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Hosemann, Theodor

Knabe mit Tieren (Savoyardknabe mit Tieren; Savoyardenknabe mit kostümierten Äffchen, Pony und zwei Hunden)

Entstehungsjahr um 1855
Technik Öl auf Leinwand
Maße 37 x 44,5 cm
Münchener-Nr. 13661
Linz-Nr. 2329
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Der Maler, Illustrator und Graphiker des Berliner Biedermeier Theodor Hosemann (24. September 1807 in Brandenburg an der Havel  bis 15. Oktober 1875 in Berlin) war zunächst als Zeichner in der Lithografischen Anstalt „Arnz & Winckelmann" in Düsseldorf angestellt und besuchte gleichzeitig die Kunstakademie Düsseldorf. 1928 ging er als erster Zeichner der Lithografischen Anstalt „Arnz & Winckelmann"  mit dem späteren Verlag Winckelmann & Söhne nach Berlin  Er wurde als Illustrator, Graphiker und Maler berühmt. Bereits 1832 nahm er an der Berliner Akademie Ausstellung teil.1 In Hosemanns malerischen Schaffen finden sich Seestücke, die heimatliche, märkische Landschaft, das kleinbürgerlichen und bäuerlichen Genre und Tierdarstellungen wieder. Hosemanns erstes Gemälde, „ Der Fuhrmann und seine Geliebte“ entstand bereits 1833. Das Bild wurde gleichzeitig als Stich verbreitet. Die enge Beziehung zwischen Originalgemälde und reproduzierter Wiedergabe vermochte Hosemann nicht zu verleugnen.2  

Hosemann bewies mit der Thematik seiner Genrebilder ein ausgeprägtes soziales Gespür. Er richtet sein Augenmerk auf eine soziale Schicht, die bis dahin kaum ins allgemeine Bewusstsein gedrungen war. In einer nüchtern- humorvollen Sehweise erklärte er soziale Randtypen für bildwürdig. 1857 wurde er zum Professor an der Berliner Akademie der Künste ernannt und dort 1860 zum Mitglied berufen. Er unterrichtete unter anderem auch Heinrich Zille

Seine Kunst wurde um 1875 eher unter einem nostalgisch – idyllischen Aspekt betrachtet. Bis zur  Jahrhundertwende ist er fast vergessen doch dann wurde er in wachsendem maße wieder beachtet und geschätzt.

Das vorliegende Gemälde zeigt einen Savoyardenknabe mit einem kostümierten Äffchen auf dem Arm, neben seinem grasenden Pony stehend, vor ihm zwei Hunde. Das Pony nach halblinks hinten, grasend; Knabe stehend, auf Arm das Äffchen, davor Hunde. Im Bildhintergrund links eine Hauswand und rechts Blick in Wald. Der Mangel an Erwerbsmöglichkeiten zwang junge Savoyer, auch Savoyarden genannt, lange Zeit zur Abwanderung aus den Savoyen, einer historische Landschaft, die sich heute im wesentlichen auf die französischen Départements Haute-Savoie und Savoie verteilt und aus den Savoyer Alpen und den Grajischen Alpen besteht.

Provenienz

Zeittafel
1922verm. Sammlung Carl Schweidler, Berlin3
Bis 1942Sammlung Geheimrat Alexander Prentzel, Berlin
12.5. 1942Auktion Hans W. Lange, Berlin an „Sonderauftrag Linz“ für RM 14.5004

Die TVK München ermittelte, dass das Gemälde am 8.5. 1942 auf der Auktion von H.W. Lange, Berlin (Kat.Nr. 63, Abb.T.20) aus der Sammlung Geheimrat Prentzel Berlin von der Reichskanzlei Berlin erworben wurde.5

Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes. Im Auktionskatalog der Berliner Auktionsfirma Hans W. Lange zur Sammlung des Geheimrat P., Berlin ist vermerkt, dass das Gemälde Savoyardenknabe mit einem kostümierten Äffchen auf dem Arm für RM 5.000 angeboten wurde und für RM 14.500 verkauft wurde.

Der Käufer ist nicht vermerkt.6

Unterlagen zu Auktionen von H. W. Lange im Landesarchiv Berlin sind für das Geschäftsjahr 1942 nicht erhalten geblieben.7

Der Berliner Auktionator Hans. W. Lange „arisierte“ das von Paul Graupe bis 1937 betriebene Auktionshaus und agierte als Verkäufer der Berliner Finanzbehören. Er kaufte unter anderem von französischen Kunsthändlern 1944 zahlreiche Gemälde auf, um sie für den „Sonderauftrag Linz“ weiter zu verkaufen.8 Im Landesarchiv Berlin befinden sich im Bestand der Landesleitung der Reichskammer der bildenden Künste  keine Unterlagen zu Auktionen von Hans W. Lange aus dem Jahr 1942 mit Angaben zu Einlieferern und den zu versteigernden Objekten.9

Der Geheime Regierungsrat Alexander Prentzel (1.12. 1875 in Goslar bis 1955) arbeitete zunächst als Verwaltungsbeamter im Preußischen Staatsdienst und ab 1919 im Deutschen Kalisyndikat und im Reichskalirat.10 Er lebte sowohl in Koblenz als auch in Berlin.11 Ab 1926 wurde er in den Vorstand des Deutschen Kalisyndikats in Berlin berufen. Diese Funktion hatte er nachweislich noch im Jahre 1943 inne. Ein Verfahren nach dem Rückerstattungsrecht zu Alexander Prentzel wurde bisher nicht ermittelt.12 Nachlässe von Alexander Prentzel sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht verzeichnet.13

Die kunsthistorischen Recherchen zu dem interessierenden Gemälde ergaben Folgendes. Das Gemälde könnte sich 1922 möglicherweise im Besitz von Carl Schweidler, Bilderrestaurator, Flemingstraße 22 III.14 in Berlin befunden haben. Franz Weinitz verweist in seiner Publikation zu Hosemann, auf die Sammlung des Karl Schweidler in Berlin, aus dessen Besitz zahlreiche der abgebildeten Ölbilder und Grafiken in seiner Publikation stammen, so möglicherweise auch das dargestellte Gemälde „Wanderzirkus“.15

Die kunsthistorischen Recherchen zu Hosemann ergaben sowohl im Werkverzeichnis, als auch in anderen kunsthistorischen Nachschlagewerken keine neuen Informationen.16

Die Provenienz ist soweit geklärt. Zum jetzigen Zeitpunkt liegen keine Anhaltspunkte für einen NS-verfolgungsbedingten Verkauf vor.

Stand: 2009

1 Becker, 1983, S. 19.
2 Ebenda, S. 178.
3 Weinitz, 1922, S. 21 mit Abb., Wanderzirkus, Nr. 1855.
4 Auk.kat. H. W. Lange, Die Sammlung des Geheimrat P., Berlin. Deutsche Meister des 19. Jahrhunderts, Versteigerung für 8. Mai 1942 geplant, auf 12. Mai 1942 verlegt S. 15, Nr. 63, Leinwand H. 37 cm, Br. 44 cm, Tafel 20, Notation: Angebot für 5000, verkauft für 14500,00.
5 BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 2242/1.
6 Auk.kat. H.W. Lange, Die Sammlung des Geheimrat P., Berlin. Deutsche Meister des 19. Jahrhunderts, Versteigerung für 8. Mai 1942 geplant, auf 12. Mai 1942 verlegt S. 15, Nr. 61, Abb. T 20.
7 LAB, A Rep 243 – 04.
8 Feliciano, 1998, S. 118 f.
9 LAB, A Rep 243 – 04.
10 Neue deutsche Biographie, 2001, Bd. 20, S. 699.
11 1922 in Berlin-Grunewald, Hubertusallee 34, vgl. Berliner Adressbuch, 1922, Teil 1, S. 2561; bis 1937 in Berlin - Dahlem, Griegstraße 16E. vgl.  Berliner Adressbuch, 1936, Teil 1, S. 2110. Berliner Adressbuch 1938, Teil 1, S. 2063.
12 Provenienzdokumentation BADV Berlin, siehe Mü-Nr. 10504. Vgl. http://www.badv.bund.de.
13 Verbundkatalog Kalliope, zentraler Sucheinstieg Nachlässe und Autographen in Deutschland, vgl. http://kalliope.staatsbibliothek-berlin.de.
14 Berliner Adressbuch, 1920, Teil 1, S. 2641.
15 Weinitz, 1922, S. 6. Zahlreiche Ölbilder und grafische Blätter, die wir hier zeigen, entstammen der Hosemann – Sammlung des Herrn Karl Schweidler in Berlin, S. 21, Nr. 1855 mit Abb.: Wanderzirkus, Ölbild.
16 Becker, 1981; Boetticher, 1848, S. 604, 65 Ölgemälde; Hundert Jahre Berliner Kunst, 1929, S. 95 – 98; Becker, 1983.

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