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Unbekannt, Deutschland, 18. Jahrhundert

Damenbildnis (Brustbild)

Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Öl auf Leinwand
Maße 61 x 60 cm
Münchener-Nr. 13653
Linz-Nr. Keine
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Das Gemälde eines unbekannten Künstlers ist vermutlich in der Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden. Laut der Property Card im Archiv der Kunstverwaltung wird es einem deutschen Meister zugeschrieben,[1] während die Restitutionskartei im Bundesarchiv auf einen oberitalienischen Künstler verweist.[2]

Das Brustbild zeigt eine Frau im Halbprofil, den Blick nach rechts oben gerichtet vor dunklem Hintergrund. Das perlenbesetzte, dunkelbraune Haar der Dargestellten fällt auf ihre rechte Schulter. Sie trägt ein weißes Unterkleid, darüber ein blaues Gewand mit einem roten Überwurf. Ihre rechte Schulter ist entblößt, in der Hand hält sie eine Tasse mit goldenem Rand.

Das Werk ist weder signiert noch datiert.

Folgende Hinweise können der Rückseite entnommen werden: in blauer Fettkreide „13653“ (Mü-Nr.); in Schwarz, zweimal „K 1823 P“ (Kremsmünster); in Bleistift, zweimal „2/355“ (nicht identifiziert), „I. B. 240“ (Inventarnummer Königliche Garde-Meubles-Verwaltung); weißes, blau umrandetes Etikett „Königl. Garde-Meubles- / Verwaltung / Cap. I. B. No. 240“ (Königliche Garde-Meubles-Verwaltung); weißes Etikett, mit Reißzwecke befestigt „13653“ (Mü-Nr.); in weißer Kreide [unleserlich] (nicht identifiziert).

[1] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 13653.

[2] Vgl. BArch Koblenz, B323/667, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 13653. Auf der zugehörigen Property Card der Ministerpräsidentenkartei im Bundesarchiv wird hingegen auf einen deutschen Künstler verwiesen. Vgl. BArch Koblenz, B323/765.

Provenienz

Zeittafel
(…) 
O. J.Königliche Garde-Meubles-Verwaltung
(…) 
Bis 08.03.1943Nachlass Hans Posse (1879–1942), Dresden
Ab 08.03.1943Reichsvermögen („Sonderauftrag Linz“)
Ab 1943Eingang in das Kloster Kremsmünster
Ab Sommer 1943Eingang in das Bergwerk Alt-Aussee
03.11.1945Eingang in den Central Collection Point München
Seit 1949Bundesvermögen

Ein Etikett auf der Rückseite des Gemäldes weist auf die Königliche Garde-Meubles-Verwaltung hin.[1] Objekte mit einem solchen Etikett sind im Garde-Meubles-Verzeichnis „Bilder-Katalog 1882–1910“ des sächsischen Hausmarschallamtes gelistet. Dieses enthält die Ausstattungsstücke der wettinischen Immobilien, unter anderem das Dresdner Residenzschloss, Schloss Moritzburg, Schloss Pillnitz, die mit dem Auseinandersetzungsvertrag zwischen dem Freistaat Sachsen und dem ehemaligen Königshaus Wettin im Jahre 1924 aufgeteilt wurden. Das Verzeichnis „Bilder-Katalog 1882–1910“ konnte im Bestand des sächsischen Hausmarschallamtes im Sächsischen Staatsarchiv nicht ermittelt werden.[2]

Das Werk wurde am 8. März 1943 vom Deutschen Reich aus dem Nachlass von Dr. Hans Posse (1879–1942) für den „Sonderauftrag Linz“ erworben.[3] Es erhielt jedoch keine Linzer Inventarnummer.

Dr. Hans Posse wurde im Jahr 1879 als Sohn des Direktors des Sächsischen Hauptstaatsarchivs und Geheimrats Otto Adalbert Posse (1847–1921) in Dresden geboren.[4] Er studierte Kunstgeschichte, Archäologie und Geschichte in Marburg sowie Wien und promovierte im Jahre 1903 mit einer Arbeit über den italienischen Maler Andrea Sacchi (1599–1661). Im selben Jahr erhielt er eine Anstellung als Volontär am Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin, wo er alsbald zum Assistenten von Wilhelm von Bode (1845–1929) aufsteigen konnte. Nach Studienaufenthalten in Florenz und Rom wurde Posse im Alter von nur 31 Jahren als Direktor der Gemäldegalerie nach Dresden berufen. Ab dem 1. Juli 1939 war Posse als Sonderbeauftragter Adolf Hitlers (1889–1945) mit dem Aufbau einer Kunstsammlung für das geplante „Führermuseum“ in Linz  („Sonderauftrag Linz“) betraut. Unter seiner Leitung wurden 2.470 Kunstwerke für das Museum in Linz angekauft.[5] Am 7. Dezember 1942 verstarb Posse in Berlin. Teile seines Nachlasses befinden sich heute in der Kunstverwaltung des Bundes, im Archiv der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden sowie im Archiv des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. Letzteres verwahrt unter anderem die von Posse geführten Tagebücher aus den Jahren 1936 bis 1942. Diese enthalten zwar Notizen bezüglich des Ankaufs von Kunstwerken, jedoch wurden im Rahmen von Recherchen keine Hinweise zum Ankauf von Kunstwerken für seine private Kunstsammlung gefunden.

Die Nummer K 1823 P auf der Property Card sowie auf der Bildrückseite weist auf die Lagerung des Gemäldes im Depot Kremsmünster hin. Das beschlagnahmte Stift Kremsmünster in Österreich war das erste Auslagerungsdepot des „Sonderauftrages Linz“. Ab Mai 1941 wurden hier Kunst- und Kulturgüter untergebracht, die für das „Führermuseum“ erworben wurden.  Aus Sorge vor Luftangriffen, wurde das Depot bereits 1943 aufgelöst und dort gelagerte Objekte zunächst in Depots in Hohenfurt sowie Thürntal umgelagert.

Um das Werk vor Kriegseinwirkungen zu schützen, erfolgte ab 1943 die Einlagerung in das Salzbergwerk Alt-Aussee in der Steiermark. Nach Sicherstellung durch US-Soldaten wurde es am 3. November 1945 in den Central Collecting Point in München verbracht.[6] Am 1. Dezember 1948 übergab die amerikanische Militärregierung das Kunstwerk mit allen ebenfalls bis dahin nicht bereits restituierten Kunstgegenständen in die Treuhänderschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten, Hans Ehard (1887–1980). Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde das Werk 1949 gemäß Artikel 134 Grundgesetz Bundesvermögen.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt nach dem bisherigen Kenntnisstand die Provenienz ungeklärt.[7]

Bearbeitungsstand: 2019

[1] Für das Folgende vgl. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Provenienzforschung Provenienzmerkmale, Klebemarke der Königlichen Garde-Meubles-Verwaltung. URL: https://skd-online-collection.skd.museum/Details/Index/2272561 [Abruf: 05.08.2019].

[2] Vgl. Auskunft des Sächsischen Staatsarchivs, Dresden vom 14.08.2019.

[3] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 13653.

[4] Für das Folgende vgl. Leibniz-Gemeinschaft, Digiporta. Digitales Porträtarchiv, Hans Posse. URL: www.digiporta.net/pdf/GNM/Posse_110778888.pdf [Abruf: 14.02.2019]. Siehe auch: Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gilbert Lupfer, Thomas Rudert (Hgg.), Kennerschaft zwischen Macht und Moral. Annäherungen an Hans Posse (1879–1942), Köln/Weimar/Wien 2015.

[5] Vgl. Hanns Christian Löhr, Das Braune Haus der Kunst. Hitler und der „Sonderauftrag Linz“. Kunstbeschaffung im Nationalsozialismus, Berlin 2016, S. 46.

[6] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, zugehörige Property Card des CCP München.

[7] Überprüft wurden folgende Verlustdatenbanken und digitalisierte Archivunterlagen zum verfolgungsbedingten Entzug von Kulturgütern im Nationalsozialismus sowie historische Auktionskataloge: (1) LostArt Datenbank, Deutschland (www.lostart.de) (2) The Central Registry of Information on Looted Cultural Property 1933–1945, Object Database, Großbritannien (www.lootedart.com) (3) Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, Database of Art Objects at the Jeu de Paume (www.errproject.org) (4) Répértoire des biens spoliés, Frankreich (www.culture.gouv.fr/documentation/mnr/MnR-rbs.htm) (5) The Getty Research Institute, German Sales Catalogs, 1930–1945, USA (http://piprod.getty.edu/starweb/pi/servlet.starweb?path=pi/pi.web) (6) Universität Heidelberg, Auktionskataloge – digital, Deutschland (http://artsales.uni-hd.de) (7) Galerie Heinemann online, Deutschland (http://heinemann.gnm.de/de/recherche.html) (8) Lootedart, Polen (http://lootedart.gov.pl/en) (9) NARA, Holocaust-Era Assets, USA (www.fold3.com) [Abruf: 30.07.2019].

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