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Willroider, Ludwig

Flußlandschaft mit Bäumen

Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Öl auf Holz
Maße 26,5 x 34,5 cm
Münchener-Nr. 13436
Linz-Nr. Keine
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Ludwig Willroider (1845–1910) war ein österreichischer Radierer und Landschaftsmaler.[1] Seine Ausbildung erhielt er in München bei Eduard Schleich d. Ä. (1812–1874) und Adolf Lier (1826–1882). Insbesondere Letzterer prägte Willroiders Schaffen, was sich vornehmlich in den Werken intimen Charakters erkennen lässt. Dem in München ansässigen Künstlerkreis um Anton Braith (1836–1905) und Christian Friedrich Mali (1832–1906), welche sich mit der Freilichtmalerei beschäftigten, stand er nahe. Willroider gilt als einer der letzten Vertreter der alten Münchner Landschaftsmalerei.

Das Gemälde zeigt eine Flusslandschaft mit einer dicht begrünten Baumgruppe im linken Vordergrund. Die Darstellung ist vornehmlich in Grün- und Gelbtönen gehalten, nur der blau-graue Himmel steht im Kontrast. Rechts im Bildhintergrund sind eine rote Flagge und eine Allee angedeutet.

Das Werk ist links unten signiert „Ludw. Willroider“, jedoch nicht datiert.

Ein Werkverzeichnis des Künstlers konnte nicht ermittelt werden. Darüber hinaus wurde die einschlägige Literatur zum Künstler überprüft.[2]

Folgende Hinweise können der Rückseite entnommen werden: blaue Fettkreide „1407“ (Mü-Nr.); „P95/II“ (Schloss Posen).[3]

[1] Für das Folgende vgl. Ulrich Thieme/Felix Becker (Hgg.), Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Bd. 36, Leipzig 1999, S. 35.

[2] Ohne Treffer: Constantin von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Wien 1888, Bd. 56, S. 199f. Friedrich von Boetticher, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte, Bd. 2/2, Dresden 1901. Auk.kat. Ölgemälde moderner Meister: Nachlässe Prof. Ludwig Willroider, München, Kunstmaler Rudolf Epp, München, und aus anderem Privatbesitz, Hugo Helbing, München, 02.04.1914. Thieme/ Becker 1999.

[3] Laut Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 13436. Diese Angaben konnten am Original nicht überprüft werden. 

Provenienz

Zeittafel
(…) 
Bis 10.10.1943Kunsthandlung Friedrich Axt, Dresden
Ab 10.10.1943Reichsvermögen, erworben für die „Führerresidenz“ Schloss Posen
Ab Sommer 1943Eingang in das Bergwerk Alt-Aussee
31.10.1945Eingang in den Central Collecting Point München
Seit 1949Bundesvermögen

Das Gemälde befand sich bis zum 10. Oktober 1943 in der Kunsthandlung Friedrich Axt in Dresden.[1]

Friedrich Gottlieb Ludwig Axt (1851–1925) übernahm im Jahr 1877 eine bereits seit 1849 existierende Buchhandlung.[2] Er weitete diese um Antiquitäten und einer eigenen Kunstsammlung aus und spezialisierte sich hierbei auf Alt-Dresdener Maler. Ab 1925 übernahm der Sohn Rudolf Christian Axt (1880–?) die Leitung. Vorrangig wurden „Gemälde erster Meister“, besonders des 19. Jahrhunderts, gehandelt. Rudolf Axt wurde im Verzeichnis der Devisenstellen und Sachverständigen als Spezialsachverständiger für Kunstgut des Reichspropagandaministeriums geführt. Da die Galerie im Februar 1945 durch Bombenangriffe vollständig zerstört wurde, sind Geschäftsunterlagen des Unternehmens nicht mehr erhalten.

Von der Kunsthandlung Axt wurde das Gemälde am 10. Oktober 1943 für RM 650,- durch Heinrich Michaelis (?–?) für die „Führerresidenz“ Schloss Posen erworben.[3]

Das Schloss Posen wurde zwischen 1905 und 1910 nach dem Entwurf von Franz Schwechten (1841–1924) im neoromanischen Stil als Residenz Kaiser Wilhelms II. (1859–1941) erbaut.[4] Nachdem Polen wieder die Staatssouveränität erlangte, wurde das Schloss ab 1919 als Sitz der Posener Universität sowie Residenz des polnischen Präsidenten genutzt.[5] Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde es auf Initiative des Reichsstatthalters und Gauleiters im Wartheland, Arthur Greiser (1897–1946), ab 1940 zur „Führerresidenz“ umgebaut,[6] welche als politisches und repräsentatives Zentrum der annektierten polnischen Westgebiete dienen sollte.[7] Die Bauplanungen übernahm Albert Speer (1905–1981), Franz Böhmer (?–?) wurde als Architekt beauftragt. Trotz der Kriegsereignisse und der schwierigen Versorgungslage, wurden die Baumaßnahmen auf Befehl Adolf Hitlers (1889–1945) bis Juli 1944 fortgesetzt[8] und noch bis Januar 1945 die Einrichtung des Schlosses vorangetrieben.[9] Mit dem Innenausbau des Schlosses wurde Michaelis beauftragt. Ihm unterlag auch der Ankauf von Kunstgegenständen, für den im Februar 1942 eine Summe von RM 500.000,- veranschlagt wurde.[10] Allein für Gemälde wurden bis Januar 1944 jedoch RM 1.310.956,- ausgegeben.[11] Bis zur Fertigstellung der Umbauarbeiten am Schloss wurden die Werke im März 1942 bei dem Rahmenmacher K. Pfefferle, München, Türkenstr. 6 eingelagert.[12] Spätestens seit dem 12. November 1943 befanden sie sich auf dem Obersalzberg,[13] von wo aus sie im Herbst 1944 aus Sicherheitsgründen vermutlich direkt in das Salzbergwerk Alt-Aussee ausgelagert wurden.[14] Mit dem Einmarsch der Rotarmisten und den beginnenden Kampfhandlungen in Posen am 26. Januar 1945 wurde das Schloss zum Lazarett umfunktioniert und am 2. Februar 1945 durch die Russen eingenommen.[15]

Um das Werk vor Kriegseinwirkungen zu schützen, erfolgte ab 1943 die Einlagerung in das Salzbergwerk Alt-Aussee in der Steiermark.[16] Nach Sicherstellung durch US-Soldaten wurde es am 31. Oktober 1945 in den Central Collecting Point in München verbracht.[17] Am 1. Dezember 1948 übergab die amerikanische Militärregierung das Kunstwerk mit allen ebenfalls  bis dahin nicht bereits restituierten Kunstgegenständen in die Treuhänderschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten, Hans Ehard (1887–1980). Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde das Werk 1949 gemäß Artikel 134 Grundgesetz Bundesvermögen.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt nach dem bisherigen Kenntnisstand die Provenienz ungeklärt.[18] 

Bearbeitungsstand: 2020

[1] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card Mü-Nr. 13436.

[2] Für das Folgende vgl. Werner J. Schweiger, Friedrich Axt, in: Lexikon des Kunsthandels der Moderne im deutschsprachigen Raum 1905–1937, Berlinische Galerie, Sammlung Online, S. 36. URL: https://sammlung-online.berlinischegalerie.de:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=231280&viewType=detailView [Abruf: 29.05.2020].

[3] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card Mü-Nr. 13436 und Archiwum Państwowe w Poznaniu (APP) [Staatsarchiv Poznan], 53/299/0/7.2/3083. Umbau Deutsches Schloss in Posen. Inventurverzeichnis von beschafften Bildern, Bronzen und Tapisserien, 1942–1944, Bl. 40. URL: https://szukajwarchiwach.pl/53/299/0/7.2/3083/str/1/3/15/OvtkHv1q0vmkhsq69mEDiw/#tabSkany [Abruf: 26.05.2020]. Das Inventar enthält u. a. Angaben zu Künstler*in, Titel, Ankaufsdatum, Bezugsquelle und Ankaufspreis. Für sämtliche  Objekte wurden laufende Nummern vergeben, wobei in einem Kontext erworbene Werke, die auf einer einzigen Rechnung gelistet sind, unter einer Nummer zusammengefasst wurden.

[4] Vgl. Zenon Pałat, Die „Zwingburg im Osten“, in: Ausst.kat. Kaiserschloss Posen. Von der „Zwingburg im Osten“ zum Kulturzentrum „Zamek“, Posen, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Potsdam, 03.08.–12.10.2003; Kulturzentrum „Zamek“, Posen, 10.11.2003–18.01.2004, S. 55–62, hier S. 55f.

[5] Vgl. Andrzej Gulczyński, Das Schloss als Residenz des polnischen Präsidenten und Sitz der Posener Universität, in: Ausst.kat. Kaiserschloss Posen, Potsdam 2003 u. a. O., S. 145–152, hier S. 145f.

[6] Vgl. Heinrich Schwendemann/Wolfgang Dietsche, Hitlers Schloss. Die „Führerresidenz“ in Posen, Berlin 2003, S. 107.

[7] Vgl. Heinrich Schwendemann, Der Umbau des Schlosses zur „Führerresidenz“, in: Ausst.kat. Kaiserschloss Posen, Potsdam 2003 u. a. O., S. 175–184, hier S. 175.

[8] Vgl. ebd., Katalog, S. 129f.

[9] Vgl. Barbara Wysocka, Posen als Hauptstadt der polnischen Westgebiete, in: Ausst.kat. Kaiserschloss Posen, Potsdam 2003 u. a. O., S. 139–144, hier S. 141.

[10] Für das Folgende vgl. APP, 53/299/0/7.2/3068, Umbau Deutsches Schloss in Posen. Inventurverzeichnis von beschafften Bildern, Bronzen und Tapisserien, Bl. 81 ff. URL: https://szukajwarchiwach.pl/53/299/0/7.2/3068/str/1/6/15/mIKpynNvm1NUuSw4B9oqYw/#tabSkany [Abruf: 26.05.2020].

[11] Vgl. APP, 53/299/0/7.2/3083, Umbau Deutsches Schloss in Posen. Inventurverzeichnis von beschafften Bildern, Bronzen und Tapisserien, Bl. 4. URL: https://szukajwarchiwach.pl/53/299/0/7.2/3083/str/1/1/15/yD_N2CH4hl_7FF3PNvsoAg/#tabSkany [Abruf: 26.05.2020].

[12] Vgl. ebd., Bl. 6. URL: https://szukajwarchiwach.pl/53/299/0/7.2/3083/str/1/1/15/qM7eXetx3fCZ0hnAzNodVw/#tabSkany

[Abruf: 26.05.2020].

[13] Vgl. ebd., Bl. 105. URL: https://szukajwarchiwach.pl/53/299/0/7.2/3083/str/1/8/15/jV1Egrhj8ciVHB-BQDiQqw/#tabSkany [Abruf: 26.05.2020].

[14] Vgl. ebd., Bl. 2. URL: https://szukajwarchiwach.pl/53/299/0/7.2/3083/str/1/1/15/BmI6c_3tRbCt4vKfa38kYw/#tabSkany

 [Abruf: 26.05.2020].

[15] Vgl. Schwendemann/Dietsche 2003, S. 158.

[16] Vgl. APP, 53/299/0/7.2/3083, Umbau Deutsches Schloss in Posen. Inventurverzeichnis von beschafften Bildern, Bronzen und Tapisserien, Bl. 2. URL: https://szukajwarchiwach.pl/53/299/0/7.2/3083/str/1/1/15/BmI6c_3tRbCt4vKfa38kYw/#tabSkany [Abruf: 18.05.2020].

[17] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card Mü-Nr. 13436

[18] Überprüft wurden folgende Verlustdatenbanken und digitalisierte Archivunterlagen zum verfolgungsbedingten Entzug von Kulturgütern im Nationalsozialismus sowie historische Auktionskataloge: (1) Lost Art Datenbank, Deutschland (www.lostart.de) (2) The Central Registry of Information on Looted Cultural Property 1933–1945, Object Database, Großbritannien (www.lootedart.com) (3) Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, Database of Art Objects at the Jeu de Paume (www.errproject.org) (4) Répértoire des biens spoliés, Frankreich (www.culture.gouv.fr/documentation/mnr/MnR-rbs.htm) (5) The Getty Research Institute, German Sales Catalogs, 1930–1945, USA (http://piprod.getty.edu/starweb/pi/servlet.starweb?path=pi/pi.web) (6) Universität Heidelberg, Auktionskataloge – digital, Deutschland (http://artsales.uni-hd.de) (7) Galerie Heinemann online, Deutschland (http://heinemann.gnm.de/de/recherche.html) (8) Lootedart, Polen (http://lootedart.gov.pl/en) (9) NARA, Holocaust-Era Assets, USA (www.fold3.com) [Abruf: 18.05.2020].

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