Nummer 567 verzeichnet und abgebildet.[3] Als Einlieferer des Gemäldes trat Eduard Asmuss auf, über dessen Person derzeit keine weiteren Informationen vorliegen.[4]
Das Werk wurde im Rahmen der Auktion vom Deutschen Reich für RM 5.500,- angekauft.[5] Die Nummer P 17/V auf der Property Card sowie auf der Bildrückseite weist auf einen Ankauf des Gemäldes für das Schloss Posen hin, das von 1940 bis 1944 als „Führerresidenz“ diente.[6]
Um das Werk vor Kriegseinwirkungen zu schützen, erfolgte ab 1943 die Einlagerung in das Salzbergwerk Alt-Aussee in der Steiermark. Nach Sicherstellung durch US-Soldaten wurde es am 29. Oktober 1945 in den Central Collecting Point in München verbracht.[7] Am 1. Dezember 1948 übergab die amerikanische Militärregierung das Kunstwerk mit allen ebenfalls bis dahin nicht bereits restituierten Kunstgegenständen in die Treuhänderschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten, Hans Ehard (1887–1980). Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde das Werk 1949 gemäß Artikel 134 Grundgesetz Bundesvermögen.
Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt nach dem bisherigen Kenntnisstand die Provenienz ungeklärt.[8]
Bearbeitungsstand: 2018
[1] Zitiert nach: Beneke/Gramlich, Berlin 1994, S. 228, Kat. 738.
[2] Vgl. Zentralinstitut für Kunstgeschichte München, Die Kunsthandlungen und Auktionshäuser von Adolf Weinmüller in München und Wien 1936–1945. URL: www.zikg.eu/projekte/projekte-zi/weinmueller [Abruf: 29.08.2018]. Siehe auch: Meike Hopp, Kunsthandel im Nationalsozialismus. Adolf Weinmüller in München und Wien, Köln 2012.
[3] Auk.kat. Antiquitäten, alte Möbel, Plastik, Gemälde alter und neuer Meister, Graphik, Waffen, Textilien, Ostasiatica, Münchener Kunstversteigerungshaus Adolf Weinmüller, München, 26./27.03.1942, S. 42, Los 567, Abb. o. S., Tafel XXII.
[4] Vgl. Lostart, Modul „Provenienzrecherche“, Datenbank Kunst- und Kulturgutauktionen 1933–1945, Adolf Weinmüller (Münchener Kunstversteigerungshaus), Auktion 26./27.03.1942, Los 567.
[5] Für das Folgende vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card Mü-Nr. 13256.
[6] Vgl. BArch Koblenz, B323/667, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 13256.
[7] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, zugehörige Property Card des CCP München.
[8] Überprüft wurden folgende Verlustdatenbanken und digitalisierte Archivunterlagen zum verfolgungsbedingten Entzug von Kulturgütern im Nationalsozialismus sowie historische Auktionskataloge: (1) LostArt Datenbank, Deutschland (www.lostart.de) (2) The Central Registry of Information on Looted Cultural Property 1933–1945, Object Database, Großbritannien (www.lootedart.com) (3) Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, Database of Art Objects at the Jeu de Paume (www.errproject.org) (4) Répértoire des biens spoliés, Frankreich (www.culture.gouv.fr/documentation/mnr/MnR-rbs.htm) (5) The Getty Research Institute, German Sales Catalogs, 1930–1945, USA (http://piprod.getty.edu/starweb/pi/servlet.starweb?path=pi/pi.web) (6) Universität Heidelberg, Auktionskataloge – digital, Deutschland (http://artsales.uni-hd.de) (7) Galerie Heinemann online, Deutschland (http://heinemann.gnm.de/de/recherche.html) (8) Lootedart, Polen (http://lootedart.gov.pl/en) (9) NARA, Holocaust-Era Assets, USA (www.fold3.com) (10) Rijksbureau voor Kunsthistorische Documentatie (https://rkd.nl/nl/) [Abruf: 21.11.2018].